Masterclock, Mercer - Chronometerhemmung m. elektr. Aufzug

Vorstellung von Uhren und Uhrensystemen
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petsch
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Masterclock, Mercer - Chronometerhemmung m. elektr. Aufzug

Beitrag von petsch » Di 25. Jan 2011, 15:04

Hallo Forum,

ich habe ein sehr interessantes Werk bekommen aber mir fehlen Informationen darüber. Meine Unterlagen geben auch nichts her. Auch im "Bertele", dem Standardwerk über Chronometer finde ich nichts. Vielleicht, weil es sich um eine stationäre Uhr handelt.
Leider ist mein Wissen über elektrische Uhren noch ziemlich begrenzt.

Zum Werk : Werk sehr guter Qualität, das Federhaus wird durch ein Klinkensystem von Magnetspulen aufgezogen, als Hemmung dient die Chronometerhemmung, wie sie von Mercer in den Schiffschronometern verwandt wird.

Interessieren würde mich,

wann diese Uhren gebaut wurden (als Nummer ist die Nummer 904 auf der Hemmung und auf den Werksplatinen eingeschlagen, das kann aber nicht die normale Seriennummer von Mercer sein, denn ich schätze die Uhr später ein),

wieviele gebaut wurden (es können nicht allzuviele sein, weil ich keine vergleichbaren kenne)

wie die Uhr ursprünglich ausgesehen hat

was sie angetrieben hat (´Nebenuhren auf Schiffen ? das Werk hatte keine Zeiger, sondern schließt nur alle 30 Sekunden einen Kontakt)

Falls jemand Infos, Fotos, oder andere Informationen hat, oder auch nur Ideen, wäre ich dankbar.

Hier noch die Fotos :

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Vielen Dank und Gruß
Peter
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Re: Suche Infos - Mercer - Chronometerhemmung m. elektr. Auf

Beitrag von steffl62 » Di 25. Jan 2011, 15:26

Könnte sein das nur das Echappement vom Mercer ist und die Uhr von einem ganz anderen Hersteller?
Übrigends gab es bei bei manchen Stempeluhren eine 30sek. Weiterschaltung des Stempels weil die Anwesenheitszeit auf halbe Minuten genau berechnet wurde. Du hast dann z.B entweder um 14:13:00 oder erst um 14.13.30 gestempelt.

lg Christian
.
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Re: Suche Infos - Mercer - Chronometerhemmung m. elektr. Auf

Beitrag von petsch » Di 25. Jan 2011, 16:04

steffl62 hat geschrieben:Könnte sein das nur das Echappement vom Mercer ist und die Uhr von einem ganz anderen Hersteller?
Denkbar wäre das auch. Mercer hat ja Werke sowie Werksteile an andere Chronometerhersteller geliefert. Leider ist ausser der gleichen Nummer wie auf dem Echappement kein anderes Zeichen auf dem Werk zu finden.
Das würde dann auch die niedrige Nummer 904 erklären. - Allerdings habe ich im "Bertele" (Marine und Taschenchronometer) gerade eine mit Mercer signierte transportable Tischuhr mit Chronometerhemmung gesehen, die die Nummer 1173 trägt. Und die Uhr wird auch spät datiert, um 1970.
Vielleicht hat Mercer andere Uhren als Schiffschronometer auch anders nummeriert. Die Qualität und Ausführung entspricht schon der Qualität, in der auch Schiffschronometer gemacht sind.


Aber wie Du schon schreibst, die Uhr könnte auch von jemand anderem gebaut worden sein. Ich hoffe, wir erfahren noch mehr darüber.
Ich habe auch noch nicht die Zeit gehabt, die Uhrenseiten über Uhren mit elektrischen Aufzugssystemen durchzusuchen.

Gruß
Peter
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Re: Suche Infos - Mercer - Chronometerhemmung m. elektr. Auf

Beitrag von petsch » Di 25. Jan 2011, 17:55

sorry für doppelposting, wenn ich könnte, würde ich es noch oben hereineditieren, aber dafür ists zu spät :oops:

Ich habe gerade von Jan im pocketwatchforum die Information bekommen, dass Mercer tatsächlich wohl mehrere Nummernlisten hatte. Auf jeden Fall gibt es im Buch von Tony Mercer "The Chronometer Makers of the World" eine Liste der Mercer-Chronometer. Unter Chronometer-Clocks - Household and Electric wäre die Nummer 904 auf 1952 zu datieren ("1952: 876 - 909")
Und 1952 könnte bei meinem Werk hinkommen. Dazu würde dann auch die oben erwähnte Reiseuhr von 1970 passen.

Wenn man die kleinen Mengen sieht, dann waren diese Uhren wahrlich keine Massenprodukte.

Peter
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Re: Suche Infos - Mercer - Chronometerhemmung m. elektr. Auf

Beitrag von Typ1-2-3 » Di 25. Jan 2011, 22:33

Wie ich auch schon im Pocket-Watch-Forum geschrieben habe, könnte es sich dabei auch um eine kleine Hauptuhr handeln. Denn die Hauptuhren auf der GB-Insel waren häufig Halbminutenspringer ohne Wechselspannung. Von daher könnte das damit hinkommen. Ich habe hier eine Hauptuhr von Gents - Pulsynetic stehen, die auch alle halbe Minute ordentlich Lärm macht und dabei einen Kontakt schließt, der die Nebenuhr weiterschaltet. Auch diese Uhr hat keinerlei Zifferblatt, und manch einer steht davor und fragt sich: Was soll der Sch...? Aber es ist wirklich eine Hauptuhr, und die zugehörigen Nebenuhren laufen ordentlich genau.

Es könnte ja eine Hauptuhr für ein Schiff gewesen sein.

Frank

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Re: Suche Infos - Mercer - Chronometerhemmung m. elektr. Auf

Beitrag von petsch » Di 25. Jan 2011, 23:30

Typ1-2-3 hat geschrieben: Es könnte ja eine Hauptuhr für ein Schiff gewesen sein.
Hallo Frank, damit hast Du wahrscheinlich Recht. Auf dem Festland wäre eine Hauptuhr mit Pendel einfacher. Denkbar wäre auch noch eine Hauptuhr für transportable Zwecke, vielleicht beim Militär.

An den Anschlüssen sind keine Daten angegeben. Kann ich irgendwie herausbekommen, welche Spannung ich für den Aufzug brauche ?

Gruß
Peter
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Re: Suche Infos - Mercer - Chronometerhemmung m. elektr. Auf

Beitrag von Typ1-2-3 » Mi 26. Jan 2011, 09:08

Was ist das für ein Aufzug für die Uhr? Ich vermute einen Klappanker-Aufzug. Es wäre hilfreich, wenn Du mal den Innenwiderstand der Spule messen könntest. Dann kann man die Spannung abschätzen. Aber das wird wirklich nur eine Schätzung.

Und hilfreich wäre es auch noch, ob Du mir sagen kannst, ob der Schaltkontakt mit der Spule in Reihe geschaltet ist, also bei der Schaltung die Spule mit anzieht. Oder ob beides unabhängig voneinander ist.

Wenn nämlich Spule und Schaltkontakt in Reihe geschaltet sind, ist auch die Nebenuhr mit in Reihe in diesen Stromkreis geschaltet. Dann kann man keine Spannung angeben, sondern nur ein Maximalstrom (!), der durch alles läuft. Die Spannung ist dann nämlich von Art und Anzahl der Nebenuhren abhängig. Aber das kann man alles einigermaßen ermitteln.

Gibt es übrigens ein Gehäuse zu der Uhr?

Grüße

Frank

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Re: Suche Infos - Mercer - Chronometerhemmung m. elektr. Auf

Beitrag von petsch » Fr 28. Jan 2011, 14:46

so, jetzt hab ich mich kurz wieder mit dem Werk beschäftigt. Ich bin leider, was Elektronik angeht ein absoluter Laie. Um den Innenwiderstand zu messen, müsste ich das Werk erst einem Bekannten zeigen, der Elektriker ist . Ich hab ja noch nicht einmal Messgeräte dafür.

Aber ich kann beschreiben, was ich sehe. Zunächst zu den Kontakten (ich denke, Du (Frank) meinst den 30-Sekundenkontakt unterhalb der Hemmung) (1) : Es sind leider keine Kabel mehr am Kontaktschalter, aber es sieht nicht so aus, als wenn die jemals irgendwie mit dem Aufzug in Verbindung gestanden haben.
Zu den Spulen (es sind zwei) führt einer der viereckigen Anschlüsse (2) auf der linken Seite des Werkes zu den Spulen. Der andere (3) führt zu dem Kontaktschalter (4) links am Werk. Dieser Kontakt scheint ständig geschlossen und öffnet anscheinend nur, wenn das Rad (5) bzw. der Pin daran (6) durch Ablaufen der Feder den Kontakt wieder öffnet. Wenn der Kontakt offen ist, lassen die Spulen den Hebel (7) los, der dann durch Federkraft (8) das leicht kupferfarben scheinende Rad einen Zahn weitertreibt und dadurch die Aufzugsfeder wieder etwas mehr spannt.
Die Zeitspanne zwischen zwei Aufzügen kann nicht groß sein, deshalb bleibt die Feder immer annährend auf der gleichen Spannung.

Bild

Ich habe inzwischen auf mehreren Seiten unter den Aufzählungen der Mercerprodukte folgendes gefunden und ich denke, dass es sich bei meinem Werk um das Werk einer solchen Anlage handelt, wie Du @ Frank auch schon vermutet hast und wie es nahelag :

"chronometer-controlled master clock systems for both cargo and ocean liners"

Leider habe ich aber keine Abbildungen, Fotos oder nähere Beschreibungen gefunden. Wahrscheinlich weil die Uhren wirklich selten sind.
Falls jemand etwas findet oder jemand von den Elektrouhrenspezialisten vielleicht sogar eine vergleichbare Uhr hat, würde mich das sehr interessieren. Ich hab ja nur das Werk und weiß leider nicht wie die komplette Uhr ausgesehen hat, was ja dann die Frage beantwortet :
Gibt es übrigens ein Gehäuse zu der Uhr?
Gruß
Peter
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Re: Suche Infos - Mercer - Chronometerhemmung m. elektr. Auf

Beitrag von Typ1-2-3 » Fr 28. Jan 2011, 17:04

Blöd, dass keine Kabel dran sind. Dann wird es schwierig.

Ich habe mal kurz den Schaltplan der Pulsynetic skizziert, vielleicht hast Du dann ja Ideen. Die Uhr funktioniert, also ist das richtig. Da hatte ich auch mal eine Anleitung zu.

Bild

Das System bei mir läuft bei 220 mA (nach Vorschrift), d. h. die Voltzahl muss danach eingestellt werden. In der Reihenschaltung wie hier liegt das an Art und Anzahl der Nebenuhren. Bei mir nur eine, damit man weiß, was die Uhr anzeigt. Eingestellt wurde das mit einem Vorwiderstand, ein richtig dickes Teil. Heute würde man das eleganter machen, aber ich habe halt diesen Widerstand noch, und so geht es auch gut.

Wie hoch die Ströme sind, die diese Anlage verträgt, weiß ich natürlich nicht. Das ist bestimmt anlagenspezifisch. Bei mir sind die Kontakte äußerst robust!

Wie oft bei Dir der Aufzug gehen muss, könnte man ja auch ausrechnen, wenn man Zähne zählt. Kommt das dann mit der halben Minute hin, dann wäre das ja schon mal eine Hilfe. Und das kann man ja, auch wenn man mit Elektrik nix am Hut hat ;)

Frank

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Re: Suche Infos - Mercer - Chronometerhemmung m. elektr. Auf

Beitrag von ElektroUhren » Fr 28. Jan 2011, 21:55

Hallo Peter,

interessantes Teil! Ich habe schon einige elektrische Uhren gesehen - sowas aber noch nie!

Die Vermutung 'Hauptuhr' ist sicher richtig. Praktisch alle HU von der Insel schalten im 30-sec Takt; egal ob GPO, Gents, Synchronome ... damit wären 'normale' Nebenuhren mit Deiner Hauptuhr verwendbar.
Hinter dem NU-Kontakt war vermutlich mal ein Relais, um den Kontakt zu entlasten. Nachdem die englischen Systeme nicht polwechselnd arbeiten, reicht ein simples Relais, nicht die aufwendigen Polwender wie z.B. unsere T&N.

Ob Aufzug und NU gekoppelt waren. kannst Du durch 'Beobachtung' herausfinden. Läuft die HU pro 30 sec. um 'einen Zahn' ab? Dann waren NU und Aufzug vermutlich gekoppelt.
Ansonsten wohl unabhängig - kann es sein, dass der Nocken auf dem großen Rad beim Aufzugskontakt noch weitere Anbauteile hatte, die den Kontakt betätigt haben?

... ich werde den Artikel mal beobachten - echt interessantes Stück. Viel Erfolg bei der Info-Suche!

Manfred

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