Wer war´s (4)

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janekp
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Re: Wer war´s (4)

Beitrag von janekp » So 19. Okt 2014, 19:58

Auf meine suche nach dem Spurren vom Johann Anton Harder ich habe am letzte Woche das Gutshof in Ransen besuchen und dann bin ich zu Kirche gefahren.
Dan am Kirchhof habe ich gefunden das alte Grabstein vom Johann Anton Harder und seine Schwester Elizabeth.Grabmal wurde noch nicht gefunden aber Wir suchen noch.
Unsere KMZiZ (Polnische Forum fur Uhrenfreunde) worbereiten jetzt die weitere schritte fur ein Gedenktafel zu machen und Wir informieren euch was und wann wird gemacht.
Johann Anton Harder verstarb am 23. Juni 1888 in Steinau.
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Der_Stromer
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Re: Wer war´s (4)

Beitrag von Der_Stromer » Di 21. Okt 2014, 13:24

Toll. Soviel Entusiasmuss für einen fast vergessenen Uhrennarren von der Oder ist schon bemerkenswert. Vielen Dank für diesen Bericht, den ich sehr gerne gelesen haben. DANKE!

Aber irgendwo hast Du mal geschrieben, ich wäre ein "Experte" :o . Nein, bin ich nicht. Ich habe mich nur etwas Schlau gemacht, als ich vor 7 Jahren durch Zufall eine Jahresuhr von Aug. Schatz & Söhne gekauft habe. Ab diesem "denkwürdigen" Tag habe ich viel und gerne über Jahresuhren und die Entstehung gelesen.

Und so auch gleich noch etwas zur Geschichte:
Anton Harder hat in USA (erste Patente zu Uhren mit sehr langer Gangzeit um 1850 herum) 2 oder 3 Patente von Werken zu Jahresuhren aufgekauft. Nach seiner Rückkehr nach Ramsen hat er als erstes versucht, bei Gustav Becker in Freiburg Uhren nach den erworbenen Patenten herstellen zu lassen. In wie weit das von Erfolg gekrönt war, darüber streiten sich die Fachleute. Es gibt jedenfalls nicht viele Jahresuhren von GB, die dieser Uhrenfabrik (bis 1899) zu zu schreiben wären. Erfolgreicher war Harder dann bei Willmann & Co, ebenfalls in Freiburg / Schlesien (nicht Willmann & Co, die 1901 gegründet wurde). Hier musste er aber für die Uhren, die gebaut wurden, bezahlen, was sein kleines Vermögen wohl aufgebraucht hat. Hier wird im allgemeinen von ca. 300 bis 340 Exemplaren gesprochen. Diese Uhren funktionierten aber nur recht und schlecht, waren also nicht zu verkaufen.

Auf der weitern Suche nach Lösungen für sein Problem ist er auf den Uhrmacher Lorenz Jehlin aus Säckingen, der sich ebenfalls mit Jahresuhren beschäftigte, gestoßen. Er hat sich (oder Jehlin mit ihm) mit Jehlin zusammen getan und aus 2 Patenten eine vielleich funktionierende Uhr entwickelt. Jehlin wurde Krank und starb bald. Seine Witwe hat dann das Jehlin-Patent an Harder übertragen. Mit einem nicht funktionierendem Exemplar sprach Harde bei der Fa. Vinzenz Siedle, Gießerei für Uhrenbestandteile in Triberg, vor. Und Siedle erinnerte sich an die neu gegründete Firma Wintermantel & Co in Triberg. Siedle selbst (Firmenchronik Aug. Schatz & Söhne) stellte dann das Probestück dort vor und August Schatz machte sich an die Arbeit. 1881 wurde die erste Jahresuhr nach Patenten von A. Harder und L. Jehlin hergestellt. Zuerst 12 Stück ohne Säulen, Glas und Sockel für 12 Mark!

Meine Schreiberei hier stammt zum Teil aus "Lexikon der Deutschen Uhrenindustrie..." von H.H. Schmidt, Zweite, erweiterte Auflage von 2012, dem ich ausdrücklich für sein excelent recherchierts Werk danken möchte, und aus der Firmenchronik zum 100 jährigen Bestehen der Firma Aug. Schatz & Söhne 1981.

:cry: Noch eine Bemerkung zu Jahresuhren von Gustav Becker: Nach Terwilliger sind fast alle als GB gemarkten Uhren NACH 1899 hergestellt worden. Und auch unter der Regie von Junghans wurden ab 1925 Jahresuhren mit GB-Marke hergestellt und vertieben. Junghans verbrachte die wertvollen Maschinen und Geräte aus Freiburg 1936 oder 37 nach Schwenningen und produzierte dort auch Jahresuhren. Und aller Wahrscheinlichkeit nach hat auch die Polnische Firma Metron, die die kläglichen Reste der Freiburger VFU-Anlagen nach dem WKII übernommen hatte, noch Jahresuhren hergestellt, mit GB-Logo :( .

Ps.: Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie ruhig behalten :mrgreen:
Hallo aus der Oberpfalz
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janekp
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Re: Wer war´s (4)

Beitrag von janekp » Di 21. Okt 2014, 15:18

Die geschichte vom Hardersche Patent und seine zusammenarbeit mit Jehlin ist fur mich noch unklar (Ich habe gelesen alle DUZ).
IMO Harder zuerst arbeitete mit Willmann -die erste (geschichte vom Kappler kenne ich auch ) (das Uhr habe ich gesehen) und dann mit GB (auch habe ich ein gesehen)
Dann zusammem mit GW&Cie wurden insgesamt gemacht 12 prototype fur Serienproduktion ,4 mit rechte seite triebe,4 mit linke seite (aber hintere aufzug) und 4 mit Holz Gehause und vordere aufziehung ( Einen habe ich auch gesehen)-genauso wie im Bild.
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droba
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Re: Wer war´s (4)

Beitrag von droba » Di 21. Okt 2014, 20:07

Hallo Jan.
Hallo Rolf Dieter,

die wirklichen Abläufe zur Entwicklung der Jahresuhr sind verwirrend und auch widersprüchlich. Unklar ist mir besonders, warum und wie Harder es geschafft hat, dass das Patent nach Jehlins Tod auf ihn umgeschrieben worden ist. Es hätte ja gereicht, wenn die Witwe von Jehlin ihm eine Lizenz gegeben hätte. Hier bleiben also Fragen offen.

Um die Abläufe genau zu kennen, aber auch besser beurteilen zu können, wäre es nun wichtig zu wissen, ab wann Harder mit Jehlin zusammengekommen ist. Und nicht erwähnt habt Ihr bisher, dass die Uhrenfabrik Lenzkirch bereits 1877 bei der Industrieausstellung Karlsruhe eine Jahresuhr "nach Patent Jehlin" vorgestellt hat. War Harder 1877 schon mit Jehlin in Verbindung- oder hat Jehlin die Verbindung mit Lenzkirch aufgenommen, bevor er mit Harder zusammen kam?

Ich will mir kein Urteil in der Sache anmaßen, wer hier die erste deutsche Jahresuhr entwickelt hat: Jehlin oder Harder. Das Auftreten aber von Harder und vor allem seine verschiedenen Versionen, die er geäußert hat, wie er die Sache entwickelte, lassen bei mir Zweifel an seiner Glaubwürdigkeit aufkommen. Vielleicht kam ihm der Tod von Lorenz Jehlin einfach sehr gelegen...

droba

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Re: Wer war´s (4)

Beitrag von Tiemo » Sa 7. Mär 2015, 15:23

Der_Stromer hat geschrieben: Anton Harder hat, wohl bei einem Besuch in den USA um 1870 herum, das Prinzip der Jahresuhr / Drehpendeluhr / Torsionspendeluhr kennen gelernt und wohl eines der vielen Patente, die aber nie zur Produktionsreife gediehen, aufgekauft und mit in die Heimat genommen. Es war das Amerikanische Patent eines Werkes, nicht einer kompletten Uhr.
Hallo Rolf-Dieter,
ich bin Familienforscher und Anton Harder ist mein Vorfahr. Kannst Du mir die Quelle nennen, die besagt, dass Anton Harder in den USA war? Meines bisherigen Wissens war er nie in den USA, deshalb wäre das für mich eine sehr interessante Neuigkeit.
Vielen Dank
Tiemo

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Der_Stromer
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Re: Wer war´s (4)

Beitrag von Der_Stromer » So 8. Mär 2015, 14:22

droba hat geschrieben:Hallo Jan.
Hallo Rolf Dieter,

die wirklichen Abläufe zur Entwicklung der Jahresuhr sind verwirrend und auch widersprüchlich. Unklar ist mir besonders, warum und wie Harder es geschafft hat, dass das Patent nach Jehlins Tod auf ihn umgeschrieben worden ist. Es hätte ja gereicht, wenn die Witwe von Jehlin ihm eine Lizenz gegeben hätte. Hier bleiben also Fragen offen.

Um die Abläufe genau zu kennen, aber auch besser beurteilen zu können, wäre es nun wichtig zu wissen, ab wann Harder mit Jehlin zusammengekommen ist. Und nicht erwähnt habt Ihr bisher, dass die Uhrenfabrik Lenzkirch bereits 1877 bei der Industrieausstellung Karlsruhe eine Jahresuhr "nach Patent Jehlin" vorgestellt hat. War Harder 1877 schon mit Jehlin in Verbindung- oder hat Jehlin die Verbindung mit Lenzkirch aufgenommen, bevor er mit Harder zusammen kam?

Ich will mir kein Urteil in der Sache anmaßen, wer hier die erste deutsche Jahresuhr entwickelt hat: Jehlin oder Harder. Das Auftreten aber von Harder und vor allem seine verschiedenen Versionen, die er geäußert hat, wie er die Sache entwickelte, lassen bei mir Zweifel an seiner Glaubwürdigkeit aufkommen. Vielleicht kam ihm der Tod von Lorenz Jehlin einfach sehr gelegen...

droba
:oops: Habe ich jetzt erst gelesen!

Zur ersten Deutschen - funktionierenden - Jahresuhr werden allgemein zwei Patente genannt: Eins vom A. Harder , dass aber nicht in Deutschland eingereicht wurde, sondern in den USA (US269052, Eingetragen am 12. Dezember 1882*). Dieses Patent beschreibt ein Uhrwerk mit Grahamhemmung. Das zweite Patent (ein deutsches) wurde von Jehlin eingetragen und beschreibt ein regulierbares Drehpendel Patent-Nr. DE2437, eingereicht am 21. März 1879). Dieses Patent wurde übrigens nie auf Harder Übertragen. Er hatte von der Witwe wohl nur die Nutzungsrechte. Wie er das "bezahlt" hat, das zu denken, bleibt dem geneigten Leser überlassen :? . Beide zusammen führten dann zur ersten, serinereifen Jahresuhr, maßgeblich von August Schatz entwickelt.

Als drittes Patent gibt es dann noch ein Deutsches: DE29348, Eingetragen am 18. Mai 1884 von DeGruyter, Amsterdam, für eine Jahresuhr mit Schlagwerk. Eine Entwicklung von A. Schatz.

*) Dieses Uhrwerk ist bereits so aufgebaut, wie die Werke von Wintermantel & Cie, Spätere Jahresuhrenfabrik. Es wurde auch erst 1 Jahr NACH dem Erscheinen der ersten Jahresuhr von A. Schatz eingetragen!!

Die Frage stellt sich hier, wie kam A. Harder an dieses Patent?

Die Idee der Jahresuhren stammt aus Amerika. Erste Patente in 1841. Meine oberflächlichen Recherchen bei DEPATIS zeigten, dass in den USA ein HARDER, J eben ein solches Patent inne hatte. Ob es sich hier um Verwandtschaft mit A. Harder (Tiemo schreibt ja, sein Vorfahr Anton Harder wäre nie in USA gewesen) handelt, ist nicht nach zu weisen. Ein Zusammenhang ist aber wahrscheinlich. Vielleicht findet ja Tiemo etwas genaueres heraus???

Wie kam denn nun Harder zu Jehlin? Er wird wohl irgendwie gehört haben, dass es da einen Uhrmacher gibt, der sich auch mit Jahresuhren beschäftigt und eigene Entwicklungen gemacht hat. Die Harder'schen Erfahrungen mit größeren Uhrenherstellern (Winterhalder in Freiburg / Schlesien und nicht, wie immer behauptet wird, Gustav Becker) hat wohl das Vermögen des Gutsbesitzers Harder arg strapaziert und daher wohl der Kontakt zum "Einzelkämpfer" Jehlin. Zum frühen Tod und dem Verhältnis der Witwe zu Harder kann man nur spekulieren. Es wird wohl ein Geheimniss bleiben.

Interessant in diesem Zusammenhang ist auch, dass die von Wintermantel gebauten Jahresuhren das Pendel von Jehlin NICHT verwendeten. Die ersten Werke hatten ein sehr flaches Scheibenpendel mit verstellbaren Gewichten auf der Oberseite und nicht die Kugelkonstruktion von Jehlin. Übrigens beschreibt das Patent von Jehlin auch eine Hemmung, ähnlich einer Zylinderhemmung.

Warum hat Wintermantel die Patente nicht selbst angemeldet? Spekulation ist Geldmangel! Die Firma wurde ja gerade gegründet, 5 Teilhaber mussten Leben und die beschäftigten Heimarbeiter auch. DeGruyter streckte das Geld für Produktionsmittel und Maschinen vor (Dank an HH Schmid und sein Lexikon.... da steht das sehr ausführlich drin) und bekam dafür die Patentrechte übertragen. Wintermantel, Jahresuhrenfabrik und dann Aug. Schatz & Söhne war dann bis ca. 1899/1900 der "Generalhersteller" für den Uhrengroßhändler Drgruyter, dem alle Patentrechte gehörten. Ab 1900 (DeGruyter hat die fälligen Gebühren nicht bezahlt und wahrscheinlich auch die Inhaber davon nicht unterrichtet), wurden die Patente frei und der "Run" auf diese Uhrenart ging richtig los.

Harder ist übrigens über den Umweg Siedle - Hersteller von Uhrengußteilen - zu Wintermantel in Triberg gekommen. Verschlungene Wege, wie im richtigen Leben halt :D .

:) Ich würde mich freuen, wenn es hier noch viele Beiträge geben würde. Ein wirklich interessantes Thema!
Hallo aus der Oberpfalz
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Re: Wer war´s (4)

Beitrag von Der_Stromer » So 8. Mär 2015, 14:45

Noch ein Nachtrag, den ich eben erst entdeckt habe:

Auf dem Patentblatt für das Drehpendel nach L. Jehlin sind noch Einträge von DeGruyter und A. Harder vorhanden:
Drehpendel-von-Jehlin-No.-2.jpg
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Re: Wer war´s (4)

Beitrag von janekp » So 8. Mär 2015, 15:03

Dieses Jahr haben wir ein Treffen im alten Herren denn Harder im Ransen bei Steinau.
Bis zum heutigen Tag nichts anderes, das ich entdeckte.
Das Jehlin Patent vorgeschrieben war fur Harder .
Gleichgültig Harder oder Jehlin- beides sind sehr bekannter.
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Re: Wer war´s (4)

Beitrag von Der_Stromer » So 8. Mär 2015, 15:09

Danke, Jan :D

Genau das Patent von L. Jehlin (das Bild ist aus dem Buch von Ch. Terwilliger. Solltest Du bitte angeben, um Probleme mit (c) zu vermeiden).

Hast Du noch mehr Beispiele, wo dieses Pendel eingesetzt wurde? Und wie steht es mit der Hemmung? Oder wurde z.B. in der Abgebildeten Uhr eine andere Hemmung verwendet?
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Re: Wer war´s (4)

Beitrag von janekp » So 8. Mär 2015, 15:21

Harder kampfte im Der Deutsch-Französische Krieg von 1870 bis 1871.
Vielleicht dort trafen sie sich beide zusammen?
Es gab ein patent im Frankreich auch fur Torsionpendel vor 1870.Jetzt kann ich nichts finden.
Denn jetzt, nicht genug Fakten haben wir.

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