ATO einmal anders - Mit Kanonen auf Spatzen schiessen....

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derTeichfloh
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ATO einmal anders - Mit Kanonen auf Spatzen schiessen....

Beitrag von derTeichfloh » Sa 11. Apr 2015, 13:24

Hallo,

obwohl ich die Junghans-ATO schon länger besitzte, möchte ich sie euch heute nochmals vorstellen. Es war ein Umbau nötig geworden.
Das ist sie:
DSCN0052.JPG
DSCN0053.JPG
DSCN0054.JPG
eine kurze Erklärung:
- diese Uhren haben ein elektromagnetisch angetriebenen, kontaktlos geschalteten Pendel-Antrieb
- das Pendel wird über die Pendelmasse, das ist das Gewicht, gesteuert. Nach oben - die Uhr läuft schneller; nach unten: die Uhr läuft langsamer
- die Genauigkeit liegt bei ca. 2min pro Monat, Sommer und Winter unterscheiden sich hier deutlich (wohl durch die Wärme)
- der untere Bogen gehört zum Antrieb:
in der rechten Hülse befinden sich zwei kleine Spulen. Der Bogen ist magnetisch und taucht in diese Spulen ein. Dabei wird eine Spannung in der Steuerspule induziert, dieser läßt einen Transistor durchschalten, der die Batterie-Spannung in die Antriebsspule schickt. Das Pendel erhält so einen kleinen Impuls - die Uhr den Antrieb.
- elektrisch sieht das Ding so aus:
0ATOschematic.gif
ATO-Junghans.jpg
(Bilder: Uhrenbücher 1953)
Es gibt hier verschiedene Varianten. Diese Uhr hier arbeitet mit 2 Spulen und einem Transistor. Es gibt auch Uhren mit nur einer Spule oder/und mit 2 Transistoren. Die Batteriespannung beträgt normalerweise 1,5 Volt.

Das Problem bei dieser Uhr war, dass sich der Ge-Transistor verabschiedet hatte. Das war einmal ein Pfennig-Artikel. Aber heute werden diese Ge-Transistoren nicht mehr hergestellt und sind schwer zu bekommen (und dann teuer). Ich suchte nach einer anderen Lösung. Wichtig ist mir, dass die Uhr selbst nicht verändert wird.
Beispiele:
ATO_2SiT_1S.GIF
ATO_2T_2S.jpg
(Bilder: Stromer/DGC = Danke und Uhrenbücher 1953/6)
Möglich war der Ersatz des Transistors durch eine 2 Transistor-Lösung (moderne Si-Transitoren). Aber mir fiel eine andere Lösung ins Auge: eine Quarz-Steuerung für ATO-Uhren.
Hier kommt unsere Titel zum Einsatz: einen einzigen Transistor durch eine elektronische Schaltung zu ersetzten, ist wie mit Kanonen auf Spatzen zu schießen (Danke, Stromer!). Der Unterschied ist vielleicht, dabei auch noch zu treffen!
Und so sieht das nun aus:
DSCN0058.JPG
In der Mitte seht ihr die Schaltung. Sie wird einfach zwischen Batterie (jetzt sind 3 Volt erforderlich) und die Spule(n) geschaltet(die Spule bekommt trotzdem nur 1,5 Volt). Dabei kann die orginale Schaltung samt Ge-Transistor erhalten bleiben.
Was ist diese Schaltung? Nun, es handelt sich um eine Quarzuhr mit Software-Steuerung. Das hat den Vorteil, dass man diese Schaltung an verschiedene ATO-Uhren anpassen kann. Dabei ist es nicht von belang, welche Steuerung hier ersetzt wird. Ob Kontakt oder 1 / 2 Transistor(en) - das ist egal. Auch ist nur eine Spule erforderlich.
Die Schaltung übernimmt sowohl den Antrieb der Uhr, steuert aber auch die Genauigkeit. Dabei muß das Pendel auf eine Grundgenauigkeit von +- 2,5 Sekunden pro Tag voreingestellt werden. Größere Abweichungen schalten die Steuerung in den Modus "reiner Antrieb" - die Uhr würde also trotzdem gehen.
Innerhalb der Grundgenauigkeit von +- 2,5 Minuten pro Tag "zieht" die Steuerung das Pendel also auf eine Genauigkeit von 1-3 Sekunden pro Monat (Quartzuhrgenauigkeit, kann zusätzlich abgeglichen werden). Es ist natürlich besser, wenn das Pendel genauer eingestellt ist (Stromverbrauch).
Hier die 1.Seite der Bedienungsanleitung:
ECC01.jpg
Die Uhr läuft mit dieser Schaltung jetzt seit 8 Monaten. Durch die Sommer/Winterzeit muß ich sie zweimal im Jahr stellen - ZeitAbweichungen während dieser Zeit konnte ich noch nicht feststellen - mangels Sekundenzeiger würden sie auch erst ab 1 Minute auffallen.

Zu den Kosten:
Das Teil kostet 45 € !! Auch daher der Titel. Aber es ist ein Möglichkeit, eine solche Uhr einer modernen Nutzung zuzuführen. Das Schöne daran ist, dass ein Rückbau jederzeit und ohne Spuren möglich ist. Ob das sinnvoll ist (ökonomisch es nicht), sollte jeder für sich selbst entscheiden.


Danke und Gruß,
derTeichfloh
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Gruss
derTeichfloh

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KleineSekunde
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Re: ATO einmal anders - Mit Kanonen auf Spatzen schiessen...

Beitrag von KleineSekunde » Sa 11. Apr 2015, 14:06

Hallo,

vielen Dank für diesen interessanten Bericht.

Welche "Grundgenauigkeit" ist erforderlich damit die Steuerung die Genauigkeit erhöhen kann? 2,5 Sekunden/Tag oder 2,5 Minuten/Tag (beide Angaben finden sich)?

Vielen Dank!
derTeichfloh hat geschrieben:Das Teil kostet 45 € !! Auch daher der Titel. Aber es ist ein Möglichkeit, eine solche Uhr einer modernen Nutzung zuzuführen. Das Schöne daran ist, dass ein Rückbau jederzeit und ohne Spuren möglich ist. Ob das sinnvoll ist (ökonomisch es nicht), sollte jeder für sich selbst entscheiden.
Für mich allemal eine interessante Lösung mit einem "Zusatznutzen" (Erhöhung der Genauigkeit), die nicht in die originale Struktur eingreift / rückbaubar wäre. Weiterhin also viel Spaß damit!

Schöne Grüße

Guido / KleineSekunde

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derTeichfloh
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Re: ATO einmal anders - Mit Kanonen auf Spatzen schiessen...

Beitrag von derTeichfloh » Sa 11. Apr 2015, 15:36

Hallo,

- erst einmal eine Korrektor:
... die Grundgenauigkeit muß im Bereich von +- 2 Minuten pro Tag liegen ...

- ja, genau dieser Umstand, daß das Orginal unverändert bleibt, war der ausschlaggebende Grund für dieser doch sehr erfolgreichen Versuch.
Interessant ist noch, dass diese Schaltung sich für ALLE Pendeluhren mit elektro-magnetischem Antrieb eignet. Egal, ob sich die Spule oder der Magnet bewegt.

Und für unsere Genauigkeits-Fanatiker: ja, das Ding gibt es auch als Funktuhrschaltung!

Gruß,
derTeichfloh
Gruss
derTeichfloh

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Der_Stromer
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Re: ATO einmal anders - Mit Kanonen auf Spatzen schiessen...

Beitrag von Der_Stromer » So 12. Apr 2015, 11:46

Hallo, @All.

Schöner Bericht, der aber in diesem Trööt untergehen wird. Kann man (Mensch, Mod,) das nach "Elektrische Uhren" verschieben?

Ich habe dem Bericht selbst nichts hinzu zu fügen, hab es ja so auch schon geschrieben.
Hallo aus der Oberpfalz
Rolf-Dieter, der Stromer

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