Fräsen einer Rändelmutter für Werkspfeiler

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Falls hier theoretische Hilfen angeboten werden, so sollen und können sie keinen Uhrmacher ersetzen. Sie sind ohne jede Garantie oder Gewähr und jeder muss selbst wissen, was er sich zutrauen kann und dass man mit einem Selbstversuch evtl. leichtfertig die Uhr zerstören könnte. Vor allen Dingen wertvolle Uhren gehören in die Hand eines Fachmanns. Vielleicht sogar eines Fachmanns hier aus dem Forum. Laien sollten unbedingt den oben angepinnten Hinweis über Uhrenfedern lesen.
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teslak
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Re: Fräsen einer Rändelmutter für Werkspfeiler

Beitrag von teslak » Fr 26. Aug 2011, 13:22

Hallo Freddy,

vielen Dank für die ausführliche Antwort. Natürlich hast du damit Recht dass die Rändelung an sich genormt war und noch immer ist. Die Frage nach der Normung bezog sich auf die Ausführung der Rändelschraube selber. Wenn man da Bilder von alten Uhren sich ansieht, dann nimmt man die relativ große Vielfalt der möglichen Ausführungen wahr. Auf diese habe ich abgezielt. Ich habe auch schon die diversen Normungen zu Muttern durchgesehen bzw. Normteile-Hersteller wie z.B. Ganter und ähnliche, aber die schönen Muttern so wie sie damals in den Uhren verbaut wurden sind nicht dabei.
Auch zum Rändeln ist alles richtig was du geschrieben hast. Ich habe aber das Problem, dass ich nur eine relativ kleine Drehmaschine habe und die gibt beim Prägen sehr nach, deshalb war ich auch mit dem Ergebnis nicht zufrieden. Für normale Anwendungen hätten sie mir jederzeit gereicht, aber diese sollten für die Uhr ordentlich werden, auch wenn ich dir jetzt nicht sagen kann wie ich dieses ordentlich definiere. Es wäre für mich ein leichtes die Arbeiten in unserer Entwicklungswerkstatt durchzuführen, aber ich will meine Teile unbedingt auf meinen Maschinen mit meinen Möglichkeiten erstellen, auch wenn das manchmal bedeutet umständlich arbeiten zu müssen.

viele Grüße,
Dieter

karlo

Re: Fräsen einer Rändelmutter für Werkspfeiler

Beitrag von karlo » Fr 26. Aug 2011, 14:14

@Freddy

Natuerlich gab es Normen. Es hat sich, ganz besonders in der Uhrenindustrie, nur niemand danach gerichtet. Besonders nicht in so lebenswichtigen Bereichen wie Raendelung/Kordelung.

Ich, im Handwerk, ok, wir sind noch 100 Jahre weiter zurueck, durfte nur eine Stahlplatte von ca. 100x60x8 um einen Millimeter runterfeilen.

Das nur zu: Jeder blabla.........

Karlo

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soaringjoy
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Re: Fräsen einer Rändelmutter für Werkspfeiler

Beitrag von soaringjoy » Fr 26. Aug 2011, 14:51

Scheinbar gibt es ein Problem mit der Sprachregelung.

Zunächst sprach ich von "Normung" bei den Herstellern,
denn zumindest bis zum Zeitpunkt "X" machten die es,
wie sie lustig waren.

Zum anderen ist es eine Frage der Zeit, von der gesprochen wird.
Bei Uhren gab es erste Standardisierungsbemühungen mit der
Gründung der Uhrmacherschule Furtwangen, 1850.
Zugegeben, Holzplatinenuhren hatten selten Rändelmuttern...

Aber auch in der Uhrenindustrie gab es um 1890 herum lediglich Tendenzen,
zur Tradierung des technischen Wissens durch Zünfte.
Ernsthafte Bemühungen um eine "Deutsche Industrie Norm" gab es erst
während des Ersten Weltkrieges und die erste DIN (1) kam im Jahre 1918;
bis Ende der 1920er Jahre waren es bereits einige tausend, aber alles verlief
sukzessiv.

Natürlich gab es bereits vorher in vielen Bereichen "Normungen", i.e. sei
die Waffen- und Munitionsproduktion angesprochen.
Allgemeine Gültigkeiten hatten sie jedoch nicht unbedingt.

Quelle: Universität Münster

J.
"tempus nostrum"

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Re: Fräsen einer Rändelmutter für Werkspfeiler

Beitrag von soaringjoy » Fr 26. Aug 2011, 15:01

Das gewünschte Bild.

Nummer 1, 2 und 4 haben einen Gesamtdurchmesser von
10mm; Nummer 3 hat 12mm.
DSC07267.JPG
J.
Du hast keine ausreichende Berechtigung, um die Dateianhänge dieses Beitrags anzusehen.
"tempus nostrum"

Edelweiss

Re: Fräsen einer Rändelmutter für Werkspfeiler

Beitrag von Edelweiss » Fr 26. Aug 2011, 15:05

Hallo Dieter, hallo an das Forum,

neidvoll muss bei objektiver Betrachtung / Bewertung festgehalten werden: deine Werkbefestigungsschraube(n) ist (sind) gut ausgefallen.

Aufgrund deines Herstellverfahrens sind sie gelungen. Respekt!

Das es sich um eine alte Uhr handelt, davon konnte ich nicht ausgehen. Deine Tätigkeit hat mehr den restauratorischen Hintergrund.
Nachbau eines alten Werkes, einer alten Uhr oder bekommt ein altes Werk einzelne Bauteile zur Wiederbelebung?
An was für einer Uhr baust du?

Ich unterstelle mal, du wirst uns erst nach der Vollendung des Werkes und damit die ganze Uhr bildlich präsentieren (?)

Bei alten Uhrwerken muss sicherlich davon ausgegangen werden, jede Uhrwerkfabrik / Uhrenfabrik wird ihre „Hausnormen“ gehabt haben. Ich nehme an, je Stilepoche der Uhr fielen entsprechend Aussehen bestimmter sichtbarer Bauteile des Werkes aus.
Was ja nicht unbedingt heißt, die Uhrenfabrik hätten diese Bauteile selber gemacht. Häufig waren Subunternehmungen beauftragt.

An das Forum:
Mir fällt spontan die Firma Hermle ein.
Hat sich schon mal einer mit der Frage bezüglich solchen Bauteildetails (also Dieters „Problem“) an Hermle (oder einer anderen Manufaktur, welche vor 100 Jahren und auch heute noch, unter dem deutschen Dach Uhren / Uhrwerke herstellte) fragend gewandt?
Gibt es von Euch Erfahrungen / Ergebnisse?

Ich werde mich mal an Hermle wenden!

Die DGC beheimatet Ansprechpartner zu Fachthemen.
An die Herren Admis / Moderatoren:
Habt ihr Tipps, an welchen dieser Fachleute sich zu wenden lohnen könnte (im Sinne Erfolg)?

Die zentralen Fragen:
- Wie wurden vor 100 Jahren Rändelung / Kordelung angefertigt?
- Hausnormen oder?
- Mit welcher technischen Möglichkeit (heute) kann optisch / funktionell ein oder mehrere Analogteile gefertigt werden (Authentizität)?

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Re: Fräsen einer Rändelmutter für Werkspfeiler

Beitrag von astrolab » Fr 26. Aug 2011, 15:15

soaringjoy hat geschrieben:Das gewünschte Bild.

Nummer 1, 2 und 4 haben einen Gesamtdurchmesser von
10mm; Nummer 3 hat 12mm.

J.
Rändelräder für die Nr. 4 suche ich schon seit längerem vergeblich.
Gruß
Rolf
-------------------------------------------------
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Re: Fräsen einer Rändelmutter für Werkspfeiler

Beitrag von soaringjoy » Fr 26. Aug 2011, 15:17

Hallo Freddy,

prinzipiell gibt es (unter anderem) hier entsprechende Fachleute:

http://www.f-h-u.de/mitglieder.htm

Ansonsten lohnt sich ein Besuch beim

Lebendiges Uhrenindustriemuseum, Villingen-Schwenningen.

http://www.uhrenindustriemuseum.de/home.html

Dort kannst Du en Detail sehen, wie noch in den 1920er Jahren
produziert wurde - an den originalen Maschinen.
Das Museum ist zudem in der alten Fabrik von Bürk beheimatet.

Fachliteratur gibt es in der DGC-Bibliothek wohl zu hauf.

http://www.dg-chrono.de/bibliothek/buchbestand

J.
"tempus nostrum"

karlo

Re: Fräsen einer Rändelmutter für Werkspfeiler

Beitrag von karlo » Fr 26. Aug 2011, 15:28

Authentizität oder Faelschung?

Beim Raendel kommt es doch nur darauf an, dass die Durchmesser passen.
Wo ist denn da das Problem?
Ein Raendelrad, dass sich nicht komplett abwaelzen kann, erzeugt halt was griffiges, aber kein Raendel.

Karlo

Edelweiss

Re: Fräsen einer Rändelmutter für Werkspfeiler

Beitrag von Edelweiss » Fr 26. Aug 2011, 16:33

Guten Tag,

ich schrieb:
… Die DGC beheimatet Ansprechpartner zu Fachthemen.
An die Herren Admis / Moderatoren:
Habt ihr Tipps, an welchen dieser Fachleute sich zu wenden lohnen könnte (im Sinne Erfolg)?


@karlo: wir im Forum dachten nicht an „Fälschung“! Warum auch …
Das Bauteil soll optisch / funktionell dem alten Vorbild entsprechen. Dieter sah in der Herstellung das Problem.

@soaringjoy und karlo: meine Frage hätte einen, zwei oder drei DGC-Mitgliedsnamen zur Antwort gehabt. Bitte schaut in die jüngste DGC-Mitgliederzeitung Mitteilungen Nr 126, die Seite 76, rein.


Wie angekündigt, ich habe mich an Hermle gewandt.
Dieter, sobald mir eine Antwort vorliegt melde ich mich wieder.

Schönes Wochenende wünscht

teslak
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Re: Fräsen einer Rändelmutter für Werkspfeiler

Beitrag von teslak » Fr 26. Aug 2011, 17:43

Hallo zusammen,

@jürgen,
vielen Dank für die Bilder und angaben zum Durchmesser, so etwas habe ich mir gewünscht. Ich werde versuchen die Proportionen auf eine Skizze zu übetragen. Die Hohl-rändelräder gibt es noch zu kaufen, jedoch habe ich mangels Erfahrung im Umgang mit den Rädern nur sehr unzureichende Ergebnisse erhalten.

@Freddy,
ich bin bezogen auf Uhren ein absoluter "Frischling" der dabei ist innerhalb seiner Möglichkeiten sich in die Thematik einzuarbeiten. Besonders haben es mir Pendeluhren angetan. Momentan bin ich dabei eine Pendeluhr mit einem Sekundenpendel zu bauen. Hilfe und Unterstützung bekomme ich dabei von meinen Uhrenfreund Ing aus Erfurt. Momentan stehen eben die Muttern auf den Programm. Da ich auch eigene Ideen mit hineinbringen will gibt es natürlich mal mehr oder weniger starke Abweichungen zu den Vorbildern. Ich bastle mit gewissen Anspruch an die Ergebnisse und werfe die "Probestücke" so lange in den Spänekübel bis sie mir gefallen. Da es für mich Hobby und Entspnnung ist, ist der Zeitbedarf bis zu Fertigstellung untergeordnet. Vorteil bei der ganzen Aktion, ich lerne sehr viel dazu, theoretisch und vor allem auch praktisch. Wenn ich eines Tages die Uhr zum Laufen gebracht habe werde ich sie natürlich vorstellen, bis dahin zeige ich meine Einzelergebnisse und den Weg dahin.

@ Karlo
ja da hast du vollkommen recht, das sind häufig Anfängerfehler dass der Umfang des zu rändelnden Rades nicht mit der Teilung des Rändels übereinstimmt. Einen zusätzlichen Einfluss hat nach meiner Meinung nach aus die kleinen, weichen und instabilen Drehmaschinen mit denen z.B. ich als Bastler arbeite. Wie handhabt das eine Profi? Gebe mir doch bitte mal einen Tipp dazu.

Viele Grüße,
Dieter

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