heute möchte ich Euch die Aufarbeitung und Instandsetzung einer kleinen franz. Boulleuhr, vermutlich aus der Zeit zwischen 1850 und 1900 ? vorstellen, die ich im Nov. 2015 für relativ kleines Geld ersteigert hatte. Die Uhr ist 36 cm und mit Sockel 41 cm hoch, 16,5 cm breit und 14,5 cm tief. Uhrwerk, Pendel und Lynette tragen dieselbe Nummer. Zu diesem Zeitpunkt wußte und ahnte ich allerdings noch nicht, welcher Arbeits-, Zeit-, und Nervenaufwand auf mich zukommen sollte. So nach und nach stellte sich dann doch heraus, daß der Zustand nicht der Allerbeste war und vorher schon einige Bastler !!!!! dran waren. Aber einmal angefangen, konnte ich die Finger auch nicht mehr davon lassen. Ein äußerst mulmiges Gefühl hat mich nach dem Entfernen der Messingverzierungen beschlichen, da sich ein Großteil der Messingintarsien an allen Seiten des Gehäuses zum Teil bzw. ganz abgelöst hatte. Die ganz grosse Frage war nun, wie und mit was kann ich die gelösten Intarsien wieder mit dem Gehäuse verkleben.
Die Lösung kam von meinem Freund Ingo aus Zetel (Ankerhemmung), der mir mit den Tipps auf den kanad. Fischleim, die Einmachgummis und vielen anderen Hilfestellungen sehr geholfen hat. An dieser Stelle ganz herzlichen Dank an Ingo.
Nachfolgend nun einige Bilder, in welchem Zustand sich die Uhr beim Erhalt befunden hat:
Als erstes habe ich beim Sockel die Oberseite neu gebeizt, die Intarsien sowie die Messingfüße gereinigt. Nachfolgend die Bilder hierzu:
Als Nächstes kamen die Messingverzierungen des Gehäuses zur Reinigung im Ultraschall und Trowalisiermaschine dran mit folgendem Ergebnis:
Nun war das Uhrwerk an der Reihe mit Zerlegen, Federn ausbauen, überprüfen, reinigen, einbauen und mit Zugfedernöl schmieren; sämtliche Teile des Werkes zuerst überprüfen, dann im Ultraschall reinigen und trowalisieren; anschließend der Zusammenbau, ölen und Überprüfung der Funktion. Das Werk war zwar ziemlich verschmutzt, trotzdem aber in gutem Zustand. Nun, das Werk läuft perfekt und so soll es auch sein. Nachfolgend das gereinigte Werk incl. Lynette:
Den Höhepunkt der Restauration, das Verkleben der gelösten Messingintarsien mit dem Gehäuse, habe ich mir bis zum Schluß aufgehoben. Das war ehrlich gesagt, eine irre Arbeit, bei der mir manchmal die Haare zu Berge standen. Ich kann bald nicht mehr sagen, was ich zum Fixieren für Hilfsmittel genommen habe; mit Quarzsand gefüllte Plastikbeutelchen, kleine und große Zwingen, Holzleistchen usw. usw. Irgendwie ist es dann schon gegangen mit dem Verkleben, aber das Ganze ist mit der Trocknungszeit sehr zeitaufwändig, weil man nur Stück für Stück machen kann.
Das Verkleben mit dem kanad. Fischleim funktioniert wirklich ganz hervorragend und nach der Trocknung fügen sich die Intarsien wieder bombenfest in die entsprechenden Vertiefungen ein, die man u.U. aber vorher reinigen muß, weil ein sog. Spezialist

Die Rückseite sowie die Türe des Gehäuses habe ich mit feinem Schmirgelpapier komplett abgeschliffen, neu schwarz gebeizt und mit einer Schaumstoffrolle seidenmatt lackiert. Zuvor mußte ich allerdings noch einige ausgebrochene Stellen auskitten und schleifen.
Und nun die letzten Bilder, wie die Uhr nach den oben aufgeführten Arbeitsschritten heute im Endergebnis aussieht. Ich denke, die vielen Stunden haben sich gelohnt und ich bin froh darüber, daß die Uhr wieder in ihrem alten Glanz erstrahlt, die Zeit anzeigt und die Stunden schlägt. Wichtig bei der ganzen Sache war für mich, daß die Uhr auch trotz Aufarbeitung in ihrem ursprünglichen Zustand bleibt.
Nun wünsche ich Euch viel Spaß beim Betrachten der Bilder.
Viele Grüsse
Norbert