Wer war´s ?

[droba]

Hallo Uhrenfreunde,

ich werde in nächster Zeit in lockerer Folge an einige Uhrenkonstrukteure oder Erfinder im Großuhrensektor erinnern, deren Name heute meist nur noch wenigen Uhrenenthusiasten ein Begriff ist, die aber zu ihrer Zeit in meinen Augen wichtige oder geniale Konstruktionen entwickelten, gleichviel, ob diese Konstruktionen in der Serienfertigung eine Rolle spielten, oder nicht.

Heute frage ich nach einem Uhrmacher aus dem Schwarzwald, vor wenigen Jahren wäre sein 100.ter Geburtstag gewesen. Sein Lebensweg führte ihn nach der Ausbildung zuerst nach Berlin, wo er für einen kleinen Uhrengehäusehersteller die ersten eigenen Uhrwerke konstruierte und auch fertigte. In Berlin lernte er auch seinen späteren Geschäftspartner kennen, mit dem er nach dem Krieg am Bodensee eine eigene Werkstatt gründete, die sich Dank seiner Konstruktionen zu einer kleinen Uhrenfabrik entwickeln konnte. Er entwickelte nicht nur Uhren, sondern auch andere mechanische Gebrauchsgegenstände (z.B. eine Angelrolle)

In Fachkreisen wurde er anfangs der 1950er Jahre bekannt, als er ein relativ kleines Uhrwerk für Wanduhren entwickelte, dessen Unruhe eine vertikale Anordnung besaß (wie in Chronometern von Schiffen). Die vertikale Anordnung der Unruhe war eine Besonderheit, wirklich ausgefallen war aber die Führung der Unruhe: sie hängt in einer doppelt-gewendelten Feder und wird an einem dünnen Draht geführt, der durch die Welle der Unruhe geht.

Diese Werkskonstruktion wurde auch von anderen Herstellern nachgebaut und recht bekannt. Es erreicht eine gute Ganggenauigkeit, vor allem geht das Werk auch wenn die Uhr etwas schräg hängen sollte (Eine Uhr mit Pendel würde dann den Dienst versagen)

Ende der 1950er Jahre erhielt dieser Uhrmacher ein weiteres Patent für eine vollkommen neue Art des Federaufzuges für Uhren:

Ein Gehwerk mit 2 Federhäusern, aber nur mit einer Feder. (Kein Schreibfehler!)

Die Feder war keine herkömmliche Spiralfeder, sondern sie besaß eine vollkommen andere Charakteristik, wie die uns noch heute bekannten Spiralfedern.

Die Konstruktion dieses Uhrwerkes und seiner Aufzugsfeder war damals technisch eine Sensation, da das Uhrwerk

- mit dieser Aufzugsfeder eine sehr lange Laufzeit erzielen kann (etwa 3 Monate!)
- trotz der 3-monatigen Laufzeit durch eine sehr konstante Kraftabgabe der Feder überdurchschnittlich genau war.

Das Uhrwerk fand in Fachkreisen eine außerordentliche Beachtung, aber es kam nicht mehr zu einer wirklichen Serienfertigung: Es war wohl zu spät: Am Horizont erschienen schon die Batteriewerke und die Hersteller erkannten, dass die mechanischen Uhrwerke an Bedeutung verlieren werden. Auch eine spätere Produktion/Verwendung dieser besondern Feder ist mir nicht bekannt. Der Erfinder wurde also letztendlich um die ihm gebührende Anerkennung gebracht, auch dürfte die Entwicklung für ihn mit großen Unkosten verbunden gewesen sein, die er nicht mehr erwirtschaften konnte.

Wer war´s?


droba

[Fritz]

Hallo,
Da würde ich mal sagen, Hugo Hettich.

Gruß Fritz

[droba]

Bingo Fritz!

Ja, Hugo Hettich war gesucht.

Bekannt wurde Hugo Hettich durch die "Schwebeanker-Werke", das zweite Werk wurde in den Uhrmacherzeitungen unter der Bezeichnung "Garant-Constant" angekündigt. Ich habe es im alten Forum vorgestellt.

In sehe Hugo Hettich als den bedeutendsten Konstrukteur von mechanischen Großuhren nach dem zweiten Weltkrieg an, bei Depatisnet sind auf seinen Namen fast 150 Patente eingetragen. Und sicher hat Hettich international noch weitere Patente zugesprochen bekommen.

Hettich sah sich gezwungen wegen Verletzungen seiner Patente mehrere Prozesse zu führen. Ich denke als Entwicklungsleiter bei einem Großbetrieb wie Kienzle oder Junghans wäre Hettich wesentlich erfolgreicher in der Umsetzung seiner Erfindungen und Entwicklungen gewesen, da er aber der Besitzer einer kleinen Uhrenfabrik und damit Konkurrent war, haben die großen Hersteller seine Entwicklungen eher totgeschwiegen -oder einfach abgekupfert und nachgebaut.

droba