Frühe Bulle-Clock
Frühe Bulle-Clock
Diese Bulle-Clock war noch in einem sehr guten Zustand, obwohl sie natürlich einige Zuwendung brauchte. Das erste Bild zeigt die Uhr im Fundzustand, also vorher. Sie ist wirklich groß, für eine Uhr mit Glasglocke geradezu riesig: Die Höhe beträgt 40cm, der Sockeldurchmesser 21cm. Eine normale Jahresuhr ist nur ca. 25 cm hoch.
Die Glasglocke ist komplett, original und unbeschädigt, wirklich eine Seltenheit. Einige nicht störende Einschlüsse im Glas in Form von Luftblasen sind noch zu sehen. Das kommt eher selten bei neuen Glasglocken vor.
Das Zifferblatt ist nahezu unbeschädigt, eine Seltenheit. Häufig findet man abblätternden Lack und bröselige Ziffern.
Die Pendelfeder ist entweder schon einmal ersetzt worden oder sogar noch original. Das Pendel schwingt frei, obwohl der Magnetstab nicht mitten durch die Bohrung geht, sondern etwas oberhalb der Mitte.
Von hinten kann man die ersten Beschädigungen sehen: So wurden in den Batteriekasten einfach 2 Löcher gebohrt, um die Anschlusskabel durchzuführen. An sich unverständlich, denn das Gehäuse selbst ist die Masse, ein Kabel wäre also unnötig. Und in dem Werkständer gibt es sogar eine Bohrung zur Durchführung des Plus-Kabels. Warum das nicht genutzt wurde, ist mir unverständlich.
Offensichtlich war einmal eine Batterie ausgelaufen. Dabei wurde bei dieser Uhr nur das untere Abdeckblech aus Stahl durchgeätzt. Die Löcher sind beim nächsten Bild zu sehen:
Ein neues Blech, aus Karosserieblech ausgeschnitten, mit dem originalen Öffner versehen und mattschwarz gespritzt ersetzt das beschädigte Original. Meistens ist der Messingzylinder durch ausgelaufene Batteriesäure beschädigt, hier nicht. Glück gehabt!
Die Pendellinse ist mit ursprünglich grünem Garn umwickelt. Bei diesen Uhren ist dieses Garn immer ausgeblichen. Immerhin ist diese Uhr über 90 Jahre alt.
Die Bohrungen im Zylinder wurden also zugelötet (Messingstopfen mit Zinn sauber gelötet), Kabel durch geflochtene Exemplare ersetzt, das Bodenblech wurde ersetzt, der Holzsockel poliert (eine Neulackierung war nicht nötig). Die Pendellinse wurde wieder mit grünem Garn umwickelt und die Uhr poliert. Jetzt sieht sie wieder schön aus. Das Werk wurde auch gereinigt, der Silberkontakt am Pendel wurde ersetzt.
Nett an der Uhr und auch der Grund, warum ich sie mir zugelegt habe, ist: Diese Uhr ist ein ganz frühes Modell, die Nummer beträgt 9731. Sie wurde innerhalb der ersten 2 Jahre hergestellt und hat noch einen anderen Aufbau als die späteren Modelle: Das Räderwerk besteht aus einer Platine und einem rechteckigen Messingprofil. Spätere Modelle haben 2 Platinen. Diese Uhr hat nur eine Transportklinke, die späteren davon 2 Stück. Die Pendelaufhängung hat noch keine Stromleitspirale, sondern einen einfachen Draht. Kleine Unterschiede in der Entwicklungszeit dieser Uhr.
Eine schöne, frühe elektrische Uhr, die prima läuft.
Die Glasglocke ist komplett, original und unbeschädigt, wirklich eine Seltenheit. Einige nicht störende Einschlüsse im Glas in Form von Luftblasen sind noch zu sehen. Das kommt eher selten bei neuen Glasglocken vor.
Das Zifferblatt ist nahezu unbeschädigt, eine Seltenheit. Häufig findet man abblätternden Lack und bröselige Ziffern.
Die Pendelfeder ist entweder schon einmal ersetzt worden oder sogar noch original. Das Pendel schwingt frei, obwohl der Magnetstab nicht mitten durch die Bohrung geht, sondern etwas oberhalb der Mitte.
Von hinten kann man die ersten Beschädigungen sehen: So wurden in den Batteriekasten einfach 2 Löcher gebohrt, um die Anschlusskabel durchzuführen. An sich unverständlich, denn das Gehäuse selbst ist die Masse, ein Kabel wäre also unnötig. Und in dem Werkständer gibt es sogar eine Bohrung zur Durchführung des Plus-Kabels. Warum das nicht genutzt wurde, ist mir unverständlich.
Offensichtlich war einmal eine Batterie ausgelaufen. Dabei wurde bei dieser Uhr nur das untere Abdeckblech aus Stahl durchgeätzt. Die Löcher sind beim nächsten Bild zu sehen:
Ein neues Blech, aus Karosserieblech ausgeschnitten, mit dem originalen Öffner versehen und mattschwarz gespritzt ersetzt das beschädigte Original. Meistens ist der Messingzylinder durch ausgelaufene Batteriesäure beschädigt, hier nicht. Glück gehabt!
Die Pendellinse ist mit ursprünglich grünem Garn umwickelt. Bei diesen Uhren ist dieses Garn immer ausgeblichen. Immerhin ist diese Uhr über 90 Jahre alt.
Die Bohrungen im Zylinder wurden also zugelötet (Messingstopfen mit Zinn sauber gelötet), Kabel durch geflochtene Exemplare ersetzt, das Bodenblech wurde ersetzt, der Holzsockel poliert (eine Neulackierung war nicht nötig). Die Pendellinse wurde wieder mit grünem Garn umwickelt und die Uhr poliert. Jetzt sieht sie wieder schön aus. Das Werk wurde auch gereinigt, der Silberkontakt am Pendel wurde ersetzt.
Nett an der Uhr und auch der Grund, warum ich sie mir zugelegt habe, ist: Diese Uhr ist ein ganz frühes Modell, die Nummer beträgt 9731. Sie wurde innerhalb der ersten 2 Jahre hergestellt und hat noch einen anderen Aufbau als die späteren Modelle: Das Räderwerk besteht aus einer Platine und einem rechteckigen Messingprofil. Spätere Modelle haben 2 Platinen. Diese Uhr hat nur eine Transportklinke, die späteren davon 2 Stück. Die Pendelaufhängung hat noch keine Stromleitspirale, sondern einen einfachen Draht. Kleine Unterschiede in der Entwicklungszeit dieser Uhr.
Eine schöne, frühe elektrische Uhr, die prima läuft.
Re: Frühe Bulle-Clock
Hallo Frank,
eine sehr schöne Uhr, klasse restauriert, toll!
Gruß Thomas
eine sehr schöne Uhr, klasse restauriert, toll!
Gruß Thomas
Re: Frühe Bulle-Clock
Ganz tolle Arbeit!
Vielen Dank für diesen sehr schönen Beitrag!
lg Christian
Vielen Dank für diesen sehr schönen Beitrag!
lg Christian
.
Fragen, Korrekturen und Ergänzungen zu meinen Beiträgen sind ausdrücklich erbeten und gewünscht!
Fragen, Korrekturen und Ergänzungen zu meinen Beiträgen sind ausdrücklich erbeten und gewünscht!
Re: Frühe Bulle-Clock
Hallo Frank,
sehr schöne Uhr, sehr schöne Arbeit, danke für die Vorstellung.
Gruß
Peter
sehr schöne Uhr, sehr schöne Arbeit, danke für die Vorstellung.
Gruß
Peter
Re: Frühe Bulle-Clock
Danke für die Blumen.
Meiner Meinung nach eine außergewöhnlich gut erhaltene Bulle-Clock. Habe schon wesentlich schlechtere gesehen und repariert. Insbesondere das Zifferblatt dieser frühen Uhren sieht manchmal übel aus. In diesem Fall fast makellos. Wahrscheinlich macht ausgelaufene Batterien den Uhren meist den Garaus. Es könnte sogar sein, dass die saure Atmosphäre unter der Glasglocke (und dann noch eventuell durch Sonne aufgewärmt) den Lack des Zifferblattes auflöst und zum Abblättern bringt. In diesem Fall scheinen die Batterien früherer Zeiten nicht allzu viel Unheil ausgelöst zu haben. Und jetzt mit den neuen Alkalizellen ist die Gefahr noch geringer.
Ach ja: Der einzige wirkliche Pfusch an der Uhr war, dass irgendjemand die alte Zelle direkt an die Anschlusskabel gelötet hat.
Frank
Meiner Meinung nach eine außergewöhnlich gut erhaltene Bulle-Clock. Habe schon wesentlich schlechtere gesehen und repariert. Insbesondere das Zifferblatt dieser frühen Uhren sieht manchmal übel aus. In diesem Fall fast makellos. Wahrscheinlich macht ausgelaufene Batterien den Uhren meist den Garaus. Es könnte sogar sein, dass die saure Atmosphäre unter der Glasglocke (und dann noch eventuell durch Sonne aufgewärmt) den Lack des Zifferblattes auflöst und zum Abblättern bringt. In diesem Fall scheinen die Batterien früherer Zeiten nicht allzu viel Unheil ausgelöst zu haben. Und jetzt mit den neuen Alkalizellen ist die Gefahr noch geringer.
Ach ja: Der einzige wirkliche Pfusch an der Uhr war, dass irgendjemand die alte Zelle direkt an die Anschlusskabel gelötet hat.
Frank
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Re: Frühe Bulle-Clock
Hallo Frank,
auch von mir vielen Dank für den sehr schönen Bericht. Die Uhr ist wirklich klasse geworden!
Schöne Grüße
Guido / KleineSekunde
auch von mir vielen Dank für den sehr schönen Bericht. Die Uhr ist wirklich klasse geworden!
Schöne Grüße
Guido / KleineSekunde
Re: Frühe Bulle-Clock
Hallo Frank,
ich habe die gleiche große Bulle Clock
Es ist auch eine der ersten dieser Serie (Die Uhr hat nur einen Stössel für das erste Zahnrad).
Finde aber keine Seriennummer (wo ist diese angebracht)?
Ich bin kein Uhrmacher, habe Null Ahnung von Uhren.
Die Pendelfeder aus Seide sieht sehr gut aus. Alle anderen Federn fehlen, oder sind überdehnt.
Wo bekommt man diese Federn ?
Können sie mir Helfen ?
Liebe grüße vom Niederrhein
Peter
ich habe die gleiche große Bulle Clock
Es ist auch eine der ersten dieser Serie (Die Uhr hat nur einen Stössel für das erste Zahnrad).
Finde aber keine Seriennummer (wo ist diese angebracht)?
Ich bin kein Uhrmacher, habe Null Ahnung von Uhren.
Die Pendelfeder aus Seide sieht sehr gut aus. Alle anderen Federn fehlen, oder sind überdehnt.
Wo bekommt man diese Federn ?
Können sie mir Helfen ?
Liebe grüße vom Niederrhein
Peter
Re: Frühe Bulle-Clock
Die Uhren-Nr. findet man bei diesen Werken links von vorne aus zu sehen:
Auf diesem Bild recht gut zu sehen, links vom Stundenrad.
Die Federn bekommt man nur in Great Britain. Vielleicht sollte man das bald machen, bevor der Zoll zubeißt:
http://www.ukclocks.com/
Contact spring: Kann man sich selbst bauen, aber wenn man die andere Feder sowieso benötigt, kann man auch beides bestellen. Die Feder befindet sich von der Rückseite aus gesehen zwischen einem Hebel mit Loch und der Ankerwelle.
Isochron spring: Ist nicht selbst zu fertigen, befindet sich zwischen Werkgestell und Pendel.
Wenn man wissen will, wie diese Uhren aufgebaut sind und wo welche Teile liegen, sollte man mal einen ausführlichen Blick auf
horologix.com
werfen. Leider restauriert er keine Uhren mehr - wohl aus gesundheitlichen Gründen. Aber es gibt jede Menge Berichte über diese Uhren und deren Aufbau.
Frank
Auf diesem Bild recht gut zu sehen, links vom Stundenrad.
Die Federn bekommt man nur in Great Britain. Vielleicht sollte man das bald machen, bevor der Zoll zubeißt:
http://www.ukclocks.com/
Contact spring: Kann man sich selbst bauen, aber wenn man die andere Feder sowieso benötigt, kann man auch beides bestellen. Die Feder befindet sich von der Rückseite aus gesehen zwischen einem Hebel mit Loch und der Ankerwelle.
Isochron spring: Ist nicht selbst zu fertigen, befindet sich zwischen Werkgestell und Pendel.
Wenn man wissen will, wie diese Uhren aufgebaut sind und wo welche Teile liegen, sollte man mal einen ausführlichen Blick auf
horologix.com
werfen. Leider restauriert er keine Uhren mehr - wohl aus gesundheitlichen Gründen. Aber es gibt jede Menge Berichte über diese Uhren und deren Aufbau.
Frank
Re: Frühe Bulle-Clock
danke Frank
Meine Uhr hat die Seriennummer 4550
Danke für deine Tips.
Wie kann man am besten das Messing Polieren ?
Habe von ALDI Elsterglanz Paste.....
Gibts was besseres ?
Gibt es eine gute Adresse im Internet, wo man Messing Schrauben kaufen kann ?
Was für ein Gewinde ist das ? Metrisch ?
Danke für deine Tips, ist für mich als Laie Gold wert.
liebe Grüße
Peter
Meine Uhr hat die Seriennummer 4550
Danke für deine Tips.
Wie kann man am besten das Messing Polieren ?
Habe von ALDI Elsterglanz Paste.....
Gibts was besseres ?
Gibt es eine gute Adresse im Internet, wo man Messing Schrauben kaufen kann ?
Was für ein Gewinde ist das ? Metrisch ?
Danke für deine Tips, ist für mich als Laie Gold wert.
liebe Grüße
Peter
Re: Frühe Bulle-Clock
Das Poliermittel ist schon in Ordnung. Ich halte davon sowieso mehr als von einer Maschinenpolitur, denn die nimmt zu viel Material herunter. Wichtig ist allerdings, dass die Reste des Poliermittels anschließend sehr gut wieder entfernt werden, denn die wirken wie Schleifpulver, und das hat in der empfindlichen Technik nichts zu suchen.
Die Nummer 4550 ist schon wirklich früh, 1921 sollte dann das Produktionsjahr sein. Allerdings versteckt sich die erste Ziffer manchmal unter der Unterlegscheibe mit dem schwarzen Isolator. Dann wäre das 1923, und das wäre immer noch ein frühes Exemplar.
Warum Messingschrauben? Die Schrauben vom Uhrwerk sollten in jedem Fall erhalten werden. Fehlt da was? Ich bin mir nicht sicher, ob das schon metrische Schrauben sind, könnte aber sein, denn die Franzosen waren schon recht früh dabei.
Frank
Die Nummer 4550 ist schon wirklich früh, 1921 sollte dann das Produktionsjahr sein. Allerdings versteckt sich die erste Ziffer manchmal unter der Unterlegscheibe mit dem schwarzen Isolator. Dann wäre das 1923, und das wäre immer noch ein frühes Exemplar.
Warum Messingschrauben? Die Schrauben vom Uhrwerk sollten in jedem Fall erhalten werden. Fehlt da was? Ich bin mir nicht sicher, ob das schon metrische Schrauben sind, könnte aber sein, denn die Franzosen waren schon recht früh dabei.
Frank