Werkstudie Schmid-Schlenker

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droba
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Werkstudie Schmid-Schlenker

Beitrag von droba » Mi 2. Sep 2015, 18:49

Hallo Uhrenfreunde,

ich möchte Euch zwei interessante mechanische Drehpendel-Werke aus der Spätzeit der Firma Schmid-Schlenker in Bad Dürrheim zeigen. Diese Werke sind mir erst seit kurzer Zeit bekannt und sie befinden sich in Uhrengehäusen mit hohem Plastik-Anteil- und da mache ich normalerweise einen großen Bogen drum herum. Mir fiel aber die Mechanik auf und die will ich Euch jetzt zeigen.

Auf den ersten Blick könnte man meinen, es handelt sich um dasselbe Werk mit identischem Drehpendel in unterschiedlichen Gehäusen. Dann merkt man aber, dass das Drehpendel der linken Uhr vor- und zurückdreht (wie bei einer Jahresuhr), das andere aber in kontinuierlichem Tempo im Kreis.
Schmid-Schlenker vorn.JPG
Ein Blick unter die Rückwand offenbart dagegen zwei vollkommen verschiedene Werke: Das linke Werk ist ein modifiziertes Drehpendelwerk und wird über den Rückerzeiger der Spirale am unteren Lager des Drehpendels reguliert.
Schmid-Schlenker hinten.JPG
Das rechte Werk ist dagegen ein richtiges Unruhewerk mit Rücker und wird auch wie ein derartiges Werk an der Unruhe-Spirale reguliert.

Die Werke zeitlch einzuordnen fällt mir etwas schwer. Seltsamerweise ist der Messinganteil der rechten Uhr höher (nur der Dom und das Pendel sind aus Plastik)- bei der linken Uhr ist der Plastik-Anteil höher: Lünette, Gehäuse und Pendel sind aus Plastik. Das Werk und die Zeiger wirken aber älter als bei der rechten Uhr.
Vielleicht wurden beide Uhren auch gleichzeitig hergestellt und nicht nacheinander.

droba
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Der_Stromer
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Re: Werkstudie Schmid-Schlenker

Beitrag von Der_Stromer » Fr 11. Sep 2015, 19:24

Hm :? .

Also meine Meinung zu diesen Uhren: Beides eigentlich keine Drehpendel-Uhren, da das Drehpendel in keinem Fall zur Gangregulierung einen Beitrag leistet.

Das Werk mit dem Pendel, dass sich immer in die gleiche Richtung dreht, ist wohl eher mit den sog. Kegelpendeluhren zu vergleichen, obwohl das Pendel hier nur zur Zierde dient. Das Werk läuft auch bestens ohne das sich drehende Plastikteil.

Das andere Werk nutzt das Plastikpendel, wie ja schon bemerkt, als Unruhe. Der Gangregler ist die Spirale (und natürlich die Masse des Pendels, die aber nicht beeinflusst werden kann).

Von Schmid-Schlenker gab es eine ganze Reihe solcher Pseudo-Drehpendeluhren, die sich aber alle nicht lange auf dem Markt gehalten haben. Auch durch Qualität haben diese Werke nicht von sich Reden gemacht.
Hallo aus der Oberpfalz
Rolf-Dieter, der Stromer

http://www.rolf-dieter-reichert.de

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droba
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Re: Werkstudie Schmid-Schlenker

Beitrag von droba » Fr 11. Sep 2015, 21:11

Hallo Rolf-Dieter,

bei der rechten Uhr hast Du recht: Das Pendel dreht unabhängig vom Uhrwerk und wird nur mitgenommen. Das Drehpendel hat hier keinen Einfluss auf den Gang.

Anders beim linken Werk: Die Spriralfeder am unteren Drehlager des Pendels regelt hier das Uhrwerk. Nur kann die Masse des Drehpendels nicht beeinflusst werden, aber die Schwingungsweite des Drehbogens. Und das ist letztendlich ja dasselbe, denn eine Verstellung der Pendelkugeln eines "normalen" Drehpendels bewirkt ebenfalls Änderungen des Drehbogens. Dieses Uhrwerk ist also wirklich noch eine Drehpendeluhr.

Deiner Aussage zur Qualität dieser Uhren kann ich ebenfalls zustimmen. Aber die Qualität der Werke steht immer noch erheblich über der Qualität der Gehäuse. Aber es war halt auch schon Endphase und Niedergang der Uhrenindustrie: da hat man sich mit Plastik statt Messing versucht aus dem Preisdruck von Lohnsteigerungen und Arbeitszeitverkürzung zu retten.

droba

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