Amerikanische Holzräderuhren

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Burkhard Rasch
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Amerikanische Holzräderuhren

Beitrag von Burkhard Rasch » Mo 23. Dez 2019, 20:54

Hallo Ihr Lieben,
wenn es mir gelingt möchte ich Euer Interesse auf ein hierzulande ziehmlich unbekanntes Spezialgebiet lenken : Amerikanische Holzräderuhren.
Diese entstanden in frühindustrieller Massenfertigung in verschiedenen Regionen der USA zwischen ca. 1810 und ca 1845; danach hatten die USA ihre Messingproduktion soweit hochgefahren,daß Produzenten wie Chaucey Jerome und andere Metallwerke herstellten.
Ich habe zwei dieser Uhren gekauft und restauriert und mich dabei mit ihrer interessanten (Sozial-)Geschichte befasst,falls Fragen aufkommen : bitte gerne.
Erst mal -wenn´s klappt- ein paar Bilder.
Viel Spaß
Burkhard
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derTeichfloh
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Re: Amerikanische Holzräderuhren

Beitrag von derTeichfloh » Di 24. Dez 2019, 15:31

Interessante Sache - ich sammle Holzzahnraduhren, privat und nur Nachbauten (die Originale sind mir einfach zu teuer). Die Geschichte dazu ist auch interessant, leider allerdings etwas widersprüchlich.
Amerikanische HZU kenne ich, leider oft im schlechten Zustand.
Auch bei deiner hat der Zahnwurm wohl zugeschlagen (rechts unten).

Gruß
derTeichfloh
Gruss
derTeichfloh

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petsch
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Re: Amerikanische Holzräderuhren

Beitrag von petsch » Mi 25. Dez 2019, 00:42

Hallo Burkhard,
vielen Dank für die Vorstellung dieser Uhren, bzw. dieser Uhr. Ich kannte sie bisher nicht und finde sie sehr interessant zu sehen.

Da man sie hier kaum sieht, sind sie wahrscheinlich nicht in großer Menge exportiert worden ?

Gruß
Peter

Burkhard Rasch
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Re: Amerikanische Holzräderuhren

Beitrag von Burkhard Rasch » Mi 25. Dez 2019, 14:29

Diese Uhren scheinen in der Tat nicht in nennenswerter Zahl nach Europa exportiert worden zu sein,ich vermute , weil die Holzwerke einen Seetransport wochenlang in einem feuchten Klima nicht unbeschadet überstanden hätten ; die späteren Metallwerke wurden ja durchaus auf den europäischen Markt gebracht.
Was die Zahnräder angeht besteht natürlich immer ein Problem , wenn die Maserung des Holzes quer zum Zahn (zur Zahnbasis) verläuft - deshalb hat ja auch Harrison seine Holzzahnräder speziel konstruiert , aber eine erstaunlich große Zahl von Amerikanischen Holzräderuhren hat die 200 Jahre problemlos überstanden,und wenn nicht muß man eben restaurieren, ein Teil des Spaßes bei diesen Uhren.
Die Bilder zeigen meine erste "wooden works clock" , wie man sie in Amerika nennt , im Fund- bzw Erwerbungszustand.Es handelt sich um eine relativ späte Uhr aus einer Firma , die zwischen 1840 und 1843 bestanden hat. Die Firma hat sich im sog. Label verewigt : Williams,Orten und Preston aus Farmington/Conneticut.
Das Zahnproblem habe ich mit Hilfe eines sehr guten und erfahrenen Freundes gelöst.
Später mehr!
Frohe Weihnachten für alle!
Burkhard
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Burkhard Rasch
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Re: Amerikanische Holzräderuhren

Beitrag von Burkhard Rasch » Do 26. Dez 2019, 10:37

Als "Tablet" wird das untere Türglas bezeichnet. Es bestand -regional unterschiedlich- aus einem einfachen Spiegelglas, womit die Uhr,die auf einem Sims stand gleichzeitig auch die Funktion eines Spiegels hatte , oder aus einer mit Hinterglas-Malerei verzierten Scheibe . Diese wurde oft von Frauen gemalt,wobei rationelle Maltechniken der frühindustriellen Massenfertigung zum Einsatz kamen , z.B. Schablonen,die einfach aufgelegt und ausgetupft wurden(siehe Beispiel unten) .Diese wurden gelegentlich mit freier Maltechnik sowie Vergoldungen kombiniert. Es gab auch professionelle Tablet-Maler,der berühmteste war William Fenn.
Bei meiner Uhr besteht das Tablet aus einer Scheibe,auf die von hinten zunächst der grüne "Vorhang" und der weiße Hintergrund mit Ölfarbe aufgebracht wurden.Dahinein wurde ein kolorierter Stahlstich mit der Darstellung von Benjamin Franklin geklebt.
Das ganze hat offenkundig nicht lange gehalten,aufgrund der unterschiedlichen Materialien lösten sich bald nach der Herstellung Farbe und Stahlstich.Ein früher Besitzer dieser Uhr hat dann versucht, den fortschreitenden Zerfall des Tablets zu verhindern,indem er eine Seite einer Tageszeitung dahinter klebte . Somit ziert die Rückseite des Tablets die Titelseite des "Dayly New-Yorkers " von Samstag, dem 20.Dezember 1851.
Ich habe nach Erwerb dieser Uhr dieses Papier mit einem Kunstharz-Lack behandelt um es zu stabilisieren.Es hat dadurch die Konsistenz von Pegament angenommen,löst sich aber nicht mehr weiter ab und zerfällt auch nicht mehr.
Bei den frühen Uhren wurden die beiden Gläser in die Rahmen mit rötlichem Leinölkitt eingekittet,später mit schmalen genagelten Leistchen befestigt.
Burkhard
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Burkhard Rasch
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Re: Amerikanische Holzräderuhren

Beitrag von Burkhard Rasch » Do 26. Dez 2019, 11:57

das obere quere Brett des Gehäuses mit dem schwungvollen Bogen heißt "Splat",die beiden Halbsäulen "Collums".Auch sie waren originalerweise verziert , entweder reich geschnitzt oder mit einer Art von Schablonenmalerei dekoriert ,die sich "Stencelling" nennt.Genau kenne ich den Prozeß nicht,ich weiß allerdings,daß Schablonen und Metallpulver zum Einsatz kommen.
Es gibt in den USA noch einige alte Leute,die die Technik beherschen.Dorthin wurden die Teile geschickt,nach ca 12 Monaten Wartezeit erhielt ich sie zurück und baute sie wieder ein.Insbesondere bei direkter Beleuchtung "strahlt" das Metall deutlich wie man sieht.Jeder der vielen kleinen Hersteller hatte sein spezielles Muster.
Burkhard
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Re: Amerikanische Holzräderuhren

Beitrag von Burkhard Rasch » Sa 28. Dez 2019, 16:41

das Gehäuse der Uhr besteht aus Nadelholz , ebenso wie das Zifferblatt . Die Gehäuseteile wurden mit wenig Leim unter Verwendung von square nails bzw. cut nails zusammengenagelt.Dies sind nagelförmige Blechstückchen mit einem kurz abgebogenen Ende im Gegensatz zu "unseren" Nägeln,die schon lange aus gezogenem Drahtmaterial bestehen . Bei Restaurierungen sollten möglichst square nails verwendet werden,der Fachmann erkennt das sofort , der Wert der Uhr fällt,wenn unsachgemäß restauriert wird.
Die Front des Gehäuses und die Seitenteile sind außen mit Mahagony furniert , allderdings offensichtlich Sägefurnier , erheblich dicker als alles was man heute erhalten kann.In der Türe gibt es ein einfaches Schloß oder eine andere Art von verriegelung,bei meiner Uhr habe ich ein Teil nach Gehäusespuren rekonstruiert.
Das Zifferblatt ist weiß mit schwarzen Zahlen und Ringen und ein wenig Gold-Dekor.Besonders sind mehr oder wenig reiche Verzierungen aus "Gesso",einer Art Stuck , die einen dreidimensionalen Schmuck erlaubt.Es gibt auch richtig bunte,mit Blumen und Vögeln verzierte Blätter .Häufig blättert das Zifferblatt ab , oder die Zahlen bleichen aus und werden dann mehr oder weniger geschickt nachgezogen,bei meiner Uhr ist das Zifferblatt sehr schön erhalten.
Später mehr...
Burkhard
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Re: Amerikanische Holzräderuhren

Beitrag von Typ1-2-3 » Sa 28. Dez 2019, 16:56

Bitte weitermachen. Interessiert mich sehr, diese frühen Holzuhren.

Frank

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Re: Amerikanische Holzräderuhren

Beitrag von derTeichfloh » Sa 28. Dez 2019, 19:18

... schließe mich da einfach an!
Danke!
Gruss
derTeichfloh

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Re: Amerikanische Holzräderuhren

Beitrag von Uhrenschlosser » Sa 28. Dez 2019, 21:33

Vielen Dank fürs Zeigen, gerne mehr davon

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