Felix18 hat geschrieben:Zumindest noch um 1900 beschwerten sich deutsche Uhrmacher über Reisevertreter
aus der Schweiz, die mit "billigen" Uhren in Deutschland ihre Abnehmer suchten und
sicherlich auch fanden, sonst hätten die deutschen Uhrmacher nicht so massiv dagegen
in Uhrenzeitschriften gewettert.
Das waren keine Schweizer Landsleute, die da Schweizer TU angeboten haben, sondern deutsche fliegende Händler, die sich mit einfachen TU der Schweiz eindeckten und diese mit guter Gewinnspanne und manchmal mit unrichtigen Angaben verkauften. Das war dadurch möglich, da die Teile für Schweizer TU durch die Serienherstellung immer preiswerter wurden. Der Preis der daraus gefertigten Uhren fiel dadurch zwar, aber nicht im selben Maß, wie die Kosten der Uhrenteile sanken. Und Uhren aus einem Uhrmachergeschäft müssen durch die Fixkosten ja teurer sein, als die eines fliegenden Händlers, der aus der Tasche lebt.
Nebenbemerkung: Preußen hat das dann ausgenützt: Im Elsaß wurde um 1890 ein Zollprivileg eingeführt, das es erlaubte, aus zollfrei eingeführten Teilen Taschenuhren für den deutschen Markt zu fertigen. Das Elsaß erlebte dadurch einen kolossalen wirtschaftlichen Aufschwung, der allerdings mit dem ersten Weltkrieg abrupt wieder beendet wurde. (siehe Artikel in der Jahresschrift der DGC 2010: "Schweizer Taschenuhren für Deutschland- auf den Spuren der Uhrenindustrie im Elsaß")
Aber zum Thema:
Die Entwicklung der TU weist mit der heutigen Fertigung von AU insofern tatsächlich Paralellen auf, als die AU-Werke aus Asien ebenfalls unglaublich billig, aber qualitativ nicht schlecht sind. Viele Käufer sind aber heute immer noch bereit, für eine AU vergleichsweise viel Geld auszugeben und schon haben wir Verhältnisse, wie in der TU-Zeit, als auf TU auch die Namen von Firmen oder Uhrmachern standen, die Uhrwerke aber aus preiswerter Serienfertigung stammten.
droba