Instandsetzung Wanduhr, brauche Hilfe

Funktion, Ratschlaege, Fragen,.....
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Falls hier theoretische Hilfen angeboten werden, so sollen und können sie keinen Uhrmacher ersetzen. Sie sind ohne jede Garantie oder Gewähr und jeder muss selbst wissen, was er sich zutrauen kann und dass man mit einem Selbstversuch evtl. leichtfertig die Uhr zerstören könnte. Vor allen Dingen wertvolle Uhren gehören in die Hand eines Fachmanns. Vielleicht sogar eines Fachmanns hier aus dem Forum. Laien sollten unbedingt den oben angepinnten Hinweis über Uhrenfedern lesen.
Philclock

Re: Instandsetzung Wanduhr, brauche Hilfe

Beitrag von Philclock » Mi 22. Jun 2011, 00:08

Also ich kann dem nur zustimme!

Der Spruch mit den 3 Tagen bis hin zum Torubilionbau war echt ein wenig daneben.

Jeder hat mal angefangen und wenn jeder mit seiner Wanduhr von der Oma kommen würde,dann
müssten die paar Uhrmacher die es noch gibt eine Lagerhalle anmieten.

Und wenn Du mal einen Zapfen abbrischst (was mir am Anfang auch mal passiert war),dann kannst Du immer
noch zu Uhrmacher gehen.

Ich bin sonst auch immer etwas skeptisch wenn einer mal eben seine Uhr selber überholen will aber hier sind
alle guten Eigenschaften für ein Gelingen doch gegeben,also sehe ich da überhaupt kein Problem.

Na dann viel Spaß bei der Überholung deiner Uhr! :D

Und für Fragen gibt es dann auch das Forum. :D

winne
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Re: Instandsetzung Wanduhr, brauche Hilfe

Beitrag von winne » Mi 22. Jun 2011, 02:17

@ Uncle Tom

Hallo Thomas

Die allermeisten von uns sind so angefangen wie Du!
Und heute hat keiner mehr Angst vor irgendeiner Reparatur an seinen Uhren, der alte Spruch Übung macht den Meister gilt auch heute immer noch!
Also viel Gelingen bei der Überholung von Omas Uhr.

Und wie schon Phil sagte: für Fragen gibt es das Forum

Gruß Winne

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Gnomus
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Re: Instandsetzung Wanduhr, brauche Hilfe

Beitrag von Gnomus » Fr 24. Jun 2011, 00:33

Hallo Uncle Tom,
gerade diesen Hinweis von Jürgen solltest Du auf jeden Fall ernst nehmen:
soaringjoy hat geschrieben:Beim späteren Zusammenbau wirst Du allerdings merken, dass die Räder, insbesondere
auf der Schlagwerkseite, alle in einem bestimmten Verhältnis zueinander stehen müssen.
Es haben sich schon viele gewundert, warum nach dem Zusammenbau das Schlagwerk nicht richtig oder nur ein paar Tage funktionierte. Entweder ging die Schlagauslösung nicht richtig oder das Schlagwerk lief unter Last an, bei teilweise entspannter Feder macht das Schlagwerk dann nicht mehr mit. Etwa so. als wenn Du im 4. Gang anfahren willst.
Falls Du das Werk noch nicht zerlegt hast: Vielleicht kannst Du beim Schlagwerk die Zähne, die ineinander greifen, markieren. Filzstift oder so. Aber die Markierung nicht abwischen! Das betrifft alle Zahnräder, die außer Zähnen noch was haben, sei es ein Stift, ein Stern zum Heben der Zähne oder ähnliches. Wenn allerdings das Schlagwerk schon falsch zusammengesetzt war, hilft das alles auch nix. Dann müssen wir Schritt für Schritt vorgehen.
Gruß
Micha

UncleTom
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Re: Instandsetzung Wanduhr, brauche Hilfe

Beitrag von UncleTom » Sa 25. Jun 2011, 12:43

Hallo zusammen,

erstmal vielen Dank an euch alle für die angebotene Hilfe und den Zuspruch der letzten Tage, hätte nicht gedacht dass ich hier gleich eine solche Resonanz bekomme. Dass ich nicht auf Anhieb zum Uhrmacher mutieren werde, war klar. Meine Motivation zu diesem Projekt besteht auch nicht darin Geld zu sparen sondern es geht um die Arbeit an sich, Funktion und Abläufe zu verstehen, auch mal Fehler zu machen und wieder auszumerzen. Ich habe schon öfter mal 50 oder mehr Stunden (damit wird’s hier mit Sicherheit nicht getan sein) in Dinge investiert die ich für ein paar Euro hätte kaufen können, am Ende zahl ich meist noch drauf weil ich mir spezielles Werkzeug oder Material kaufen muss.
Ich werde natürlich versuchen das Forum nicht mit jeder banalen Frage vollzumüllen, hab mir das eher so vorgestellt dass ich mir selber Gedanken mache wie was zu tun ist und mir meine Vorgehensweise von euch bestätigen oder – wahrscheinlich öfter - korrigieren lasse. Schritt für Schritt.
Ich habe beruflich hauptsächlich mit Cu-Legierungen und Passungen im Millimeterbereich und darunter zu tun, darum erschrecken mich z.B. auch die Dimensionen der Lager und Zapfen dieser Uhr nicht wirklich.
Mit sowas zu Beispiel:
Bild

@soaringjoy
Der Vorschlag, erstmal an einem alten Uhrwerk zu üben, ist im Grunde sicherlich richtig. Nur kenne ich mich gut genug um zu wissen, dass ich, wenn ich an etwas arbeite, nur um es hinterher in die Tonne zu werfen, relativ schnell die Lust daran verliere. Das Ausbuchsen und Aufreiben der Lager probier ich ohnehin erst einige Male an einem Messingblech entsprechender Dicke mit simulierten ausgelaufenen Lagern bevor es an die Platine geht und neu zu fertigende Teile wie das Federhaus kann ich ja auch öfter machen wenn es aufs erste mal nicht passt. Trotzdem danke für den Ratschlag und die Infos.

@Phalos
Das Viertelrohr saß wirklich sehr fest, gut dass du mich gewarnt hast. Ich habe meinen Abzieher daraufhin so konstruiert dass die Welle so gut wie es geht in der Abdrückschraube geführt ist um sie nicht zu verbiegen. Ist auch gelungen, war aber doch relativ hoher Kraftaufwand nötig für das kleine Teil.
Bild

@Gnomus
Ja, sieht fast so aus als hätte ich hier den ersten Fehler gemacht. Ich habe den Hinweis auf den Auslösemechanismus bezogen, also auf die Positionierung von Viertelrohr, Stundenrad und Staffel. Diese ließen sich ja, so wie ich es sehe, durch Umstecken der besagten Teile zueinander einstellen, abgesehen vom Viertelrohr, das in richtiger Position zum Minutenzeiger aufgesteckt werden muss um den Schlag pünktlich auszulösen, richtig? Hätte besser vorher noch mal nachgefragt.
"Das Schlagwerk soll nicht unter Last anlaufen" . Damit kannst du eigentlich nur meinen, dass es beim Anlaufen nicht sofort den Hammer heben muss sondern erst den schon in angehobener Stellung wartenden Hammer auslöst. Dann hätte es etwas Zeit um Schwung zu holen und tut sich dann leichter den Hammer erneut zu heben. Die Räder müssten dann wohl so zueinander stehen dass, wenn sich der Stift des Anlaufrades am Auslösehebel fängt, der Schöpfer in den Rechen eingreift und der Hammer in gehobener Stellung kurz vor der Auslösung steht, so in etwa zumindest, ja? Ich kanns jetzt aus dem Kopf leider nicht mehr ganz nachvollziehen, habe das Werk bereits zerlegt. Aber der Schöpfer musste sowieso von der Welle runter, sonst wäre beim weiteren Hantieren garantiert was zu Bruch gegangen, und mit der Demontage des Schöpfers wären Markierungen wahrscheinlich eh hinfällig gewesen?
Beim Lesen deines Beitrags ist mir noch was eingefallen. Beim noch eingebauten Uhrwerk lief das Schlagwerk bereits ein, zwei Minuten vor der vollen/halben Stunde immer kurz an (ohne zu schlagen), hörte aber gleich wieder auf. Pünktlich zur vollen/halben Stunde lief es dann richtig an und schlug. Ich habe später schlichtweg vergessen mir diese Funktion am ausgebauten Uhrwerk nochmal genauer anzusehen.
Sei es wie es ist, die Beantwortung all dieser Fragen kann warten bis es wieder an den Zusammenbau geht, und soweit bin ich noch lange nicht.

Ich würde damit anfangen, die Zahnräder und Zapfen aufzuarbeiten.

Das Laternentrieb des Hebnägelrads:
Bild

Bild
Die Stifte sind so kurz dass sie reichlich axiales Spiel haben, zwei können sogar aus der unteren Bohrung rausrutschen.

Hier sehe ich eigentlich nur zwei Möglichkeiten zur Reparatur:
Zum einen könnte ich mit einem geeigneten Werkzeug die beiden Lochscheiben definiert gegeneinander soweit zusammendrücken bis die Stifte nicht mehr rausrutschen können, das eingreifende Zahnrad wäre ja schmal genug dass hierfür Platz wäre. Allerdings sehe ich hier die Gefahr dass die Scheibe danach nicht mehr fest genug auf der Welle sitzt. Meiner Meinung nach nicht der richtige Weg.
Ich würde die gepunzten Bohrungen soweit aufweiten dass ich die Stifte entnehmen kann, mir neue Stifte (Klavierdraht?) besorgen, auf richtige Länge bringen und die Bohrungen wieder vorsichtig einpunzen. Die Scheibe mit den Durchgangslöchern muss dabei natürlich auf einer festen Unterlage aufliegen damit sich nichts verschiebt.

Der Zapfen des Kleinbodenrades, deutlich eingelaufen
Bild
Hier bleibt wohl nichts übrig als den Zapfen leicht zu überdrehen bis die Riefen raus sind?

Der Zapfen des Minutenrades ist zahnradseitig um 0,05mm konisch und etwas eingelaufen, sollte also wohl auch zylindrisch überdreht werden, kann mir nicht recht vorstellen dass die Welle an dieser Stelle mit Absicht konisch wäre.
Ich denke, der Uhrmacher rolliert die Zapfen anschließend noch, wohl auch zwecks Materialverdichtung. Ich könnte sie höchstens vorsichtig polieren, entweder mit feinstem Polierleinen (800er/1000er) oder mit Polierpaste und Filzscheibe (bei rotierender Welle) oder vielleicht beides?

Nun, das wärs jetzt mal fürs erste, damit bin ich sicher mal einige Zeit beschäftigt. Hoffe mal dass ich mit meinen Vorstellungen nicht allzu falsch liege.

Gruß, Thomas

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soaringjoy
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Re: Instandsetzung Wanduhr, brauche Hilfe

Beitrag von soaringjoy » Sa 25. Jun 2011, 16:11

Thomas,

genau das meinte ich mit "ein oder zwei alte Werke zum üben".

Damit kannst Du experimentieren und auch die Funktion des
Schlagwerkes studieren sowie die Räderstellungen ausprobieren.
Auch das Herauslösen von Zapfen zum Korrigieren der Eingriffe
bei leicht gelösten Platinen lässt sich so üben; das wirst Du nämlich
machen müssen...

Ja, das Schlagwerk läuft zunächst etwas an, wir nennen das die
"Warnung". Dabei macht das Anlaufrad ca. eine halbe Umdrehung,
bevor es am Stift wieder durch einen Hebel blockiert wird.
Auch nach dieser Anlaufzeit sollte kein Schlaghammer bereits
unter Last stehen.
Erst zur genauen Schlagzeit fällt dieser Hebel ab und gibt das
Schlagwerk frei.
Nach dem letzten Schlag sollte der Hammerschwanz gerade die
Zacke des Sternrades (Hebnagelrad) passiert haben und frei sein.
Der Stift des Anlaufrades steht i.d.R. +/- bei einer "12 Uhr" Position.
Gleichzeitig liegt ein Hebel in der Nut des Schöpferrades an und
"verriegelt" das Schalgwerk.

Noch etwas zum Verständnis:
Du hast es nicht mit einem wertvollen, hochfeinen Uhrwerk zu
tun, sondern eher mit einem "Traktorenwerk".
Innerhalb gewisser Toleranzen schlackerte das Teil schon im
Neuzustand.
Ob Du die Zapfen polierst, rollierst oder was auch immer, ist relativ
egal. Wichtig ist lediglich, dass nicht zuviel Material abgetragen wird -
dann lieber den Zapfen ausbohren und erneuern.
Für die Hohltriebe kannst Du einen passenden Stahldraht nehmen, oder
gar bei den oberen Rädern, wo keine Kraft mehr anliegt, auch eine
Büroklammer. ;)
Die Stifte sitzen oftmals drehbar in den Naben - auch hier nicht so das
Problem.
Sie gehen auch zu einer Seite raus ohne Aufbohren - Spitzzange und
drehen. Genauso werden die neuen Stifte bis zum Anschlag hineingedrückt;
der trieb muss nicht vollständig zerlegt werden.

Zum Federhaus:
Warum denn ein Federhaus neu anfertigen?
Die übliche Methode ist das Ersetzen der defekten Zähne.
Das Neuteil wird per Schwalbenschwanz eingepasst und verlötet.
Danach werden die Zähne zurechtgefeit.
Auch bei vielen Zahnrädern ist diese Methode anwendbar, oder es
wird ein Blechteilstück auf den Radkranz gesetzt, in dem die Zähne
dann nachgefeilt werden. Die doppelte Materialstärke in dem Bereich
spielt so gut wie keine Rolle, denn die Triebe haben genug "Luft".

Im Einzelnen werden Dir aber sicher die Reparaturexperten weiterhelfen
können...

J.
"tempus nostrum"

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astrolab
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Re: Instandsetzung Wanduhr, brauche Hilfe

Beitrag von astrolab » Sa 25. Jun 2011, 18:37

Hallo Thomas,

ein schönes Buch ist "Das Reparieren alter Uhren" von Eric Smith. Ist auch vom Laien gut zu verstehen.
Da wird unter anderem auch das Einstellen des Schlagwerks behandelt.
Antiquarisch zu erhalten, z.B. bei der ZVAB. Preis zwischen 20 und 100 Euro.

Gruß Rolf
Gruß
Rolf
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Den Kopf nicht nur zum Haareschneiden verwenden

UncleTom
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Re: Instandsetzung Wanduhr, brauche Hilfe

Beitrag von UncleTom » Fr 22. Jul 2011, 16:46

Hallo zusammen,

sorry, hab mich ja lange nicht gemeldet und muss jetzt doch mal wieder über den Stand der Dinge berichten.

Für die Reparatur des defekten Hohltrieb des Kleinbodenrades habe ich Stecknadeln mit dem richtigen Durchmesser verwendet, sollte von der Festigkeit her eigentlich reichen da hier ja nicht mehr soviel Kraft anliegt.

Die Zapfen habe ich alle poliert, bzw. die stark eingelaufenen überdreht bis die Riefen raus waren.

Eine Schweinearbeit war das Ausbuchsen der Lager, die waren ja fast alle schon oval oder schon mal nachgepunzt waren, insgesamt hab ich 18 Stück ersetzt. Die Uhrmacher reiben ja die Lager glaub ich freihändig auf um anschließend die Buchse einzupressen, die mangelnde Erfahrung und Geschicklichkeit hierfür hab ich versucht mit meinen Maschinen auszugleichen. Ich hab mir eine Vorrichtung gebaut mit der ich die Platinen auf der Fräsmaschine immer wieder exakt gleich aufspannen kann. Ziemlich langwierig war die genaue Positionierung des Lagermittelpunkts. Habe mir hier beholfen indem ich ein Stück Messing Rundmaterial ins Bohrfutter der Fräse eingespannt und mit einem aufgespannten Drehstahl auf Durchmesser des jeweiligen Zapfens abgedreht habe damit exakter Rundlauf gewährleistet ist. Danach den Messingstift mit Edding geschwärzt, den ungefähren Mittelpunkt des Lagers angefahren und dann in 3 Richtungen (die ausgelaufene Seite ausgelassen) jeweils hundertstelweise verfahren bis Kontakt zwischen Stift und Lagerbohrung sichtbar wurde, anschliessend anhand der Maße ausgemittelt. Nun mit einem kleinen Fräser das Lager ausgestochen, dann ausgerieben und mit 90° ganz leicht angesenkt. In die Bohrung habe ich keine Buchse, sondern ein Stück Vollmaterial eingepresst. Das ließ ich auf beiden Seiten ca. 0,1mm überstehen und habe es anschliessend in der Presse leicht angestaucht damit es sich zur axialen Sicherung etwas in die Senkungen legen kann, danach plan abgefräst damit es eben mit der Platine wird. Jetzt den ursprünglichen Mittelpunkt des Lagers angefahren, zentriert, gebohrt, Ölsenkung angebracht und von der Innenseite auf Maß gerieben, anschliessend von der Aussenseite das Lagerspiel ausgerieben und beidseitig mit der Glättahle geglättet. Pro Lager hab ich dafür bestimmt 1-2 Stunden gebraucht, zum Schluss gings, wie immer, etwas schneller. Ja, ich weiß, ist für die Uhrmacherzunft wohl eine etwas ungewöhnliche Vorgehensweise, man möge mir verzeihen. Aber schon der erste Zusammenbau des Gehwerks zum Test zeigte ein positives Ergebnis, alles sehr leichtgängig, keinerlei stocken oder haken, durch leichtes Anblasen des Ankerrades setzte sich das Werk in Bewegung und das ganze wackelt natürlich auch nicht mehr ganz so schlimm wie zuvor.

Das defekte Federhaus samt Deckel hab ich neu gefertigt. Jürgen, es waren 7 Zähne in Reihe betroffen, vier Stück komplett hinüber und die anderen drei sahen auch nicht mehr besonders aus, das erschien mir ein bisschen viel für einen Einsatz. Weil ich natürlich keinen passenden Modulfräser habe und mir für einmaligen Gebrauch auch keinen kaufen wollte hab ich ein paar der besten Zähne in der Arbeit in einem 0,02mm Raster optisch vermessen und aus Werkzeugstahl nachgefräst, anschliessend Freiwinkel angefeilt, gehärtet und als Schlagzahn verwendet. Hat auch super funktioniert, nichts hakt oder hüpft, die Zahnräder laufen sauber und gleichmäßig ab.

Bild


Zum Aus- und Einbauen der Zugfedern hab ich mir mal im Netz angeschaut wie so ein Federwinder funktioniert und das dann eben so auf der Drehbank nachgemacht. Ging einfacher als ich dachte, brauchte nur einen Helfer der an der Spindel kurbelte. Irgendwo hab ich gelesen dass die ausgebauten Federn im Durchmesser mindesten viermal so groß sein sollen wie das Federhaus, ansonsten seien sie zu sehr ermüdet, ist das richtig? Meine waren nur ca. dreimal so groß, aber ich habs trotzdem noch mal damit probiert, werde ja sehen.

Nun, nach Zusammenbau und sparsamer Ölung läuft die Uhr jetzt schon seit 2 Tagen durch. Auch das Schlagwerk funktioniert einwandfrei, dank Jürgens ausführlicher Beschreibung bin ich auch hier noch hinter die Funktionsweise gekommen, danke nochmal. Nur bei der Stellung des Anlaufrades habe ich einen Fehler gemacht. Der Stift steht jetzt dummerweise so, dass er bei der Warnung nicht wie beschrieben eine halbe, sonder fast eine ganze Umdrehung macht, hatte da irgendwas falsch im Kopf. Leider hab ich es erst bemerkt als alles schon komplett zusammengebaut und geölt war. Funktionieren tuts bisher einwandfrei, und wenns nicht unbedingt sein muss möchte ich es auch so lassen. Oder was meint ihr, kann das irgendwelche Folgen für die Funktion haben?

Zum Schluss noch ein paar Fragen zur Stellung der Ankerwelle.

Bild

Bild


Was wird an der Platte mit dem Ankerlager auf dem ersten Foto genau eingestellt? Zum einen wahrscheinlich die Eingriffstiefe des Ankers in die Zähne des Rades. Ich habe das ganze jetzt mal so eingestellt dass die Uhr gut läuft und die Pendelstange zum Anker so gedreht dass das Ticken bei beiden Pendelbewegungen gleichmäßig ist, so gut es eben geht nach Gehör. Auf dem zweiten Foto sieht man dass die Ankerwelle schief steht, rechts deutlich höher. Ist hier irgendwas falsch oder ist das innerhalb des Einstellbereichs normal? Wenn ich die Welle tiefer setze, kommt das Uhrwerk zum Stehen weil der Anker zu weit eingreift. Das Werk selbst ist für den Versuchsaufbau in allen Richtungen sauber im Wasser ausgerichtet und, wie gesagt, es läuft seit zwei Tagen durch.
Und stört euch bitte nicht an dem Nagel, der ist nur vorläufig und wird natürlich baldigst durch einen Stift ersetzt.

Nun, ich werde ja sehen was der Probelauf weiter bringt und mich dann mal ans Einstellen der Ganggenauigkeit machen.
Und natürlich weiter berichten wies mir ergangen ist.

Liebe Grüße,
Thomas

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Re: Instandsetzung Wanduhr, brauche Hilfe

Beitrag von Typ1-2-3 » Fr 22. Jul 2011, 17:10

Für Deine erste Uhr hast Du schon sehr viel erkannt und wohl auch alles richtig gemacht. Ich würde für meinen Teil zwar sagen, dass der Aufwand, den Du betreibst, viel zu hoch, ja geradezu übertrieben ist. Ein Uhrmacher würde, wenn er so arbeiten würde, schlichtweg verhungern. (Frage mal Karlo ;) ) Du gehst an so eine Sache ran wie an ein Präzisionsinstrument. Und das ist diese Uhr aber ganz gewiss nicht.

Trotzdem und gerade deswegen Hochachtung. Die Uhr wird ganz bestimmt irgendwann laufen und das wahrscheinlich sogar besser, als der Hersteller sich die Sache jemals gedacht hat.

Und ich werde bestimmt nicht falsch liegen, wenn das nicht Deine letzte Uhr gewesen ist. So, wie Du daran gehst, wirst Du dann auch mal irgendwann eine Uhr bauen...

Wetten Dass???

Frank

karlo

Re: Instandsetzung Wanduhr, brauche Hilfe

Beitrag von karlo » Fr 22. Jul 2011, 17:32

Das ist die edelste Methode Lager zu erneuern. :-)
Optisches vermessen fehlt mir auch noch.....
Alles toll gemacht.
Dass Die Ankerbruecke schief sitzt ist nur ein Schoenheitsproblem.

Karlo

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Re: Instandsetzung Wanduhr, brauche Hilfe

Beitrag von soaringjoy » Fr 22. Jul 2011, 17:58

Gratuliere, Thomas!

Zum Anlaufrad:
Wenn das Schlagwerk einwandfrei läuft, ist es gar
nicht schlimm, ob das Rad bei der Warnung eine halbe
oder eine volle Umdrehung macht.
Du solltest jedoch schauen, dass nach der Warnung
die Schlaghämmer nicht schon angehoben sind.
Ist dies der Fall, könntest Du Ärger bekommen, wenn die
Feder schon etwas abgelaufen ist, weil das Schlagwerk nicht
mehr genügend "Anfangsschwung" bekommt.

Zum Probelauf:
Nach dem Probelauf ist vor dem Probelauf, wenn das Werk
außerhalb des Gehäuses justiert wurde.
Nach der Montage im Kasten musst Du ggf. noch einmal den
Abfall (Takt) einstellen, denn das Gehäuse muss gerade hängen,
nicht unbedingt das Werk.
Die Präzisionsuhrenfans mögen mir bitte verzeihen. :D

J.
"tempus nostrum"

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