Wer war´s (10)

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droba
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Wer war´s (10)

Beitrag von droba » Fr 21. Feb 2014, 21:01

Hallo Uhrenfreunde,

die "Zehn" ist eine gute Zahl um diese Serie abzurunden und dann eine Pause einzulegen. Was natürlich nicht heißen soll, dass keiner die Serie fortsetzen kann. Im Gegenteil- das wäre eine schöne Bereicherung und auch Abwechslung für diese Rätsel-Serie!

Um die Beteiligung zu erleichtern werde ich immer mehr Details bekanntgeben, bis jemand das Rätsel gelöst ist. Habt Ihr überhaupt noch Lust? Ja??


Prima, dann kann das Rätsel ja losgehen:

- Es wird ein Uhrmacher gesucht, ich bin zuversichtlich, dass Ihr ihn alle kennt.

- Er lebte im 19. Jahrhundert und, na klar, er war Deutscher.

- In seiner mechanischen Werkstatt wurden viele verschiedene Dinge hergestellt, Uhren nur nebenbei.

- Durch seine Uhren ist er uns heute noch bekannt.


Wer war´s?

droba

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Typ1-2-3
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Re: Wer war´s (10)

Beitrag von Typ1-2-3 » Sa 22. Feb 2014, 11:00

Ich würde auf Rieffler tippen, habe aber noch einen 2. Namen in der Pipeline

Frank

steffl62
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Re: Wer war´s (10)

Beitrag von steffl62 » Sa 22. Feb 2014, 11:42

Na dann tippe ich mal auf Ludwig Strasser.
Das wäre wohl der 2. Namen aus Franks Pipline? :P

lg Christian
.
Fragen, Korrekturen und Ergänzungen zu meinen Beiträgen sind ausdrücklich erbeten und gewünscht!

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droba
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Re: Wer war´s (10)

Beitrag von droba » Sa 22. Feb 2014, 12:40

Hallo Frank,
Hallo Christian,

schön, dass Ihr schon mit diesen wenigen Angaben einen Versuch startet. Und ich muss zugeben,auch wenn ihr den richtigen Namen noch nicht getroffen habt, einige meiner Angaben treffen auch auf "Eure" Namen zu. Und die von Euch genannten Uhrmacher wären wirklich auch ein eigenes Rätsel wert!

Heute abend werde ich noch weitere Details über den gesuchten Uhrmacher nennen. Ich bin sicher, dann werden wir den richtigen Namen bald gefunden haben.

Für den Moment nenne ich die Gründe, warum ich genau auf diesen Uhrmacher in einem Rätsel aufmerksam machen will:

Es ist die Verbindung von Triumpf und Tragik, von Erfolg und beruflichem Absturz, von gesellschaftlicher Anerkennung und Missachtung- das sind die Gründe meiner Wahl für diesen Uhrmacher.

Weitere Details und Angaben über diesen Uhrmacher folgen später.

droba

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Typ1-2-3
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Re: Wer war´s (10)

Beitrag von Typ1-2-3 » Sa 22. Feb 2014, 14:22

Nein, der 2. Uhrmacher in meiner Liste war Johann Mannhardt. Turmuhrbauern, aber er baute auch andere Dinge, wie z. B. eine Guillotine, aber auch Ölmühlen usw. So weit ich weiß, war er ein genialer Konstrukteur, aber ein stümperhafter Geschäftsmann. Nach dem Konkurs seiner Firma wurde er Angestellter in seiner eigenen Firma!

Deine Angaben würden bisher also passen.

Frank

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droba
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Re: Wer war´s (10)

Beitrag von droba » So 23. Feb 2014, 09:10

Frank, Du hast den richtigen Namen genannt! Prima!

Wie Du schon andeutest, werden in der Biographie von Johann Mannhardt geradezu unglaubliche Gegensätze sichtbar. Es ist hier aber nicht der Platz, um die Triumpfe und Tragödien alle zu besprechen, diese lassen sich in wikipedia (sehr dürftig!) oder watchwiki nachlesen. Die umfänglichste Beschreibung enthält das Lexikon der deutschen Uhrenindustrie.

Mannhardts Werkstatt entwickelte sich zu einer veritablen Metallbau- und Maschinenfabrik und Mannhardt erhielt von der Regierung bedeutende und schwierige Aufträge: Zum Beispiel die Anfertigung der gusseisernen Dachstühle für die Walhalla und die Pinakothek in München. Ich bin mir nicht sicher, ob zu dieser Zeit in Bayern schon eine andere Werkstatt bestand, die diese Aufträge hätte übernehmen können. Vermutlich hätten diese Aufträge dann in das Ausland vergeben werden müssen.

Wie Frank sagt: die große Schwäche von Mannhardt war die betriebswirtschaftliche Führung seines Betriebes: Er kalkulierte weder die Aufträge, noch erstellte er Kostenvoranschläge. Von den Auftraggebern wurde er gnadenlos über den Tisch gezogen. Seine Firma, die 1855 immerhin 230 Arbeiter beschäftigte, musste Konkurs anmelden. Und das bedeutete für Mannhardt einen beruflichen Abstieg: Sein Betrieb wurde an einen Kaufmann verkauft, er selbst arbeitete als Angestellter im ehemals eigenen Betrieb weiter. Die Schulden dürften ihm geblieben sein ...

Zu seinen Uhren: Mannhardt entwickelte schon 1850 eine mehrfach ausgezeichnete Turmuhr, die für das 4/4-Schlagwerk nur ein Gewicht besaß und die Minuten "springend" anzeigte. Auffallend finde ich, dass die Konstruktion zwar mehrfach prämiert wurde, aber das Konstruktionsprinzip weder von Mannhardt, noch von einem Mitbewerber weiter gefertigt wurde. (Wir können nur vermuten, dass die Konstruktion bei aller mechanischen Rafinesse eben doch nicht zuverlässig war und sich in der Praxis nicht bewährte)

Mannhardts bekannteste Leistung wurde der nach ihm benannte "Mannhardt-Gang", eine Pendel-Konstruktion, bei der das Pendel nur einen kurzen Antriebs-Impuls bekommt und ansonsten frei schwingt. Dieses Prinzip haben sehr viele Hersteller übernommen und es bedeutete in der Genauigkeit für Turmuhren einen wirklichen Quantensprung. (Es wurden sogar Regulatoren mit Mannhardt-Gang hergestellt!)

Mannhardt wurden national und international höchste Ehrungen und Auszeichnungen zuteil. Die höchste Ehrung erhielt Mannhardt aus England: Im Jahr 1867 wurde Johann Mannhardt zum Ehren-Vizepräsidenten der "Gesellschaft zur Hebung von Kunst und Wissenschaft" ernannt. Soweit mir bekannt, wurde kein anderer Deutscher von dieser Gesellschaft mit einer ähnlich hohen Auszeichnung bedacht. (selbst Riefler nicht!)


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Re: Wer war´s (10)

Beitrag von Ursus » So 23. Feb 2014, 11:45

droba hat geschrieben: ... der nach ihm benannte "Mannhardt-Gang", eine Pendel-Konstruktion, bei der das Pendel nur einen kurzen Antriebs-Impuls bekommt und ansonsten frei schwingt. droba
Hallo!

Meine einzige Turmuhr hat, so sagte man mir, einen Mannhardt-Gang: Es ist ein Stiftenankergang bei der die beiden Paletten an der Pendelstange befestigt sind:

Bild

Grüße

Ursus

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Re: Wer war´s (10)

Beitrag von droba » So 23. Feb 2014, 12:33

Hallo Ursus,

danke für Deinen Beitrag und vor allem für das Bild: Mir wird bewusst, dass mir in meinem Betrag ein Fehler unterlaufen ist: Nur diese Art Scherenhemmung, bei der das Pendel die Funktion des Ankers übernimmt, wird als "Mannhardt-Gang" bezeichnet, nicht das freischwingende Pendel. Ich will das hiermit gleich korrigieren.

Richtig ist aber, dass das "frei-schwingende Pendel" die Genauigkeitswerte von Turmuhren entscheidend verbesserte. Und das funktioniert, indem das Pendel nur einem kurzen Kraftimpuls erhält und dann bis zum nächsten Impuls frei weiter schwingt.

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Re: Wer war´s (10)

Beitrag von Typ1-2-3 » So 23. Feb 2014, 14:48

Dieses Prinzip der freischwingenden Hemmung wurde in Varianten noch weiter entwickelt, und zwar vor allen Dingen von den Hauptuhrenkonstrukteuren auf den Britischen Inseln. Synchronom und die Uhren von Gent liefen ähnlich, denn das Pendel schob ein Rad kraftlos weiter, welches dann einmal jede halbe Minute einen Gewichtsarm auslöste, der das Pendel wieder antrieb, ähnlich wie bei Mannhardt. Der einzige Unterschied war dann, dass der Gewichtsarm elektrisch nach oben gehoben wurde, dabei wurden dann gleichzeitig die Nebenuhrimpulse ausgesendet. Einfach und genial, denn diese Hauptuhren besaßen ein einziges Rad und eine handvoll Hebel und funktionierten trotzdem - oder deswegen - tadellos.

Hier eine Turmuhr von Mannhardt in Funktion.

http://www.youtube.com/watch?v=R030ofE1mqU

Und hier eine Synchronome clock mit ähnlicher Funktion als Hauptuhr.

http://www.youtube.com/watch?v=6-lHTVnVn44

Viel Spaß beim Filmeschauen.

Frank

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Re: Wer war´s (10)

Beitrag von droba » So 23. Feb 2014, 18:31

Hallo Frank,

herzlichen Dank für das Filmchen mit dem frei-schwingenden Pendel! Die Konstruktion und ihre Vorteile faszinieren mich immer wieder.

Die größte Uhr mit einem freischwingenden Pendel hat Mannhardt im Jahr 1878 für den Kölner Dom gefertigt. Leider ist die Uhr heute nicht mehr vorhanden und ich konnte bisher auch nichts über ihren Verbleib in Erfahrung bringen.

droba

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