Amerikanische Holzräderuhren

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steffl62
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Re: Amerikanische Holzräderuhren

Beitrag von steffl62 » So 29. Dez 2019, 11:11

Toller und interessanter Beitrag!
Vielen Dank für Deine Mühe!

lg Christian
.
Fragen, Korrekturen und Ergänzungen zu meinen Beiträgen sind ausdrücklich erbeten und gewünscht!

Burkhard Rasch
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Re: Amerikanische Holzräderuhren

Beitrag von Burkhard Rasch » So 29. Dez 2019, 22:06

über das Uhrwerk könnte man Bücher schreiben - es gibt einige Bücher dazu- aber nicht alle Details sind am Anfang der Beschäftigung mit diesen "Schätzchen" gleich interessant.
Amerikanische Uhrmacherei begann mit der Unabhängigkeit der USA von England.Vorher waren englische Uhren,Werke und Ersatzteile in großem Umfang für die finanziell gut situierte Verwaltungsschicht aus dem "Mutterland" importiert worden.Die frühen amerikanischen Uhren orientierten sich an englischen Vorbildern. Es waren größtenteils Standuhren,die in geringer Zahl von englischstämmigen Uhrmachern hergestellt wurden.Ein Uhrmacher machte damals 6-8-10 solcher Uhren pro Jahr,in Einzelfertigung ; auch Holzräder-Standuhren wurden Ende des 18. und Anfang des 19.Jahrhunderts bereits angefertigt.
Der Aufschwung kam mit Elli Terry,der um 1805 einen Vertrag mit zwei Brüdern Porter abschloß über die Lieferung von 4000 Uhren in 3 Jahren,eine damals ungeheure Zahl.
Er entwickelte zu diesem Zweck ein Uhrwerk,welches von Anfang an auf die Bedingungen der Massenfertigung hin ausgerichtet war , und -noch wichtiger- er entwickelte die Produktionsmethoden,Werkzeuge und Schablonen, die es ihm erlaubten, Uhrwerksteile in großer Zahl herzustellen,die unter einander austauschbar waren.Nach meiner Kenntnis ist dieses Uhrwerk das erste technische Produkt,das mit vollständig austauschbaren Teilen erbaut ist. Obwohl Elli Terry sich sein Uhrwerk patentrechtlich schützen ließ gab es bald aufgrund des großen Erfolges Nachahmer,die entweder an Terry Lizenzgebühren zahlten oder das Uhrwerk in Kleinigkeiten modifizierten,um die Patente von E.Terry zu umgehen.
Es handelt sich zu 95% um gewichtsgetriebene 30 Stunden Werke , etwa 5% sind 8 Tagesläufer mit einem Zahnrad mehr und erheblich gschwereren Gewichten ;hier kommt das Werk an seine Belastungsgrenzen,Zahnschäden durch Überlastung sind häufiger als bei den 30Std.Werken.
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Burkhard Rasch
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Re: Amerikanische Holzräderuhren

Beitrag von Burkhard Rasch » So 29. Dez 2019, 22:48

Die Platinen bestehen in aller Regel aus abgelagerter feinjähriger Eiche mit stehenden Jahresringen die sich unter normalen Bedingungen nicht mehr verzieht.Es gab -insbesondere im Bereich der deutlich teureren 8 Tagewerke auch solche mit Mahagony-Platinen.Wellen,Triebe und Räder wurden aus verschiedenen feinjährigen Hölzern hergestellt,häufig aus Kirsche.Die Verwendung von Metall wurde auf das Nötigste beschränkt:Hemmungsrad und vorderes Lager aus Messing,Zapfen und Federn z.b. für das Gesperr aus Eisendraht.Anfänglich liefen die Draht-Zapfen direkt in entspechenden Bohrungen der Platine,trocken und ohne Schmierung, später und bei teureren Uhren wurden Lagerbuchsen aus Elfenbein eingesetzt, zu Ende der Produktionszeit meinte man mit Messing Buchsen den großen Wurf zu tun; deshalb steht auf dem Label meiner Uhr voller Stolz: "With Brass Buschings"
Selbstverständlich müssen diese Lager -wie bei den Schwarzwalduhren- geölt werden im Gegensatz zu Holz-oder Elfenbeinlagern. Die trockene Reibung der Zapfen in den Platinen funktioniert erstaunlich gut und lange,und wenn ein Lager ausgelaufen ist ist der Ersatz einfach : ausbohren,Eichendübel einleimen und neues Loch bohren . Es gibt in der Szene dieser Uhren auch Freaks die z.B. Lager aus Delrin einsetzen,hält angeblich ewig aber ist potthässlich!
Der gestürzte Blechanker bewegt sich auf einem Pin,der excentrisch in ein ca 5-Pfennig-Stück großes Messingplätchen genietet ist.Dieses Messingplättchen ist in die vordere Platine eingelegt und der Uhrmacher konnte durch Drehen des Plättchens den Eingriff des Ankers genau einstellen.Nach perfekter Einstellung wurde das Plättchen mit zwei kleinen Nägelchen festgesetzt,sodaß sich nichts mehr verstellen konnte.Typisch für das Werk vom Terry-Typ ist das Schloßscheibenschlagwerk mit der Schloßscheibe links auf der Vorderplatine , es gab auch wenige eher experimentelle Rechenschlagwerke.
Die Gewichtsschnüre werden zu beiden seiten über Umlenkrollen oben im Gehäuse geführt,die Gewichte laufen beidseits in den seitlichen Abteilungen des Kastens ab,der durch die sog. Rails in drei Bereiche eingeteilt wird : In der Mitte wird das Uhrwerk durch 4 hölzerne "Zahnstocher" an den Rails befestigt,außerhalb davon ist der Raum für die Gewichte.Das Label nimmt Rücksicht auf diese Einteilung : In der Mitte prangt der Name de Herstellers mit Adresse und Angaben zum Produkt , zu beiden Seiten finden sich Hinweise , wie die Uhr aufzustellen und in Gang zu setzen ist.Die Gewichte sind aus Eisenguß und jewels ca 700g schwer.
Zum Abschluß für heute gibts Bilder einer Zahnreparatur.
Burkhard
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Burkhard Rasch
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Re: Amerikanische Holzräderuhren

Beitrag von Burkhard Rasch » Mo 30. Dez 2019, 16:34

Meine zweite amerikanische Wooden Works Clock fand ich zufälling in einem abgelegenen französischen Brocante-Laden. (Wie die wohl dahin gekommen ist ??) DerHändler wußte nicht wirklich etwas damit anzufangen,und so konnte ich sie relativ preiswert erwerben.
Sie ist wesentlich früher gebaut und konnte aufgrund der Reste des Labels und vor allem aufgrund der eindeutigen Werkidentifizierung der Firma Jerome & Darrow zugeordnet werden,die sie ca 1815 gebaut hat.
Es fehlten große Teile der Rückwand mit dem Label , das Tablet war nach Bruch durch eine Litographie ersetzt ,beide Scheiben bestanden aus neuem,fehlerfreien Glas , im Werk fanden sich Zeichen von unsachgemäß ausgeführten Reparaturen.Das Gehäuse war an verschiedenen Stellen in den Leimungen lose oder ausgebrochen.
Als positiv kann gelten,daß das Werk insgesammt in gutem Zustand war,Zeiger und Pendel sowie sonstige Kleinteile,die gerne mal verloren gehen,waren alle vorhanden.Und ein wichtiges Kriterium: das Ding -wenn man es öffnete- roch gut nach Holz,Harz,Leinöl,Uhrenöl und dem Staub der 2 Jahrhunderte, aber keinesfalls faulig.Gott-sei-Dank waren auch alle 4 Füße original erhalten und im unteren Gehäusebrett fest verankert.Selbst die originale Stahlglocke war am Platze.
Burkhard

Ich würde gerne einige Bilder des Fundzustandes zeigen,das Programm sagt mir allerdings,daß die Dateien zu groß seien,und ich weis nicht,wie man das ändern kann...
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Re: Amerikanische Holzräderuhren

Beitrag von derTeichfloh » Di 31. Dez 2019, 11:28

Hallo,

Danke fürs Zeigen - insbesondere der Reparatur, das sieht man selten.


mfg
derTeichfloh


PS: die Bilder kannst du mit einem Bildbearbeitungsprogramm verkleiner. z.B. IrfanView oder XnView (besser). Nennt sich Bildgröße/Größe ändern.
Gruss
derTeichfloh

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Re: Amerikanische Holzräderuhren

Beitrag von Typ1-2-3 » Mi 1. Jan 2020, 11:53

Sehr interessant, weil ich mich bislang gar nicht mit amerikanischen Holzuhren beschäftigt habe. Kenne eigentlich nur die Schwarzwalduhren, aber die sind ja eigentlich komplett anders konstruiert und gefertigt.

Frank

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Re: Amerikanische Holzräderuhren

Beitrag von Burkhard Rasch » Mi 1. Jan 2020, 20:04

Ihr Lieben ,Ihr müßt jetzt ein wenig warten.Dieser Beitrag wird fortgesetzt,sobald ich die Bilder posten kann.Da ich kein digital-native bin wird das etwas dauern.
Burkhard
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Re: Amerikanische Holzräderuhren

Beitrag von steffl62 » Do 2. Jan 2020, 09:57

Hallo Burkhard,
das ist überhaupt kein Problem! Gut Ding braucht eben weile, ich freu mich jedenfalls schon drauf!

lg Christian
.
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Re: Amerikanische Holzräderuhren

Beitrag von Burkhard Rasch » Do 2. Jan 2020, 18:42

Ich versuch jetzt mal,Bilder des Fundzustandes hochzuladen.
Burkhard
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Re: Amerikanische Holzräderuhren

Beitrag von Burkhard Rasch » Do 2. Jan 2020, 18:53

Weitere Bilder vom Fundzustand.
Burkhard
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