Auf der Rikketik aufgetan, sehr unbeachtet. Aber bei diesem Gehäuse, was doch sehr unscheinbar ist, ist das kein Wunder:
Aufgefallen unter den tausend (nicht übertrieben) Uhren war sie mir, weil sie eine Regulierschraube auf dem Zifferblatt hat, unter der 12. Daher habe ich einen Blick hineingeworfen und wurde nicht enttäuscht. Inducta zeigte auch einen "elektrischen Namen", und der Preis war wirklich nicht übertrieben. Das Typenschild zeigte, dass es eine relativ frühe Uhr sein musste, denn eine Umstellung der Spannung ist normalerweise heute nicht mehr vorgesehen. Und das ging ganz einfach durch Umstecken eines Steckers, also sehr servicefreundlich:
Im Nachhinein hat es sich herausgestellt, dass ich da etwas Seltenes und Hochwertiges an Land gezogen habe. Ein äußerst massives Uhrwerk in einem Nussbaumgehäuse. Und servicefreundlich, wie die Uhr ist, gab es sogar einen Aluguss-Ständer, der auch außerhalb des Gehäuses eine Kontrolle einfach macht.
Der Aufzug der Uhr erfolgt wie bei einem Stromzähler mit einer Kupferscheibe (Alu geht auch), der sich mit äußerst geringem Drehmoment recht schnell dreht und die Uhr über viele Stunden aufzieht (bestimmt 4 oder 5). Spule, Stator und Kupferscheibe kann man von hinten sehen, von der Seite das aufwändige Getriebe, weil das geringe Drehmoment sehr untersetzt werden muss, um die große Zugfeder aufzuziehen. Das Prinzip ist unter dem Namen "Ferraris-Motor" bekannt.
Wenn die Uhr aufgezogen ist, betätigt eine Wandermutter eine Bremse:
Das exzentrische Gewicht betätigt bei Vollaufzug eine Bremse (unter dem Gewicht sieht man den Betätigungsarm der Bremse), welche die Kupferscheibe anhält, bis die Uhr so weit abgelaufen ist, dass der Motor wieder aufziehen darf. Eine elektrische Schaltung der Spule findet nicht statt, alles rein mechanisch. Ist auch nicht nötig, denn die Spule wird noch nicht einmal richtig warm. So bleibt alles betriebssicher.
Die ganze Uhr ist sehr massiv ausgeführt, Messing vernickelt. Das Echappement mit Breguet-Spirale und nichtaufgeschnittener Schraubenunruh hat 11 Steinchen und läuft hochpräzise.
Die Verstellung des Rückers wird aufwändig auf die Regulierschraube auf dem Zifferblatt umgeleitet.
So konnte man die Uhr bis auf 1 Sekunde pro Tag mit der Zeitwaage und 10facher Lupe schnell und genau regulieren.
Ich vermute, dass diese Uhr bei einem Chef einer großen Firma auf dem Schreibtisch stand und dort sehr genau die abgelaufene Lebenszeit des Chefs angab.
Die Uhr selbst kommt von Landis & Gyr, Zug. Also ein Schweizer Produkt rundherum, sehr präzise und vollkommenes Understatement. Von dieser Art Uhren gibt es nicht sehr viele, teuer wird sie wohl gewesen sein.
Frank
Interessante Uhr für wenig Geld
Re: Interessante Uhr für wenig Geld
Hallo
Da darf man doch gratulieren, mein Glückwunsch Frank ein schönes Stück !
Gruß Winne
Da darf man doch gratulieren, mein Glückwunsch Frank ein schönes Stück !
Gruß Winne
Re: Interessante Uhr für wenig Geld
Hallo Frank,
da gratuliere ich dir zu dieser Uhr. Ein schönes Stück!
Viele Grüße
Kurt
da gratuliere ich dir zu dieser Uhr. Ein schönes Stück!
Viele Grüße
Kurt
Re: Interessante Uhr für wenig Geld
Ja, schöne Uhr. Gratulation dazu ! Und danke, dass Du sie uns zeigst.
Gruß
Peter
Gruß
Peter
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Re: Interessante Uhr für wenig Geld
Hallo Frank,
auch von mir vielen Dank für den Bericht zu dieser schönen Uhr!
Wie sollte es auch sonst sein, klar habe ich wieder Fragen dazu: Es sieht fast so aus, als ob es sich bei dem rot markierten Bereich um einen Aufzugsvierkant handeln würde. Dieser wäre aber ja eigentlich überflüssig. Wurde hier eventuell ein bestehendes Werk / vorhandene Platinen umd die Bauteile für den elektrischen Aufzug ergänzt? Wirtschaftlich würde eine solche Vorgehensweise bei Uhren, die vermutlich eher in geringen Stückzahlen hergestellt wurden, ja durchaus sinnvoll sein.
Wozu dient der grün markierte Hebel an der Abdeckung des Echappements?
Unterhalb der Abdeckung erkennt man (nach meiner Bearbeitung nur schemenhaft, in einem weiteren Foto in deinem Bericht sieht man es sehr deutlich) ein Zahnrad mit einer Skalierung. Ist dies ein "liebevolles Detail" um die Funktion der Uhr auch sichtbar zu machen, weil "Tickgeräusche" durch die Abdeckung des Echappements kaum hörbar sind? Eigentlich wäre dies ja nur während der Montage / bei der Regulierung eventuell vorteilhaft gewesen...
Vielen Dank!
Und viel Spaß mit der Uhr!
Schöne Grüße
Guido / KleineSekunde
auch von mir vielen Dank für den Bericht zu dieser schönen Uhr!
Wie sollte es auch sonst sein, klar habe ich wieder Fragen dazu: Es sieht fast so aus, als ob es sich bei dem rot markierten Bereich um einen Aufzugsvierkant handeln würde. Dieser wäre aber ja eigentlich überflüssig. Wurde hier eventuell ein bestehendes Werk / vorhandene Platinen umd die Bauteile für den elektrischen Aufzug ergänzt? Wirtschaftlich würde eine solche Vorgehensweise bei Uhren, die vermutlich eher in geringen Stückzahlen hergestellt wurden, ja durchaus sinnvoll sein.
Wozu dient der grün markierte Hebel an der Abdeckung des Echappements?
Unterhalb der Abdeckung erkennt man (nach meiner Bearbeitung nur schemenhaft, in einem weiteren Foto in deinem Bericht sieht man es sehr deutlich) ein Zahnrad mit einer Skalierung. Ist dies ein "liebevolles Detail" um die Funktion der Uhr auch sichtbar zu machen, weil "Tickgeräusche" durch die Abdeckung des Echappements kaum hörbar sind? Eigentlich wäre dies ja nur während der Montage / bei der Regulierung eventuell vorteilhaft gewesen...
Vielen Dank!
Und viel Spaß mit der Uhr!
Schöne Grüße
Guido / KleineSekunde
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Re: Interessante Uhr für wenig Geld
Hallo Guido!
So kennt man Dich ja, immer stellt er Fragen...
Mir ist noch viel mehr an dieser Uhr aufgefallen, aber ich hatte sie ja auch in der Hand.
Der Vierkant hat bei dieser Konstruktion gar nichts zu sagen. Ich vermute wie Du, dass man Teile verwendet hat, die auch bei anderen Modellen Funktionen hatten. Das ist bei dieser Uhr mehrfach der Fall, denn an den Platinen sieht man auch überflüssige Ausschnitte und Gewinde. Bei Clockdoc sind noch mehr dieser Uhren abgebildet (nicht viele, denn sie sind selten), und auch da sieht es genau so aus. So wurde relativ preisgünstig eine sehr gute Uhr hergestellt. Inducta stellte häufig Hauptuhren her, daher wohl die überflüssigen Gewinde und Ausschnitte. Allerdings habe ich keine Hauptuhr mit der gleichen Platine gefunden...
Der Hebel am Echappement ist dazu da, dass man die Unruh still setzen kann, denn am andern Ende gibt es eine kleine Drahtfeder, die dann in die Unruh eingreift. Was Du siehts, ist die Zifferblattseite des Uhrwerks. Von der Rückseite ist der Hebel sogar rot lackiert, damit man ihn findet. Und das Rad hat eine kleine Sekundenskalierung. Das Rad dreht sich innerhalb einer halben Minute, daher die Skalierung bis 30, und ein eingeprägter Zeiger auf der Platine dazu, damit man die Sekunde besser ablesen kann. Und das alles unter dem Zifferblatt, also an sich für nix.
Frank
So kennt man Dich ja, immer stellt er Fragen...
Mir ist noch viel mehr an dieser Uhr aufgefallen, aber ich hatte sie ja auch in der Hand.
Der Vierkant hat bei dieser Konstruktion gar nichts zu sagen. Ich vermute wie Du, dass man Teile verwendet hat, die auch bei anderen Modellen Funktionen hatten. Das ist bei dieser Uhr mehrfach der Fall, denn an den Platinen sieht man auch überflüssige Ausschnitte und Gewinde. Bei Clockdoc sind noch mehr dieser Uhren abgebildet (nicht viele, denn sie sind selten), und auch da sieht es genau so aus. So wurde relativ preisgünstig eine sehr gute Uhr hergestellt. Inducta stellte häufig Hauptuhren her, daher wohl die überflüssigen Gewinde und Ausschnitte. Allerdings habe ich keine Hauptuhr mit der gleichen Platine gefunden...
Der Hebel am Echappement ist dazu da, dass man die Unruh still setzen kann, denn am andern Ende gibt es eine kleine Drahtfeder, die dann in die Unruh eingreift. Was Du siehts, ist die Zifferblattseite des Uhrwerks. Von der Rückseite ist der Hebel sogar rot lackiert, damit man ihn findet. Und das Rad hat eine kleine Sekundenskalierung. Das Rad dreht sich innerhalb einer halben Minute, daher die Skalierung bis 30, und ein eingeprägter Zeiger auf der Platine dazu, damit man die Sekunde besser ablesen kann. Und das alles unter dem Zifferblatt, also an sich für nix.
Frank