Fromanteel & Clarke, ca. 1705

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Bernhard J
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Fromanteel & Clarke, ca. 1705

Beitrag von Bernhard J » Mo 17. Jun 2024, 11:39

Eigentlich wollte ich ja keine Großuhren mehr erwerben, aber jetzt hat mir doch glatt diese Uhr bei einer Auktion "Kauf!!! Mich!!!" zugerufen, ich bin also unschuldig ;)
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Zugrepetition auf 6 Glocken, Stundenschlag, Spindelhemmung.

Beste Grüße, Bernhard
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Grassi
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Re: Fromanteel & Clarke, ca. 1705

Beitrag von Grassi » Mi 19. Jun 2024, 10:01

Hallo Bernhard,
herzlichen Glückwunsch zu der Uhr!
Erstaunlich, bei Klöter eine solch hochkarätige Uhr zu solch einem lächerlich niedrigem Ansatz zu finden.
Ich habe bisher immer eine großen Bogen um dieses Auktionshaus gemacht, da in meinem speziellen Sammelgebiet in meinen Augen fast ausschließlich osteuropäische Komplettfälschungen angeboten wurden, und das auch noch zu Ausrufpreisen, die meist deutlich über dem gemeinen Marktpreis lagen.
Deine Fromanteel sieht gut aus, ein schönes aufwendigen Modell aus allerbestem Hause! Besonders der aufwendige Korb oben ist ungewöhnlich.
Uhren der Fromanteels haben einen besonderen Reiz für mich, ich hatte schon zwei sehr frühe Amsterdamer STU um 1680 von Ahasverus Fromanteel, deswegen hab ich mich damals ausführlich mit deren Werk beschäftigt.

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Bernhard J
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Re: Fromanteel & Clarke, ca. 1705

Beitrag von Bernhard J » Mi 19. Jun 2024, 10:49

Besten Dank!

Ja, Klöter hat nur selten wirklich interessante Uhren in den Auktionen. Die meisten Uhren in seinen Auktionen sind ja aus seinem Internet Shop, diese aber nicht. Es gab insgesamt ca. 13 Vorgebote, also eine beachtliche Ausnahme in seinen Auktionen, in denen die meisten Uhren, wie üblich, nicht zugeschlagen wurden mangels Gebote.

Ansonsten habe ich persönlich mit Herrn Zeifang nur gute Erfahrungen gemacht. Beispielsweise mein Görke PPU (Görlitz, ca. 1840, eine herrliche Uhr!), die ich letztes Jahr bei einem anderen Auktionshaus erworben hatte, war wohl vor rund 20 Jahren bei Klöter schon einmal auktioniert worden und auf meine Anfrage nach dem damaligen Auktionsergebnis bekam ich umgehend die erbetene Info. Übrigens wieder ein Beleg für den Niedergang des Marktes für Großuhren, damals kostete sie fast das 3-fache von heute.

Eine interessante andere Uhr in der vergangenen Auktion war diese hier, Ausrufpreis 2400 €, wenn ich mich recht entsinne. Was hältst Du als Experte für frühe holländische Uhren denn von diesem Werk? Ich hatte ernstlich erwogen, auch darauf zu bieten, da es mir nicht nur authentisch scheint, sondern auch außergewöhnlich. Eine Schande, dass das Werk seines Gehäuses beraubt worden war. Im shop steht das Werk mit irgendwas über 4000 €.

https://connect.invaluable.com/kloter/a ... 224828BF8/

Grassi
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Re: Fromanteel & Clarke, ca. 1705

Beitrag von Grassi » Mi 19. Jun 2024, 23:31

Hallo Bernhard,

stimmt, Klöter (was für ein scheusslicher Name) hat äußerst selten gute Angebote in seinen Aukionen, weswegen ich die in aller Regel sofort wegklicke.
Dass er einen webshop hat, wusste ich bisher nicht. Hab gerade mal danach gesucht und meine schlechte Meinung 100% bestätígt gefunden.
Er bietet dort eine "Biedermeier Tischuhr mit Alabastersäulen, signiert Lenzkirch" an, was an sich schon lächerlich ist, da Lenzkirch ab 1851 Produzierte, da war die Biedermeierepoche schon lange vorüber.
https://antike-uhren-kloeter.de/product ... irch-.html

Böse wird es erst, wenn man sich das Foto genauer ansieht; da gibt es eine Uhr im Biedermeiergehäuse, wenig aufregend, und wenn man sich das Zifferblatt ansieht, kann man erkennen, dass die Bohrungen für den Aufzug nach unten mittig ausgenudelt wurden, damit ein Uhrwerk um 1900 von Lenzkirch hinter dem wohl originalen Zifferblatt eingebaut werden konnte.
Ein ehrlicher Verkäufer nennt sowas beim Namen und schreibt 'Biedermeier-Portaluhr mit nicht originalem Lenzkirch-Uhrwerk', dann weiß jeder, was er dort kaufen kann, aber Herr Zeifang täuscht die Käufer nach meiner Ansicht mit der Beschreibung 'Biedermeier signiert Lenzkirch' bewusst über einen schwerwiegenden Mangel an einer antiken Uhr hinweg.

Ich habe auch erlebt, dass seine unverkauften und völlig überteuerten Uhren anschließend über Auktionen bei Ebay von einem Verkäufer bei Ulm verklappt wurden, und dort für einen Bruchteil verkauft wurden.

Das holländische STU-Werk ist mir auch aufgefallen, doch kann ich dazu nichts sagen, als das mir solch eine STU oder solch ein Werk nicht aufgefallen ist, obwohl ich seit ca. 1975 für 30 Jahre regelmäßig bei den wichtigen Händlern Voorhuis, Veenema, Wegh unterwegs war und glaube, den Markt zu der Zeit gut zu kennen. Auch ist im Standardwerk von Zeeman 'De Nederlandse Staande Klok' nichts dergleichen zu finden, sodass ich zumindest Zweifel hege, ob es sowas gegeben haben kann. Ich halte den Ausruf für überzogen, selbst wenn das Werk original sein sollte sind ohne weitere Fotos keien Beurteilung möglich und Zweifel mehr als berechtigt.

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Bernhard J
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Re: Fromanteel & Clarke, ca. 1705

Beitrag von Bernhard J » Fr 21. Jun 2024, 12:07

Ja, man muss bei Auktionsbeschreibungen immer "zwischen den Zeilen" lesen. "Biedermeier" und "Lenzkirch" sagt ja schon indirekt, dass es eine Mariage ist. Ist aber bei anderen ("renommierten") Auktionshäusern auch nicht viel anders. Beispielsweise bei Cortrie muss man auch genau hinschauen und lesen, da gibt es ebenfalls so einige "Ungereimtheiten". Beispielsweise wurde eine TU als mit "Arnoldhemmung" beschrieben, anhand der Fotos und der Stellung der Feder zum Hemmrad war es aber klar eine Earnshaw Hemmung. Auf Nachfrage wurde mir mitgeteilt, dass damit gemeint sei, dass die Feder im Stile Arnolds in der Platine angeordnet sein, und nicht darunter :D . Oder bei Dorotheum, wo beispielsweise eine Junghans mysterieuse versteigert wurde und sich wirkliche Experten in dem speziellen Gebiet sicher waren, dass es eine chinesische Fälschung war.

Generell begibt sich jemand, der nicht wirklich Ahnung hat, meist bei Auktionen auf dünnes Eis. Ich habe mal einen Artikel gelesen über Phrasen in Beschreibungen und was sie wirklich bedeuten :D .Natürlich gibt es auch positive Ausnahmen, bei Auktionatoren beispielsweise Jones & Horan, bei Händler beispielsweise Cogs and Pieces, wo es ehrlich Zustandsberichte gibt.

Teilweise liegt es bei Auktionshäusern aber auch daran, dass die in-house "Experten" eben solche nicht sind ... 8-)

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Bernhard J
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Re: Fromanteel & Clarke, ca. 1705

Beitrag von Bernhard J » Mo 1. Jul 2024, 10:16

Noch ist die Uhr nicht angekommen. Dies ist auch ein "Test" Post ;)

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Re: Fromanteel & Clarke, ca. 1705

Beitrag von Bernhard J » Mi 4. Sep 2024, 11:36

So, die Uhr ist angekommen. Es hat etwas gedauert, denn ich hatte um Versand mit Fegers (Spezialtransporte) gebeten, das hat sich etwas gezogen mit der Terminierung.

Die Uhr war bestens verpackt und nach dem behutsamen Auspacken (Bei DHL bin ich "gewohnt", dass beim Auspacken allerlei Teile, durch Transportschäden, beim Auspacken im Verpackungsmaterial herum vagabundieren) muss ich sagen: alles perfekt, keinerlei Transportschäden.

Alle Funktionen sind auch einwandfrei, die Hämmer mußten nur etwas nachgebogen werden, um gut und gleich laut die Glocken erklingen zu lassen.

Insgesamt scheint die Uhr in einem außergewöhnlich guten und auch weitgehend originalem sowie vollständigen Zustand zu sein. Also nix zum Meckern, wie der Berliner als höchstes Lob gerne sagt ;) .

Klöter bzw. Herr Zeifang hat übrigens mitunter auch sehr interessante Taschenuhren in seinem on-line Shop, man muss sich aber auch ein wenig auskennen, um diese "Rosinen" zu erkennen (eigentlich wie meist bei Auktionshäusern). Preise dürften verhandelbar sein, zumal er viel aus seinem Shop auch für deutlich niedrigere Limits gelegentlich auktioniert.

Ich habe schon mehrere Uhren direkt oder indirekt (über einen Catawiki-Vertriebspartner) von ihm gekauft, und wurde jedenfalls bislang noch nicht enttäuscht, meist waren es m.E. sogar "Schnäppchen".

Beste Grüße, Bernhard

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