Bilderrätsel
Re: Bilderrätsel
Ich denke auch, dass das Zifferblatt original ist und zur Uhr gehört. Es dürfte aber nicht deutsch sein, sondern wurde aus dem Ausland zugekauft.
Der Themenstarter denkt vermutlich an ein Uhrwerk aus dem Umfeld der Uhrmacherschule Furtwangen um 1870. Das kann ich nachvollziehen!
Für das seitliche Loch habe ich auch nur eine Vermutung: Um das Pendel anzustoßen nach einem Wieder-Aufziehen?
Wir sind also auf weitere Bilder des Werkes und das Auflösen des Rätsels gespannt!
Chroniker
Der Themenstarter denkt vermutlich an ein Uhrwerk aus dem Umfeld der Uhrmacherschule Furtwangen um 1870. Das kann ich nachvollziehen!
Für das seitliche Loch habe ich auch nur eine Vermutung: Um das Pendel anzustoßen nach einem Wieder-Aufziehen?
Wir sind also auf weitere Bilder des Werkes und das Auflösen des Rätsels gespannt!
Chroniker
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Re: Bilderrätsel
Hallo,
durch das Loch am Gehäuse könnte auch die Schnur zu einem Rufschlagwerk gehen.
Gruß Bernd-Klaus
durch das Loch am Gehäuse könnte auch die Schnur zu einem Rufschlagwerk gehen.
Gruß Bernd-Klaus
Re: Bilderrätsel
Drahtverhau hört sich gut an
Aber trifft es gut. So eine zugerichtete (oder hingerichtete ? ) Tonfeder hab ich noch nicht gesehen.
Ansonsten denke ich, dass es Bernd-Klaus auf den Punkt gebracht hat. Rufschlagwerk oder Schnurrepetition mit einem kleinen zusätzlichen Federhaus wird es sein.
Ich meine auch zwei Tonfedern aus dem Wirrwarr herauslesen zu können. Deswegen würde ich sagen, süddeutsche oder östereichische Tischuhr mit 1/4 Std. - Schnurrepetition. Um 1820. Das Emaillezifferblatt mit dem verzierten Messingmittelteil halte ich für original.
Gruß
Peter
Aber trifft es gut. So eine zugerichtete (oder hingerichtete ? ) Tonfeder hab ich noch nicht gesehen.
Ansonsten denke ich, dass es Bernd-Klaus auf den Punkt gebracht hat. Rufschlagwerk oder Schnurrepetition mit einem kleinen zusätzlichen Federhaus wird es sein.
Ich meine auch zwei Tonfedern aus dem Wirrwarr herauslesen zu können. Deswegen würde ich sagen, süddeutsche oder östereichische Tischuhr mit 1/4 Std. - Schnurrepetition. Um 1820. Das Emaillezifferblatt mit dem verzierten Messingmittelteil halte ich für original.
Gruß
Peter
Re: Bilderrätsel
Heiß!
(zumindest in Bezug auf meine Vermutung)
Schau wir mal was wir sehen werden.
(zumindest in Bezug auf meine Vermutung)
Schau wir mal was wir sehen werden.
Re: Bilderrätsel
Österreich habe ich auch überlegt. Auffallend ist der fast geschlossene, aber nach oben offene Kasten im Sockel. Für ein Spielwerk?
Die Spannung steigt...
Chroniker
Die Spannung steigt...
Chroniker
Re: Bilderrätsel
Theoretisch wäre da vielleicht Platz für ein Spielwerk, deswegen eine berechtigte Frage, aber ich glaube bei dieser Uhr ist es einfach eine Frage der Optik. Ich sehe auch keine Vorrichtung am Werk die das Spielwerk auslösen würde.Chroniker hat geschrieben: Auffallend ist der fast geschlossene, aber nach oben offene Kasten im Sockel. Für ein Spielwerk?
Die Höhe und auch der breitere Sockel passen von den Proportionen gut zum Giebeldach. Alles in allem ein schönes und auch typisches Biedermeiergehäuse.
Offen ist der Kasten wahrscheinlich damit das Pendel genügend Platz hat.
Ich bin auch gespannt wie die Uhr wirklich war und vor allem drücke ich die Daumen, dass noch alles vorhanden ist , was ehemals da war.
Gruß
Peter
Re: Bilderrätsel
Auflösung
Gestern abend habe ich das Paket in der Postfiliale abgeholt, die Uhr war wohl verpackt und hat die Anreise ohne Schäden überstanden.
Zuerste die schlechte Nachricht:
Keine Schnurzugrepetition!
Nun die gute Nachricht:
Das Werk besitzt ein doppelseitig wirkendes Federhaus, welches das Geh-wie auch ein Schlagwerk gleichermaßen antreibt!
Und die sehr gute Nachricht:
Die Uhr schlägt Viertel- und volle Stunden aus einer Räderkette, mit koaxialen Rechen (wird häufig auch als "Fränkischer" Schlag bezeichnet).
Und es sind (bzw. waren) tatsächlich 2 Tonspiralen montiert. Die vermuteten zwei Schlaghammerachsen haben unterschiedliche Funktionen:
Die obere trägt den Schlaghammer und wird nach erfolgtem Viertelschlag vom Viertelrechen gekippt, so dass der Hammer nun auf die 2. Spirale für den Stundenschlag zielt. Die untere mit dem Arm, der wie eine Ankergabel aussieht, greift ins Hebenägelrad und bewegt den Schlaghammer, dessen "Stiel" im Gabelauschnitt läuft. Habe leider kein Bild davon, der Schlaghammer ist böse verbogen und muss erst noch (warm) gerichtet werden. Wird aber an der restaurierten Uhr klar zu sehen und zu verstehen sein.
Nun aber erst ein mal ein paar Bilder vom Werk:
Die Rückseite kennt Ihr ja schon, wenn auch aus größerer Entfernung.
Nun drehen wir mal weiter:
Von der Gehwerk-Seite
Hier die Schokoladenseite
mit der Kadratur in Nahaufnahme Und zuletzt von der Schlagwerk-Seite, mit den beiden Schlag(hammer)achsen
Das gemeinsame Federhaus trägt auf einer Seite das Gesperr: und auf der anderen Seite eine Aufzugsbegrenzung: Leider ist die Feder in Kernnähe gebrochen, ich werde versuchen das Ende nach Wärmebehandlung mit einem neuen Auge zu versehen.
Nun noch ein Blick aufs Räderwerk: Interessantes Detail sind die (bis auf die mit dem Federhaus in Eingriff befindlichen und damit am stärksten belasteten Triebe) offenen Hohltriebe. Das ist vielleicht ein kleiner Fingerzeig Richtung Pfalz / Odenwald; von den Möllingers in Neustadt/Weinstraße sind etliche Uhren mit derartigen Trieben bekannt.
Eine weitere Auffälligkeit ist die Ausführung einiger Schraubenköpfe, vielleicht hilft das auch bei Feststellung bzw. Eingrenzung der Provinienz? Schade, dass nirgenwo an Uhr oder Werk eine Signatur zu finden ist.
In dem hohlen Sockel der Uhr fand sich leider nicht das vom Chroniker vermutete Zungenspielwerk, immerhin aber der originale Schlaghammer:
Trotz der anstehenden umfangreich Arbeiten am Gehäuse hat sich das Lotteriespiel gelohnt. Mal was anderes als der übliche "Wiener" Mainstream, unkonventionell in Konstruktion und Ausführung. Und noch weitestgehend unverbastelt, kein Opfer eines Uhrmachers, der nach dem Motto "simpify your life" alles ihm Unbekannte bzw. Unverständliche ausbaut, keine Schraubstockmarken, keine zugepfuschten Lager, keine Weichlötungen.
Die erforderlichen Reparaturen sind überschaubar: Aufzugsfeder richten / ersetzen, Pendelgabel und Schlaghammer richten / hartlöten, Tonspiralen richten, Minutenzeiger passend anfertigen, Glas zuschneiden und einschleifen. Dazu einige Schreinerarbeit: Gehäuse und lockeres Furnier verleimen (mit Heißleim natürlich), fehlende Leisten anfertigen und ebonisieren, Politur auffrischen.
Ich werde den Fortgang berichten, die Trowalisiertrommel läuft jedenfalls schon.
Stefan
Gestern abend habe ich das Paket in der Postfiliale abgeholt, die Uhr war wohl verpackt und hat die Anreise ohne Schäden überstanden.
Zuerste die schlechte Nachricht:
Keine Schnurzugrepetition!
Nun die gute Nachricht:
Das Werk besitzt ein doppelseitig wirkendes Federhaus, welches das Geh-wie auch ein Schlagwerk gleichermaßen antreibt!
Und die sehr gute Nachricht:
Die Uhr schlägt Viertel- und volle Stunden aus einer Räderkette, mit koaxialen Rechen (wird häufig auch als "Fränkischer" Schlag bezeichnet).
Und es sind (bzw. waren) tatsächlich 2 Tonspiralen montiert. Die vermuteten zwei Schlaghammerachsen haben unterschiedliche Funktionen:
Die obere trägt den Schlaghammer und wird nach erfolgtem Viertelschlag vom Viertelrechen gekippt, so dass der Hammer nun auf die 2. Spirale für den Stundenschlag zielt. Die untere mit dem Arm, der wie eine Ankergabel aussieht, greift ins Hebenägelrad und bewegt den Schlaghammer, dessen "Stiel" im Gabelauschnitt läuft. Habe leider kein Bild davon, der Schlaghammer ist böse verbogen und muss erst noch (warm) gerichtet werden. Wird aber an der restaurierten Uhr klar zu sehen und zu verstehen sein.
Nun aber erst ein mal ein paar Bilder vom Werk:
Die Rückseite kennt Ihr ja schon, wenn auch aus größerer Entfernung.
Nun drehen wir mal weiter:
Von der Gehwerk-Seite
Hier die Schokoladenseite
mit der Kadratur in Nahaufnahme Und zuletzt von der Schlagwerk-Seite, mit den beiden Schlag(hammer)achsen
Das gemeinsame Federhaus trägt auf einer Seite das Gesperr: und auf der anderen Seite eine Aufzugsbegrenzung: Leider ist die Feder in Kernnähe gebrochen, ich werde versuchen das Ende nach Wärmebehandlung mit einem neuen Auge zu versehen.
Nun noch ein Blick aufs Räderwerk: Interessantes Detail sind die (bis auf die mit dem Federhaus in Eingriff befindlichen und damit am stärksten belasteten Triebe) offenen Hohltriebe. Das ist vielleicht ein kleiner Fingerzeig Richtung Pfalz / Odenwald; von den Möllingers in Neustadt/Weinstraße sind etliche Uhren mit derartigen Trieben bekannt.
Eine weitere Auffälligkeit ist die Ausführung einiger Schraubenköpfe, vielleicht hilft das auch bei Feststellung bzw. Eingrenzung der Provinienz? Schade, dass nirgenwo an Uhr oder Werk eine Signatur zu finden ist.
In dem hohlen Sockel der Uhr fand sich leider nicht das vom Chroniker vermutete Zungenspielwerk, immerhin aber der originale Schlaghammer:
Trotz der anstehenden umfangreich Arbeiten am Gehäuse hat sich das Lotteriespiel gelohnt. Mal was anderes als der übliche "Wiener" Mainstream, unkonventionell in Konstruktion und Ausführung. Und noch weitestgehend unverbastelt, kein Opfer eines Uhrmachers, der nach dem Motto "simpify your life" alles ihm Unbekannte bzw. Unverständliche ausbaut, keine Schraubstockmarken, keine zugepfuschten Lager, keine Weichlötungen.
Die erforderlichen Reparaturen sind überschaubar: Aufzugsfeder richten / ersetzen, Pendelgabel und Schlaghammer richten / hartlöten, Tonspiralen richten, Minutenzeiger passend anfertigen, Glas zuschneiden und einschleifen. Dazu einige Schreinerarbeit: Gehäuse und lockeres Furnier verleimen (mit Heißleim natürlich), fehlende Leisten anfertigen und ebonisieren, Politur auffrischen.
Ich werde den Fortgang berichten, die Trowalisiertrommel läuft jedenfalls schon.
Stefan
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Re: Bilderrätsel
Hallo Stefan,
super spannende Geschichte und eine ganz tolle Uhr! Bin schon gespannt wie es weitergeht,
Vielen Dank für's Vorstellen!
lg Christian
super spannende Geschichte und eine ganz tolle Uhr! Bin schon gespannt wie es weitergeht,
Vielen Dank für's Vorstellen!
lg Christian
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Fragen, Korrekturen und Ergänzungen zu meinen Beiträgen sind ausdrücklich erbeten und gewünscht!
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Re: Bilderrätsel
Hallo Stefan,
da hast du ein interessantes Werk bekommen.Bei Bild 3 und 4 kann man den Hebel mit dem Loch erkennen,
wo die Schnur befestigt wird um das Schlagwerk auszulösen.Der Zug geht nach links.
Gruß Bern-Klaus
da hast du ein interessantes Werk bekommen.Bei Bild 3 und 4 kann man den Hebel mit dem Loch erkennen,
wo die Schnur befestigt wird um das Schlagwerk auszulösen.Der Zug geht nach links.
Gruß Bern-Klaus
Re: Bilderrätsel
Hallo Bernd Klaus,
ja das ist der Repetitionshebel für die Schlagwerkauslösung.
Ungewöhnlich an der Kadratur ist auch, dass mit Ausnahme dieses Auslösehebels kein anderer Hebel federbelastet ist, auch nicht die Rechen. Funktioniert alles nur mit der Schwerkraft.
Die Stahlteile sind inzwischen alle vom Flugrost befreit, morgen wird gebläut (natürlich nur die Teile, bei denen ich Reste der Bläuung vorgefunden habe).
Die Zugfeder hat ein neues Loch bekommen, hoffe die Wärmebehandlung hat funktioniert und sie ist geschmeidig genug, um nicht gleich wieder zu brechen, wenn es eng wird.
Grüße
Stefan
ja das ist der Repetitionshebel für die Schlagwerkauslösung.
Ungewöhnlich an der Kadratur ist auch, dass mit Ausnahme dieses Auslösehebels kein anderer Hebel federbelastet ist, auch nicht die Rechen. Funktioniert alles nur mit der Schwerkraft.
Die Stahlteile sind inzwischen alle vom Flugrost befreit, morgen wird gebläut (natürlich nur die Teile, bei denen ich Reste der Bläuung vorgefunden habe).
Die Zugfeder hat ein neues Loch bekommen, hoffe die Wärmebehandlung hat funktioniert und sie ist geschmeidig genug, um nicht gleich wieder zu brechen, wenn es eng wird.
Grüße
Stefan