Experiment im 2. Anlauf gelungen

spezielles über Watt und Volt
Forumsregeln
ACHTUNG : Der Betrieb und die Reparatur elektrischer Uhren kann für den Laien lebensgefährlich sein. Deshalb unbedingt die Bekanntmachung "WARNUNG: Elektrische Uhren " lesen !
Hier abgegebene Tipps können keinen Fachmann ersetzen und sind ohne jede Garantie oder Gewähr.
Benutzeravatar
Typ1-2-3
Beiträge: 1285
Registriert: So 22. Aug 2010, 19:10

Re: Experiment im 2. Anlauf gelungen

Beitrag von Typ1-2-3 » Mi 18. Apr 2012, 20:14

Genau! Wie die "Kraft" auf die Zeiger kommt, beim nächsten Mal

Frank

Benutzeravatar
Typ1-2-3
Beiträge: 1285
Registriert: So 22. Aug 2010, 19:10

Re: Experiment im 2. Anlauf gelungen

Beitrag von Typ1-2-3 » Do 19. Apr 2012, 18:47

Hier noch mal ein Bild von oben auf das Uhrwerk. Man sieht den Charakter des Gangmodells, die Antriebsspule und den Kontakt. Die Funktion ist voll sichtbar, unter Verzicht auf unnötige Verkabelung. Diese befindet sich vollständig unter der Werkplatte.

Bild

Was man auch sieht, ist, dass noch keine Finissierung stattgefunden hat. Schrauben müssen noch neu gefertigt, Platinen geschliffen, die Kanten gebrochen und poliert werden.

Was man auch sehen kann sind rechts und links die beiden Muttern, die nur zur Probe die Unruhbrücke festhält. Die wurden nun ersetzt durch 2 Pfeiler:

Auf den Unterteil des Werkes ist möglichst luftig ein Räderwerk gesetzt worden. Das sieht sehr zierlich aus:

Bild

Zur Herstellung des Zeigerwerkes kann ich nicht allzu viele Bilder beisteuern, da ich dieses Räderwerk an sich für eine ganz andere Uhr gebaut habe. Diese wurde aber nicht fertig, weil ich keine Möglichkeiten der Gehäusefertigung hatte. Man kann daraus nur lernen: Man muss in die Überlegung bei der Planung einer Uhr schon von vornherein die Gehäusefertigung einbeziehen. In diesem Fall konnte wenigstens das Räderwerk benutzt werden. Die beiden "Ohren" rechts und links am Räderwerk kommen noch von der anderen, größeren Uhr und wurden dann abgesägt, weil unnötig.

Wie man sehen kann, gibt es einen langen senkrechten Hebel, der über einen kleinen weiteren Hebel in die Schnecke des "Hemmrades" eingreift. Dieser Hebel wird im Laufe einer Minute langsam nach rechts bewegt, am Ende der Schnecke losgelassen. Dabei wird das Räderwerk ruckweise weiterbewegt, und zwar durch eine grazile Konstruktion Feder / Sperrrad:

Bild

Eine Vergrößerung zeigt dieses Konstruktionsdetail. Sehr viel Kraft kann dadurch nicht übertragen werden. Das ist aber auch nicht nötig, denn der senkrechte Hebel muss möglichst leicht sein, damit der die Unruh nicht stört. Außerdem würde ein dicker Hebel die Optik der Gesamtkonstruktion eher stören.
Durch die lange "Spiralfeder" ist die Rastung auch sehr robust. Beim Vorstellen der Zeiger kein Problem, beim Rückstellen gibt die Feder einfach nach!

Bild

Dazu kam dann noch ein selbstgefertigtes Zifferblatt. Das ist schon mal irgendwo im Forum erklärt worden. Hier aus einer Scheibe mit großem Mittelloch, sodass alles möglichst luftig wirkt. Das Material ist Plexiglas, von hinten bedruckt und weiß gespritzt. Die Zeiger dagegen haben wirklich viel Arbeit gemacht: Sie sind je aus einer ausgeglühten Zugfeder gefertigt, die nur 0,2mm Stärke hatte. Vorteil: Die Zeiger mussten nicht ausgewuchtet werden, weil sie sehr leicht sind. Nachteil ist natürlich die aufwändige Fertigung, denn so etwas ist ruck zuck abgebrochen.

Ein besonderer Gimmik ist, dass man den Stundenzeiger unabhängig vom Minutenzeiger stellen kann: Das Wechselrad hat eine magnetische Rastkupplung, sodass der Zeiger Sprünge macht, wenn man ihn anstößt. So gelangt er automatisch wieder in die richtige Relation zum Minutenzeiger. Ein Wechsel von Sommer- zu Winterzeit ist also eine Sache von Sekunden.

Das letzte Bild zeigt übrigens genau den Minutensprung, ansonsten könnte es wohl etwas schärfer sein.

Das Bild von oben zeigt noch mal den Charakter eines Gangmodells auf.

Bild

Zur Gehäusefertigung später mehr.

Frank

KleineSekunde
Moderator
Beiträge: 1281
Registriert: Fr 20. Aug 2010, 22:02

Re: Experiment im 2. Anlauf gelungen

Beitrag von KleineSekunde » Do 19. Apr 2012, 21:40

Hallo Frank,

es macht wirklich Spaß, die einzelnen Schritte beim Entstehen des Gangmodells / der Uhr zu sehen. Schön, dass dieses Experiment gelungen ist!

Warum hast du die Lösung mit der Spiralfeder an der "Schubstange" zur Fortschaltung des Zählrades gewählt? Hast du dort auf vorhandene Teile zurück gegriffen, die dann angepasst wurden? Mir wäre an der Stelle die Verwendung einer gelagerten Klinke, wie bei den Brillié-Uhren eingefallen - auch wenn die Fortschaltung hier natürlich deutlich häufiger und schneller im Takt der Pendelschwingung erfolgt und nicht nur einmal pro Minute. Die Realsierung wäre für dich ja sicher auch kein Problem gewesen. Da du diese Lösung ja auch kennst, muss es wohl einen Grund für deinen gewählten Weg geben. Vermutlich ist die genaue Positionierung / die Anpassung des Eingriffs in das Zählrad mit der Spiralfeder "einfacher" und ausgleichender als bei einer starren Klinke wie bei den Brillié-Uhren.

Ein für mich in der Praxis wirklich überzeugendes Detail ist dabei die magnetische Kopplung der Zeiger. Bei der Zeitumstellung von Sommer- auf Winterzeit und umgekehrt ist dies dann wirklich nur ein ganz kurzer Handgriff und die Sache ist erledigt. Auch wenn diese Funktion nur zweimal pro Jahr genutzt wird: Eleganter kann man es wohl nicht lösen!

Viel Erfolg bei der weiteren Realisierung des Projektes!

Schöne Grüße

Guido / KleineSekunde

Benutzeravatar
Typ1-2-3
Beiträge: 1285
Registriert: So 22. Aug 2010, 19:10

Re: Experiment im 2. Anlauf gelungen

Beitrag von Typ1-2-3 » Sa 21. Apr 2012, 20:01

Es geht weiter. Aber zuerst zu Guido: Die Schaltklinke ist genau so gut wie eine massive, hat aber den Vorteil, geräuschlos zu sein und dabei so elastisch, dass man die Zeiger ohne Kupplung vor und nachstellen kann. Außerdem wollte ich mal was anderes machen. :-)

Für den Gehäusebau habe ich mir ein Stück massives Nussbaum - gut getrocknet - besorgt.

Bild

Dieses Stück musste ich erst einmal zuschneiden, damit es in meine gar nicht so große Drehbank passte. Also mussten die Ecken ab. Dann habe ich zuerst ein Mittelloch gebohrt, eine große Schraube befestigt und damit das Holzstück gespannt. Die Schraube war M10, das größte, was ich passend hatte. Dann konnte ich die Oberseite des Sockels drehen, passend zum Uhrwerk und zur Glasglocke, die ich mir schon passend zum Uhrwerk besorgt hatte. Schon bei der Planung hatte ich mir Gedanken dazu gemacht, wie man eine passende Glocke bekommt. Und nach den Maßen dann das Uhrwerk gebaut.

Bild

Dem einen oder andern fällt vielleicht der Strich auf der Schraube auf, und der auf dem Holz: Dieser Strich gibt an, wo auf dem Dreibackenfutter der Stellschlüssel ist. So kann ich im Zweifelsfall das Holz immer wieder rund einspannen. Alles kommt dann auf die gleiche Position. Braucht eich zwar diesmal nicht, aber wer weiß... Erfahrungswerte.

Dann habe ich die Unterseite gedreht, das Mittelstück herausgesägt. Mit der Glasglocke sieht das dann so aus:

Bild

Vielleicht wird sich der eine oder andere fragen, warum ich überhaupt einen Sockel gedreht habe, wenn es die fertig gibt. Aber der Sockel - wie man sieht - ist sehr hoch, denn die Batterie muss ja auch irgendwo untergebracht werden.

Einigermaßen fertig ist jetzt die Uhr und läuft auch ganz brav. Jetzt fehlt nur noch der Schelllack und die Finissierung des Werkes, ein Batteriefach, dann ist die Uhr fertig.

Bild

Frank

karlo

Re: Experiment im 2. Anlauf gelungen

Beitrag von karlo » Sa 21. Apr 2012, 21:32

Sehr schoen.
Aber M10 hat doch wohl jeder Uhrmacher massig im Vorrat. :-)
Ich wuerde ja, aus Angst vor Rissen, das Holz lieber oelen. Zumal es massiv ist.
Massiver Nussbaum ist beruechtigt.
Drehbank - Strich auf dem Werkstueck:
Ist Dein Futter so unrund? Oder nur Vorsicht?
Dann Backen ausschleifen, ist kein Hexenwerk. Auf hoechstens 3/100 kommst Du damit.
Kann ich Dir per Tel. kurz erklaeren.

Karlo

Benutzeravatar
Typ1-2-3
Beiträge: 1285
Registriert: So 22. Aug 2010, 19:10

Re: Experiment im 2. Anlauf gelungen

Beitrag von Typ1-2-3 » Sa 21. Apr 2012, 21:38

Für genauere Dinge habe ich ein Futter für Spannzangen. Das hätte ich auch nehmen können, hätte auch gepasst. Bisher war das noch nie ein Problem.

Das Holz war sehr gut abgelagert, pulvertrocken. Ich hoffe, dass es keine Risse bekommt. Werde ich sehen. Zur Not muss man ein neues Unterteil bauen.

Frank

Benutzeravatar
Tacktick
Beiträge: 80
Registriert: So 22. Aug 2010, 10:59

Re: Experiment im 2. Anlauf gelungen

Beitrag von Tacktick » So 22. Apr 2012, 10:36

Hallo Frank,

Glückwunsch!
Ein interessantes Projekt.

Mal was Anderes, die Unruhe treibt die Uhr an.
Mit Strom hat man halt unendlich viel Energie zur Verfügung!
Weiter so!

Horst

Benutzeravatar
Typ1-2-3
Beiträge: 1285
Registriert: So 22. Aug 2010, 19:10

Re: Experiment im 2. Anlauf gelungen

Beitrag von Typ1-2-3 » Do 10. Mai 2012, 18:08

Fertig!

Uhr läuft und ist auch jetzt nett anzuschauen. Das erste Bild zeigt die Uhr mit gelacktem Unterteil, das 2. Bild den Anteil, den ich mal als "Gangmodell" bezeichnen würde. Sehr nett ist dabei, dass man die Unruh von oben und als Spiegelbild auch von unten betrachten kann.

Und einigermaßen richtig läuft die Sache sogar auch. Ein Präzisionszeitmesser wird das zwar nie werden, aber so war das ja auch nicht gedacht.

Bild

Bild

Frank

Benutzeravatar
ATOmania
Beiträge: 96
Registriert: Fr 20. Aug 2010, 22:03
Wohnort: NRW

Re: Experiment im 2. Anlauf gelungen

Beitrag von ATOmania » Do 10. Mai 2012, 20:23

Ist wirklich toll geworden! Schön, das du uns dran teilhaben lassen hast.

Benutzeravatar
unnnamed
Beiträge: 184
Registriert: Sa 14. Aug 2010, 21:33

Re: Experiment im 2. Anlauf gelungen

Beitrag von unnnamed » So 20. Mai 2012, 01:01

Sauber! Mach eine kleine Serie, ich kauf dir eine ab ;)
Gruß Bernd

Antworten