Außergewöhnliche Klappzahlenuhr aus den 70gern

Vorstellung von Uhren und Uhrensystemen
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Typ1-2-3
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Außergewöhnliche Klappzahlenuhr aus den 70gern

Beitrag von Typ1-2-3 » So 18. Mär 2018, 15:03

Konnte vor kurzem in der Bucht eine sehr seltene und dazu hervorragend erhaltene – neuwertige – Klappzahlenuhr von Copal ergattern. Die Klappzahlenuhren von Copal sind in aller Regel Synchronuhren, bei denen der Synchronmotor über eine Übersetzung den Klappzahlenmechanismus betätigt. Das hat natürlich sofort Nachteile, wenn die Netzfrequenz aus dem Lot gerät, wie das unlängst passiert ist.

Diese Uhr allerdings hat einen eigenen Schwinger - eine Stimmgabel.

Aber zunächst zu der Uhr.

Bild

Die Uhr kam im Karton an, original verpackt und mit der ursprünglichen Anleitung.

Auch der Inhalt erscheint neuwertig, das gedeckte Grün kennt man aus dem T2-Bullis der 70ger Jahre:

Bild

Die Uhr soll von 1974 sein, was der Stempel auf der Rückseite der Uhr nahe legt. Wie man im Batteriefach auf der rechten Seite erkennen kann, gibt es da eine kleine Kette, mit der man – wie bei einem Rasenmäher – die Uhr anwerfen muss. Also erst Monozelle einlegen, und die Uhr beginnt zu summen. Dann an der Kette ziehen und das Stellrad in Richtung der aufgedruckten Pfeile auf die Uhrzeit stellen. Fertig. Funktioniert alles tadellos.

Bild

Das jetzt grelle Grün liegt an der Aufhellung des Bildes, damit man die Kette gut erkennen kann.

Jetzt geht es ans Innere. Diese Bilder kommen von einer anderen, identischen Uhr, denn bei dieser wäre es wirklich zu schade, sie nur aus Neugierde zu zerlegen.

Bild

Waagerecht liegt die Stimmgabel, rechts darüber das Klinkenrad aus Weicheisen. Ähnliches kennt man von der Diehl Resonic. Hier ist ein Jeco-System eingebaut. Es gibt im Netz nette Filme, die zeigen, wie ähnliche Werke funktionieren:

https://www.youtube.com/watch?v=QHL352R-mFA

https://www.youtube.com/watch?v=3As_bGwDd7A

Auch bei diesem Werk kann man das Klinkenrad aus Weicheisen gut erkennen. Die Stimmgabel umfasst mit einem kleinen Magneten das Klinkenrad und führt es bei jeder Schwingung einen Zahn weiter. Alles berührungslos. Allerdings ist das Summen ein recht deutliches Geräusch.

Bild

Die Kette dreht das Klinkenrad in die richtige Richtung. Die Schwungmasse auf dem Klinkenrad gewährleistet, dass die Uhr sicher in eine Richtung läuft. Bei der Diehl-Resonic gibt es eine ähnliche Konstruktion, nur dass es da eine einfache Einrichtung gibt, die das Klinkenrad in die richtige Richtung wirft, wenn es falsch herum läuft.

Eine wirklich außergewöhnliche Uhr, die selbst meiner Frau gefällt.

Frank

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Re: Außergewöhnliche Klappzahlenuhr aus den 70gern

Beitrag von KleineSekunde » So 18. Mär 2018, 20:06

Hallo Frank,

vielen Dank für diesen Bericht zu einer außergewöhnlichen und technisch sehr interessanten Uhr.

Toll, dass du sie in einem originalen Zustand mit Karton und Anleitung bekommen konntest, dass macht die Sache natürlich nochmals interessanter!

Viel Spaß und Freude mit dieser Uhr!

Schöne Grüße

Guido / KleineSekunde

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Re: Außergewöhnliche Klappzahlenuhr aus den 70gern

Beitrag von Chroniker » Di 20. Mär 2018, 13:31

Hallo Frank,

eine wirklich seltene Uhr, auch kannte ich bisher Copal nur dem Namen nach. Ich wusste auch nicht, dass Copal Stimmgabeluhren hergestellt hat. Den Allein-Import der Copal-Uhren hatte in den 1970er Jahren Söhnle in Pforzheim

Zum Stimmgabelsystem:

Wenn ich das richtig sehe, wurde das Stimmgabelsystem ursprünglich als "Clifford-Hemmung" patentiert.

Junghans hat eine Lizenz erworben und die Clifford-Hemmung 1959 in den mechanischen Wecker "Silent" eingebaut. Hat aber damit eine böse Bauchlandung erlebt und ließ alle "Silent"-Wecker zurückrufen.

Die Clifford-Lizenz wurde darauf von Diehl im "Diehl Resonic" realisiert. Aber auch der "Diehl-Resonic" wurde nur kurz gebaut. Aus welchen Gründen, ist mir nicht näher bekannt, ich weiß aber, dass die niedergelassenen Uhrmacher sich bei Großuhren und Weckern nicht auf das Schwinggabel-System einlassen wollten.

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Re: Außergewöhnliche Klappzahlenuhr aus den 70gern

Beitrag von Typ1-2-3 » Di 20. Mär 2018, 15:48

Genau, die Uhren hatten eine Clifford-Hemmung, so auch diese.

Eine Junghans Silent habe ich auch noch im Originalkarton. Gibt es auch nicht sehr viele von.

Die Diehl Resonic ist ein tolles Uhrwerk. Bei meinen Eltern hängt so eine Uhr mit einem Uhrwerk, das ich bestimmt schon 30 Jahre nicht mehr angesehen habe. Wenn Batterie leer, dann neue, fertig. Sehr leise, kein Vergleich mit den Quartzwerken und Schrittschaltmotoren. Wahrscheinlich zu gut, daher wurden die Uhren nicht allzu oft gebaut.

Ich finde die Stimmgabeluhren mit Clifford-Hemmung äußerst nett: Verschleißarm, leise, eigentlich viel besser als die Armbanduhren mit mechanischer Weiterschaltung über Klinkenrad.

Frank

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Re: Außergewöhnliche Klappzahlenuhr aus den 70gern

Beitrag von Chroniker » Di 20. Mär 2018, 19:29

Frank, den Diehl Resonic habe ich auch noch nicht in natura gesehen. Stellst Du ihn uns mal bei Gelegenheit vor?

Würde mich echt interessieren!

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Re: Außergewöhnliche Klappzahlenuhr aus den 70gern

Beitrag von Typ1-2-3 » Mi 21. Mär 2018, 14:03

Werde die Uhr mal vorstellen, wenn ich das Werk ausgekramt habe. Läuft auch unter Junghans Resonic, baugleich.

Jedenfalls sind diese Werke noch zu haben - für relativ kleines Geld.

Schau mal hier:

https://www.ebay.de/itm/ALTERE-JUNGHANS ... SwQGZarrik

Da ist sogar noch das originale Werk hinter.

Frank

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