Junghans Stilwecker "JuWeL"

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ATOmania
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Junghans Stilwecker "JuWeL"

Beitrag von ATOmania » Di 24. Aug 2010, 15:58

Hallo Forum!

Seit ich das Buch "Ein Jahrhundert Junghans" von Franz Ludwig Neher habe, kenne ich das Kürzel JuWeL.

Demnach steht es für ein Zweigwerk der Uhrenfabriken Gebr. Junghans A.-G. (Junghans Werk Lehengericht.)

Dort wurden u.a., laut dieser Firmenchronik, Zugfedern hergestellt.

Interessant finde ich, das dieses Kürzel ab und an auch auf Weckern von Jgh. auftaucht. (bisher habe ich nur die kleinen Stilwecker mit dem Schriftzug gesehen)
Deshalb habe ich mir beim letzten Flohmarktbesuch (noch vor dem mit Phil in Berlin) auch gleich das Exemplar gesichert, welches ich hier zeigen möchte. :arrow: Vermutlich steht die 65 auf der Platine für das Fertigungsjahr 1965?!

Er war extrem verstaubt, verharzt und hatte eine gebrochene Gehwerkszugfeder.

Die Mängel sind beseitigt und W282 tickt wieder bestens :P

Wobei das ganze etwas merkwürdig konstruiert ist: Die Gesperre liegen nicht frei erreichbar, sondern zwischen Zugfeder und Federrad, was das Abspannen unmöglich macht.

Bestimmt hattte Junghans dazu eine Lösung parat, weiß jemand vielleicht näheres dazu?
blatt ausgebaut.jpg
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wenn der rechte ein Junghans wäre, könnte man das Bild "Junghans Weckerfamilie" überschreiben...
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DIESES Zifferblatt staubfrei zu bekommen, ist fast unmöglich :evil:
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Junghans-Streichhölzer hatten wir nicht. Deshalb musste ich für den Größenvergleich die Konkurrenzmarke Europa nehmen :roll:

Ich hatte mir erhofft, im angesicht des komplett zerlegten Weckers den Grund für den Schriftzug JuWeL zu finden.

Eine ganz vage Vermutung habe ich:

Die besagte, gebrochene Gehwerks-ZF sah etwas anders aus als die, die ich sonst bisher so in Weckern gesehen habe:

Die Enden waren nicht sichtbar angelassen.

Daher vermute ich, das der Schriftzug darauf hindeuten sollte, dass hier besondere Federn verbaut sind.

(wenn man denn davon ausgehen kann, das die eingebaute defekte die werksseitig verbaute Feder war)
Aber das alles ist nur wilde Spekulatius :|

Weiß vielleicht jemand von euch, was es mit JuWeL auf sich haben könnte???




Gruß

Christopher
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Gnomus
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Re: Junghans Stilwecker "JuWeL"

Beitrag von Gnomus » Di 24. Aug 2010, 17:53

ATOmania hat geschrieben:Ich hatte mir erhofft, im angesicht des komplett zerlegten Weckers den Grund für den Schriftzug JuWeL zu finden.
Hattest Du Steine erwartet? Vielleicht soll der Name suggerieren, daß er welche haben könnte?
Gruß
Micha

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ATOmania
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Re: Junghans Stilwecker "JuWeL"

Beitrag von ATOmania » Di 24. Aug 2010, 18:10

Nein, nein! Steine erwartet habe ich nicht, sie wären ja auch "von außen" sichtbar gewesen, ohne alles zu zerlegen.


Ich dachte es sei irgendetwas besonderes zu sehen (Bauweise..., in Richtung zugfeder hatte ich schon vorher spekuliert, weil in Lehengericht ja eben die federn gefertigt wurden).
Auf Steine wäre ich gar nicht gekommen, irgendein besonderer Bezug zum Werk Lehengericht muss doch dasein, wieso sonst diese eigentümliche Kombination aus Groß- und Kleinbuchstaben, denke ich mir.?!

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droba
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Re: Junghans Stilwecker "JuWeL"

Beitrag von droba » Do 26. Aug 2010, 20:02

Hallo Atomania,

Interessanter Wecker- noch interessanter die Aufschrift. Die Schreibweise "Juwel" deckt sich tatsächlich mit dem Firmenlogo "Juwel" des Federnwerkes Lehengericht.

Bevor wir hier aber weitere Vermutungen über diese Übereinstimmung äußern (und etwas anderes kommt vermutlich nicht in Frage, da exakte Unterlagen und Angaben fehlen) hätte ich gerne gewusst, ob sich auf dem Zifferblatt dieses Weckers das Druckverfahren des Firmenzeichen "Junghans" vom Firmenzeichen "Juwel" unterscheidet. (Denkbar wäre, dass das Firmenzeichen gedruckt, der Schriftzug Juwel aber im Siebdruckverfahren aufgewalzt ist. Das ist erkennbar an einem etwas unregelnäßigen Farbauftrag mit der Tendenz zur Tropfenbildung.) Das ist zumindest bisher mein Eindruck bei der Betrachtung des Zifferblattes.

droba

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ATOmania
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Re: Junghans Stilwecker "JuWeL"

Beitrag von ATOmania » Fr 27. Aug 2010, 10:08

Hallo droba!

anbei ein Foto des Junghans Schriftzuges. Er sieht, was die Struktur anbelangt, genauso aus wie "JuWeL"

Bild

Gruß

Christopher

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droba
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Re: Junghans Stilwecker "JuWeL"

Beitrag von droba » Fr 27. Aug 2010, 14:15

Hallo Atomania,

danke für die Präzisierung. Es handelt sich also um einen Serienwecker aus Schramberg, zusätzlich mit dem Juwel-Schriftzug.

Also dann will ich mal meine Vermutung äußern:

Es ist ein Werbewecker der Firma Junghans für den Verkauf von "Juwel-Federn" für technische Anwendungen. Diese Wecker wurden an Kunden verschenkt, die beruflich nichts mit der Herstellung von Uhren zu tun hatten, sondern z.B. Geschwindigkeitsmesser, Tankanzeigen, Baro-, Hygro- und Thermometer und, und, und hergestellt haben.

Zur Erläuterung:

Wir wissen, dass das Zweigwerk Lehengericht zwar genauso ein Zweigwerk von Junghans war, wie für einen begrenzten Zeitraum das "Messingwerk Schwarzwald" in Villingen. Beide Werke haben aber nicht nur an Junghans, sondern selbstverständlich auch an andere Hersteller und für andere Bedarfe geliefert.

Das Problem war nur, ein Vertrieb an andere Uhren Hersteller wurde behindert, wenn bekannt wurde, wer der wirkliche Besitzer war. Denn für Junghans wurde aus den Bestellmengen ersichtlich, wie es dem Besteller wirtschaftlich ging. Das war naütürlich niemand recht, wenn solche Infos dann gerade bei der Konkurrenz und beim Marktführer landen. Und diese markführende Position noch zu fördern, hat auch niemand Lust.

Ich denke, dass dies auch der Hauptgrund war, warum das Messingwerk Schwarzwald schon in den 30er Jahren von Junghans verkauft wurde.

Bei der Herstellung von Messing war die Sachlage im Vergleich zu der Entwicklung von Uhrfedern jedoch anders:

Im Gegensatz zu den Messing-Legierungen, bei denen technologisch keine weitere Entwicklung erforderlich war, haben sich bei den Federn immer wieder neue Herausforderungen ergeben. Zum Einen in der Fertigungstechnik, aber ganz besonders aber auch im metallurgischen Aufbau der Legierungen. Das hatte hohe Geheimhaltungsstufe, andererseits war Junghans aber daran interessiert, durch einen breiten Absatz in hohen Fertigungsmengen produzieren und dadurch auch die eigenen Stückkosten niedrig zu halten. Nur aus diesem Grund wurden die Federn aus Lehengericht auch unter der Marke "Juwel" und nicht als "Junghans-Federn" verkauft.

Gratuliere zu Deinem interessanten Wecker! Ich finde, er erzählt uns etwas über die deutsche Wirtschaftsgeschichte der 60er Jahre.


droba

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Re: Junghans Stilwecker "JuWeL"

Beitrag von ATOmania » Sa 11. Sep 2010, 10:57

Wenn auch etwas spät...: :oops:

Danke für die einleuchtende Erklärung, droba!


Dann habe ich also einen Werbewecker.

Er läuft übrigens sehr genau und weckt zu meiner vollsten Zufriedenheit. :P

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