Ich setze mal den Fred fort, denn ich konnte vor Kurzem auch so eine Uhr ergattern. Meine Uhr hat ein schönes Eichengehäuse mit facettierten Scheiben.
Ich habe ja schon so manche Uhr auseinander gehabt, aber so eine komplizierte Uhr ist mir noch nicht untergekommen.
Das eigentliche Gehwerk besteht nur aus 3 Rädern: Das Minutenrad hat ein Federhaus, dann das Kleinbodenrad und dann das Hemmungsrad. Aber die Aufziehvorrichtung und das Schlagwerk hat es in sich, und besonders die Kombination aus allem:
Außerdem kann man im Schlagwerk noch 2 Melodien wählen. Natürlich der Westminster, aber netterweise für eine französische Uhr "Frere Jacob".
Die Uhr zieht wie die von Phalos wahlweise mit 110V oder 220V auf. Wenn man sich die Konstruktion ansieht, muss man schon sagen, dass die Franzosen bei dieser Uhr doch arg schmerzfrei mit der elektrischen Sicherheit umgegangen sind. Alle Anschlüsse sind frei erreichbar, und der Ein- und Ausschalter des Motors verläuft mit blanken Messingblechen quer durch das Uhrwerk.
Ich habe die stromführenden Teile mit 2 roten Pfeilen markiert.
Wenn man sich das Räderwerk zwischen den Platinen ansieht, merkt man, wie komplex die Sache ist:
Vom Motor werden nur beide Schlagwerke aufgezogen, während das kleine Federhaus für das Gehwerk in der Mitte jede 1/4 Stunde durch den Lauf des Viertelschlages nachgespannt wird. Auf eine einfache Weise wurde so vermieden, dass die Uhr ungleichmäßige Federkraft im Gehwerk hat, denn der Ablauf des Viertelschlagwerks wiederholt sich jede Stunde. Clever!
Leider war bei dieser Uhr der Motor defekt. Die Spulen des Ankers wurden offensichtlich mit nicht säurefreiem Lot am Kollektor angelötet, und daher waren die Spulen z. T. oxidiert und nicht mehr durchgängig. Man könnte den Motor neu wickeln lassen. Aber dadurch würden die Sicherheitsmängel nicht geringer. Daher habe ich mich entschlossen, einen kleinen DC-Motor einzubauen, der die Uhr tadellos mit 3 Volt aufzieht. Eingangsleistung ca. 4 Watt. Die Uhr wird genau alle 12 Stunden aufgezogen, der Vorgang dauert mit dem neuen Motor genau 45 Sekunden. Auf ein Jahr hochgerechnet, sollten 2 D-Zellen reichen.
Übrigens habe ich auch den Verdacht, dass der Motor von Phalos' Uhr den gleichen Defekt hatte, denn er war genauso laut wie meiner. Das kommt natürlich durch den ungleichmäßigen Antrieb. Die Spulen seines Motors ist wahrscheinlich mit dem gleichen Lot gelötet worden wie bei meiner Uhr, daher der gleiche Fehler nach ca. 70 bis 80 Jahren.
Im Gegensatz zu der Uhr von Mauthe (Mauthe Dolektra mit Westminster) hat diese Uhr keine Differential-Räderwerke, sondern Federn mit Schleppzaum wie bei Automatic-Uhren. Die Konstrukteure haben eine einfache Lösung gefunden: Normale Federhäuser, bei denen man den Haken einfach wieder nach außen gebogen hat, sodass die Innenwand glatt war. Einfach und zweckmäßig.
Jedenfalls eine schöne, seltene und qualitätvolle Uhr, die sich alle 1/4 Stunde meldet.
Frank