Bilderrätsel

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Berrnd-Klaus
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Re: Bilderrätsel

Beitrag von Berrnd-Klaus » Mo 30. Okt 2017, 15:09

Hallo Stefan,

im Buch "DIE STEIRISCHEN UHRMACHER" von Lukas Stollber,Verlag Ploetz & Außerhofer ,habe ich die Uhr gesehen
mit ähnlichem Gehäuse.
Gruß Bernd-Klaus
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Re: Bilderrätsel

Beitrag von Chroniker » Di 31. Okt 2017, 07:10

Gratulation Stefan, das hat sich für Dich gelohnt! Wir sind auf den Foirtgang der Restaurierung gespannt. Und auch darauf, was Du über diese Uhr und deren Herkunft noch herausfinden wirst!

Viel Erfolg!

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s.hartig
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Re: Bilderrätsel

Beitrag von s.hartig » Di 31. Okt 2017, 17:39

Nachdem am Wochenende auch einige Arbeiten in Haus und Garten anstanden, geht es mit der Uhr entsprechend langsamer voran. Allzuviel kann ich daher auch noch nicht zeigen, zwei Komponenten sind immerhin schon fertig:

- Die gegossene Lünette wurde mit Reinigungslösung (Elma), Messingdrahtbürste und Viss gereingt, die alten Kittreste entfernt und ein neues Glas angepasst. Das ging glücklicherweise schnell, in meiner Wühlkiste fand sich ein fast passender Rohling. Auf einem (nassen) Tellerschleifer, den ich mal aus der Auflösung einer Zahnarztpraxis erben konnte (wird dort zu Zurichten von Gipsabdrücken benutzt), habe ich das Glas passend gemacht und außen angefast, um einen ca. 0.5 - 1 mm Kittspalt zu erhalten. Eingekittet wurde mit handelsüblichem ockerfarbenen Fensterkitt auf Leinölbasis.
Lünette verglast.jpg
Verkittung.jpg
- Die Tonfedern sind entrostet, gerichtet (na ja, einigermaßen, zumindest scheppert nichts) und gebläut. Die größere Feder (im Bild rechts) war am Klötzchen abgebrochen, wurde wieder weich eingelötet. Der Bogen lag dann aber genau auf der Verschraubung der kleineren Feder, da, war also fleissiges Rück- und Neubiegen angesagt. Die beiden Federn müssen ja im Trefferbereich des Schlaghammers schön nebeneinander liegen, da der Hammer ja zwischen Viertel-Tonfeder und Stunden-Tonfeder verschwenkt wird.
Der Tonfederträger wurde vom Flugrost befreit. Ich arbeite da gerne mit einer weichen rotierenden Drahtbürste, das geht flott und beläßt die ursprüngliche Oberflächenstruktur (Feilstriche etc.) Die Öberfläche wirkt jedenfalls viel authentischer als beim elektrolytischen Entrosten.
Die Stahlteile, ob gebläut oder nicht, wurden alle mit mikrokristallinem Wachs (einem in Reinigungsbenzin gelösten Paraffin) versiegelt.
Tonfedern.jpg
Heute abend werde ich noch ein wenig am Gehäuse werkeln. Leider ist die Politur bereichsweise schon sehr mitgenommen (bzw. weggekommen), bin mir noch nicht schlüssig ob es nicht besser ist, am ganzen Gebäuse die Politur mit Spiritus abzunehmen und dann neu aufzubauen.

Hoffe nächstes Wochenende gibt es wieder etwas zu zeigen.

Übrigens habe ich den Verkäufer der Uhr (einen netten Antiquitätenhändler aus Pirmasens) nochmal angeschrieben und nach der Herkunft gefragt. Er sagte er habe sie in Pirmases angekauft, sie stamme aber aus einer Verlassenschaft aus dem Odenwald. Das spricht zumindest nicht gegen meine Vermutung, dass der Uhrmacher aus der Möllingerschen Schule stammen könnte. Ich werde Ian Fowler mal anfragen, der kennt sich da (Kinzing, Möllinger und Umgebung) sehr gut aus.

Allen Glücklichen noch einen schönen zweiten Feiertag,
Stefan
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Xelor
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Re: Bilderrätsel

Beitrag von Xelor » Di 31. Okt 2017, 17:45

Wow, was für eine tolle Arbeit!

Großen Respekt!
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Re: Bilderrätsel

Beitrag von steffl62 » Mi 1. Nov 2017, 08:58

Toller Beitrag, Dankeschön!

lg Christian
.
Fragen, Korrekturen und Ergänzungen zu meinen Beiträgen sind ausdrücklich erbeten und gewünscht!

hgr
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Re: Bilderrätsel

Beitrag von hgr » So 5. Nov 2017, 10:10

s.hartig hat geschrieben:Hat etwas mit einer Schnur zu tun, die aus besagtem Loch gehangen haben dürfte und an der man ziehen musste, um...
... vielleicht die aktuelle Uhrzeit einmalig zu schlagen?

Viele Grüße
Hans-G.

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Re: Bilderrätsel

Beitrag von s.hartig » So 5. Nov 2017, 18:22

Hallo Hans,
mit der Schnur kann der Repetierhebel betätigt werden, der das Schlagwerk auslöst. Die gleiche Funktion findet sich bei den meisten Rechenschlagwerken.

Gruß Stefan

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Re: Bilderrätsel

Beitrag von s.hartig » So 5. Nov 2017, 19:15

Fortschrittsbericht

Mit dem Zusammenbau des Werks komme ich im Moment nicht weiter, die Aufzugsfeder bremst mich aus.
Meine Reparaturversuche (ausglühen, neues Loch für Federkernhaken bohren / feilen) war leider nicht erfolgreich, beim versuchsweisen Aufziehen bildete sich wieder ein Einriß aus. Die Wärmebehandlung in der offenen Flamme ist schwierig, der Federstahl ist wohl lufthärtend und wenn man zu schnell aus der Flamme zurückzieht, wird das gerade geglühte Stück wieder glashart. Am äußeren Federende lässt sich das besser kontrollieren, aber innen...

Da die "alte" Feder ein recht großes Höhenspiel im Federhaus hatte und vermutlich auch nicht mehr zur Erstausstattung gehörte, außerdem die Aufzugsbegrenzung ("Stellung") nicht mehr zuverlässig in Funktion war und den Abdrücken nach die Feder in der Vergangenheit mindestens um 3 Umdrehungen zu weit aufgezogen wurde, habe ich habe mir also den Nicolet geschnappt ("Pendulerie") und nachgerechnet.
Die Federbreite habe ich nun zu 14 mm gewählt (12 mm hatte die alte, 14.5 mm wären maximal möglich), nach der Auslegung von Nicolet wäre eine Klingenstärke von 0.41 mm (alt: 0.30 mm) und eine Federlänge von 1380 mm (alt: 1800 mm) optimal. Da mein Fundus nichts auch nur annähernd passendes hergab, habe ich eine neue Feder bestellt, blieb in der Stärke etwas unter der Empfehlung von Nicolet (0.35 mm) und in er Länge unwesentlich drüber (1400 mm). Nun heißt es erstmal warten...

Deswegen habe ich mich gestern und heute den Holzarbeiten gewidmet. Lose Furnierstellen hatte ich ja schon neu verleimt, auch die stark nachgedunkelte und viele Fehlstellen aufweisende Schelllackpolitur mit Spiritus abgewaschen. Ein (vorsichtiges) Überschleifen der gesamten Oberfläche ließ sich nicht vermeiden, zumal an einer Stelle auch fehlendes Furnier ersetzt werden musste:
Furnierarbeit 1.jpg
Habe nach dem letzten Schleifgang mit 240er Korn gleich einen Schnellschliffgrund auf Zellulosebasis aufgebracht, um die Oberfläche zu schützen. Die Oberflächenarbeiten haben sich gelohnt und ein schönes Furnierbild zum Vorschein gebracht. Ich werde wohl "nur" eine Ballenmatine auftrage, das gibt zwar nicht die makellose geschlossenen Oberfläche einer Ballenpolitur, geht aber viel schneller und es besteht auch nicht die Gefahr, dass die Politur "vergraut".
Und wenn wir mal die Arbeit ausgeht, kann ich auf die Ballenmatine immer noch eine Politur aufbauen, die Materialien sind verträglich miteinander (alles von Clou, alles mit Alkohol als Lösungsmittel).

Das Schinkeldach des Gehäuses hatte sich großflächig vom restlichen Gehäuse gelöst, um eine haltbare Neuverleimung zu bewerkstelligen, hatte ich es komplett abgenommen. Damit ließ sich auch der restliche Kasten leichter bearbeiten. Nun stand also das Richfest an. Um das Dach sauber und ohne "Rutschgefahr" aufsetzen zu können, habe ich mir zunächst aus Weichholz eine Hilfsvorrichtung gebaut, um dann mit Hilfe vieler Schraubzwingen dem Gehäuse wieder zu seiner klassizistischen Bekrönung zu verhelfen:
Gehäuse in Zwingen.jpg
Nun hat das Gehäuse erstmal Ruh, als nächstes steht dann die Nachfertigun der fehlenden Zierleisten an. Verbaut waren hier nur Viertelstableisten (1/4 eines Rundstabes), das läßt sich mit Kreissäge und Bandschleifer meiner guten alten "emcostar" Kombimaschine gut herstellen.
Bild6.jpg
Ich hoffe die neue Aufzugsfeder kommt die nächsten Tage, dann kann ich nächstes Wochenende wieder ein bisschen mehr Technik zeigen.

Bis dahin
Stefan
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Re: Bilderrätsel

Beitrag von s.hartig » So 12. Nov 2017, 23:44

Weiter geht's

Gestern kam endlich die bestellte Aufzugfeder an, passte gut und ich konnte endlich das Werk zusammenstecken. Leider wurde es darüber heute sehr spät, so dass ich keine vernünftigen Fotos mehr machen konnte. Daher heute nur ein kleiner Zwischenbericht von einem Nebenschauplatz:

Nach der Reinigung in der Trowalirtrommel zeigte sich starke Einlaufspuren am Anker, sogar in doppelter Ausführung, da die Ankerwelle mittels Unterlagscheibschen (und entsprechend aufgebogenem Kloben) schon mal um Zahnbreite versetzt worden war:
Anker mit Einlaufspuren.jpg
Eine Neuanfertigung hielt ich für übertrieben, habe daher zu einer altbewährten Reparaturmaßnahme gegriffen, die eingelaufenen Hebeflächen um etwa 0.2 mm zurückgeschliffen und Stücke einer alten Aufzugsfeder (ebenfalls 0.2 mm stark) weich aufgelötet:
Anker mit aufgelöteten Paletten.jpg
Nach Beschleifen und Polieren sieht der Anker wieder tadellos aus, nach einigen kleineren Korrekturen passt auch der Eingriff wieder perfekt:
Anker fertig.jpg
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Re: Bilderrätsel

Beitrag von steffl62 » Mo 13. Nov 2017, 07:29

Toll gemacht, vielen Dank fürs zeigen!

lg Christian
.
Fragen, Korrekturen und Ergänzungen zu meinen Beiträgen sind ausdrücklich erbeten und gewünscht!

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