Kleiner Artikel zu Elektronom-Uhren von Junghans

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Typ1-2-3
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Re: Kleiner Artikel zu Elektronom-Uhren von Junghans

Beitrag von Typ1-2-3 » Mi 27. Nov 2013, 08:15

Habe schon mittlerweile etliche Anfragen, aber keine Lampen mehr. Werde auch keine bauen, denn ich fertige nicht in CAD-CNC. Und das ist dann zum Kurbeln und Feilen ohne Ende Arbeit. Außerdem habe ich keinen Glasbläser, der mir die Rohlinge baut. Also von mir aus keine Chance.

Frank

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wahli76
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Re: Kleiner Artikel zu Elektronom-Uhren von Junghans

Beitrag von wahli76 » Do 28. Nov 2013, 06:37

Hallo Frank,

schade, aber verständlich! Ich hätte dann noch ein paar Fragen zu Deiner Herstellungsweise.

Hast du eine Original Lampenfasung von Junghans verwendet und "nur" das Oberteil mit Glaszylinder und Heizdraht selbst gebaut?

Die normalen Glühbirnen haben ja in der Fassung irgendeine Art von Glaszement um den Glaskolben darin festzuhalten. Wenn ich die Lampe mit Bajonett-Verschluß aufbauen würde, hätte ich jetzt keine zündende Idee, wie ich die Pole in der Fassung trenne. Mir fällt da z.B. Teflon ein; das läßt sich aber schlecht verkleben......

Viele Grüße

Kurt

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Typ1-2-3
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Re: Kleiner Artikel zu Elektronom-Uhren von Junghans

Beitrag von Typ1-2-3 » Do 28. Nov 2013, 09:29

Viel einfacher: Habe eine normale Glühlampe genommen, mit einer kleinen Diamant-Trennscheibe den Kolben abgeschnitten und die Anbauteile mit Uhu-Plus angeklebt, nachdem ich das Glas etwas aufgerauht habe. Die Teile sind so konstruiert, dass sie möglichst formschlüssig gebaut sind oder eine möglichst große Oberfläche zur Verbindung gehabt haben.

So eine originale Lampe zum "Schlachten" bekommt man ja auch nicht mehr.

Frank

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Re: Kleiner Artikel zu Elektronom-Uhren von Junghans

Beitrag von KleineSekunde » Di 3. Dez 2013, 22:16

Hallo Kurt,

einen - im Vergleich zu Frank's Lösung sicherlich deutlich einfacheren und weniger professionellen - Nachbau der Kompressorlampe könnte ich dir anbieten. Details dazu siehe hier: http://dg-chrono.info/dg-chrono.de/foru ... 144&t=2544

Die Abmessungen des Nachbaus passen nicht wirklich gut zu dem Original (da insgesamt größere Länge und auch der Anschluß für den Schlauch ist im Durchmesser etwas zu groß geraten), das gebe ich gerne zu, aber immerhin funktioniert die erste Lampe nun schon seit 2 Jahren in meiner Uhr... Ob es dann auch in der vorhandenen Uhr passt?

Eventuell wäre es ja auch eine Anregung für einen eigenen und dann passenderen Nachbau, zumal du ja auch werkzeugtechnisch einige Möglichkeiten hättest. Kontakt zu einem Glasbläser, der auch meine Glasgehäuse gemacht hat, könnte ich vermitteln. Details zu dem verwendeten Draht bekommst du dann natürlich auch gerne. Aber es kommt ja auf die Funktion an und die ließe sich auch ohne Glasteile durch entsprechende Halbzeuge / Profile aus Kunststoff realisieren.

Bei Interesse alles weitere dann gerne per PN.

Schöne Grüße

Guido / KleineSekunde

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wahli76
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Re: Kleiner Artikel zu Elektronom-Uhren von Junghans

Beitrag von wahli76 » Do 5. Dez 2013, 12:40

Hallo Guido und Frank,

vielen Dank für die Infos und das bereitwillige Teilen euerer Erfahrungen. Inzwischen habe ich eine Vorstellung was machbar wäre. Ich suche jetzt mal nach einem technischen Glasbläser, denn der Uhrenbesitzer will eine "Glaslampe".

Viele Grüße

Kurt

schrottminister
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Re: Kleiner Artikel zu Elektronom-Uhren von Junghans

Beitrag von schrottminister » Mo 23. Dez 2013, 23:22

Hallo!
Eigentlich tue ich mir ja schwer, so was zu sagen, da historisches Material zerstört wird.
Aber es wäre ja eine "Umnutzung"...
Es gab früher "Eisen-Wasserstoff-Widerstände, auch Urdox-Widerstand genannt.
Die Teile wurden hauptsächlich in der Radiotechnik als Spannungskonstanthalter genutzt.
Da die Dinger als Widerstand ausgelegt waren, glüht der Faden nicht bzw. nur extrem schwach.
Die Teile gibt es in der gesuchten Größe mit E27-Gewinde.
Meiner Ansicht nach müsste so etwas als Kompressorlampe taugen, wenn man die Spannung entsprechend reduziert, ggf. mit Regeltrafo rantasten.
Dem Faden sollte dann der Sauerstoff nichts ausmachen, wenn er nur warm wird.
Den "Zipfel" oben müsste man eben abtrennen und mit einem Stutzen versehen.
Probiert habe ich das noch nie, Freiwillige vor ;-)
Gibt´s noch relativ häufig und kommt dem Original je nach Bauart recht nahe.
Anbei ein Bild einer beliebigen "Sofortkauf-Akuktion" für 19€ aus der Bucht.
Bild
Gruß Jan

walter der jüngere

Re: Kleiner Artikel zu Elektronom-Uhren von Junghans

Beitrag von walter der jüngere » Di 24. Dez 2013, 10:13

Hallo,


@Schrottminister: Ein Eisenwasserstoffwiderstand ist eine bifunktionale Stromregelröhre = regelt den Strom ständig (NTC und PTC Verhalten), im Gegenteil dazu regeln sog. Urdox-Widerstände nur den Einschaltstrom, ähnlich wie ein Heißleiter / NTC, nur eben unter Luftabschluß.

Eisenwasserstoffwiderstände gab es u.a. mit E12 und mit E27 Sockel, richtig.



Diese Eisenwasserstoffwiderstände sind - das sagt der Name schon, mit Wasserstoff gefüllt.
Wird der Kolben geöffnet, (geschah früher meist nur aus Versehen), dann entweicht der Wasserstoff, wird der Eisenwasserstoffwiderstand dann trotzdem in Betrieb genommen, dann verglühen die Drähte in Sekundenschnelle, allein der sog. Urdox (uranhaltiger Widerstand, daher der Name Urdox; wirkt in dieser Schaltung als NTC), der in diesen Konstrukten mitenthalten ist, überlebt diese Situation in aller Regel, denn der kann offenbar auch an der Luft weiterbetrieben werden (ob er genauso lange arbeiten kann, wie unter Luftabschluß, dazu liegen keine Vergleichsläufe vor, aber die noch erreichte Nutzungsdauer der Urdoxe in Luft ist dennoch beachtlich). Wie geschrieben, der feine Drahtaufbau vom Eisenwasserstoffwiderstand dagegen verglüht im Handumdrehen, die Wärmewirkung ist im Normalbetrieb eigentlich minimal, so wenig Drahtoberfläche würde für eine Kompressorlampe nicht genug Luftdruck erzeugen können, selbst bei Hellglut nicht (was auch stärkere Konstantandrähte mit dann nur recht kurzer Nutzungsdauer quittieren würden).
Das war ja übrigens auch ein Teil der konstruktiven Probleme, die bei der Nachfertigung einer solchen Lampe (vom Typ 1-2-3) zu lösen waren - wie bekommt man genug Drahtoberfläche in solch einem Glaskolben unter, damit genug Luftdruck in den Stromdurchflußphasen erzeugt wird.
Ganz abgesehen davon: Einen Eisenwasserstoffwiderstand kann man nicht einfach als Glühlampe verwenden. Das Teil würde sehr wahrscheinlich explodieren, die zulässige Stromstärke für diese (Radio-)Stromregelröhren liegt i.d.R. im mA Bereich, das ist je nach Typ unterschiedlich, meist bei 100 bzw. bei 200 mA. Die ausgleichbare Spannung bei etwa 10 - 20 Volt.
Selbst die Drahtträgerkonstruktion solcher Eisenwasserstoffwiderstände ist so fragil, daß eine Umnutzung derselben deshalb nicht erfolgreich umsetzbar wäre.

Daher:
Nein, dieser Versuch, aus einem Eisenwasserstoffwiderstand eine Kompressorlampe bauen zu wollen, wäre der Versuch am dafür untauglichen Objekt!

Walter d. J.

schrottminister
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Re: Kleiner Artikel zu Elektronom-Uhren von Junghans

Beitrag von schrottminister » Di 31. Dez 2013, 03:05

Hallo!
Also, z.B. die Lampen, die ich aus einer Schlachtung eines Generator- Schieflastschutzes aus der Industrie habe, haben 1,5A an 80-220V.
Müssten also wärmetechnisch recht kräftig (deutlich über 100W) sein.
Es sind Eisen-Wasserstoff, ich dachte, die nannte man umgangssprachlich Urdox-Widerstand, aber dann ist das was anderes, hab ich nie hinterfragt.
Die Drähte sind im Gegensatz zur Kompressorlampe gewendelt, also wohl recht lang.
Diese glühen an 230V nur sehr schwach, der Temperatureffekt wird ja durch den fließenden Strom und die Verlustleistung des -unter Wasserstoffeinfluss konstanten- Drahtwiderstandes hervorgerufen.
Für mein Verständnis dürfte da nichts durchbrennen, sofern die Spannung so weit zurück genommen wird, dass die Drähte nicht sichtbar glühen.
An 100V werden die sehr heiß, ohne dass die Drähte glühen.
Der Wasserstoff ist ja kein Schutzgas in dem Sinn.
Warum sollte ein Eisendraht an der Luft verbrennen oder extrem oxidieren, wenn er lediglich heiß bzw. warm wird?
Ih bin eigentlich überzeugt, dass das funktionieren würde, aber will für den Versuch nicht unbedingt eine Lampe "köpfen".
Vielleicht mache ich hier aber auch einen Denkfehler...
Gruß Jan

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Re: Kleiner Artikel zu Elektronom-Uhren von Junghans

Beitrag von Typ1-2-3 » Di 31. Dez 2013, 13:18

Einiges zu den Lampen, obwohl ich bestimmt kein Experte bin:

1. Wasserstoff leitet die Wärme viel besser ab als Luft! Je kleiner die Moleküle, je besser die Wärmeleitung, denn sie bewegen sich leichter. Da Wasserstoff die leichtesten Moleküle hat, ist die Wärmeleitung in Wasserstoff für ein Gas sehr gut. Daher können die Drähte in anderen Gasen sehr wohl glühen, wenn sie das in Wasserstoff nicht tun.

2. Wasserstoff ist sehr wohl ein Schutzgas, wenn kein Sauerstoff dabei ist. In einer reinen Wasserstoffatmosphäre kann nichts verbrennen, in Luft sehr wohl.

Frank

walter der jüngere

Re: Kleiner Artikel zu Elektronom-Uhren von Junghans

Beitrag von walter der jüngere » Di 31. Dez 2013, 14:16

Typ1-2-3 hat geschrieben:Einiges zu den Lampen, obwohl ich bestimmt kein Experte bin:

1. Wasserstoff leitet die Wärme viel besser ab als Luft! Je kleiner die Moleküle, je besser die Wärmeleitung, denn sie bewegen sich leichter. Da Wasserstoff die leichtesten Moleküle hat, ist die Wärmeleitung in Wasserstoff für ein Gas sehr gut. Daher können die Drähte in anderen Gasen sehr wohl glühen, wenn sie das in Wasserstoff nicht tun.

2. Wasserstoff ist sehr wohl ein Schutzgas, wenn kein Sauerstoff dabei ist. In einer reinen Wasserstoffatmosphäre kann nichts verbrennen, in Luft sehr wohl.

Frank
Hallo,

Frank hat die Materialkonzeption der Eisenwasserstoffwiderstände sehr gut erklärt - dem ist aus meiner Sicht nicht mehr viel hinzuzufügen.

Fazit: Auch diese Lampen können in ihrer Konstruktion ihre ursprüngliche Aufgabe gut und lange erfüllen.
Umgebaut aber leider nicht die neuen Aufgaben.
Soll heißen, man müsste das Drahtmaterialauswahl und die Wendelkonstruktion völlig neu überdenken.
Viel wird da dann vom Ausgangsmaterial nicht mehr übrig bleiben...

Walter d. J.

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