Dachluhr Monatsläufer mit Datumsanzeige in der Pendellinse

Galerie und Allgemeines
Antworten
steffl62
Beiträge: 968
Registriert: Sa 21. Aug 2010, 09:47
Wohnort: Wien

Dachluhr Monatsläufer mit Datumsanzeige in der Pendellinse

Beitrag von steffl62 » Fr 7. Jul 2023, 18:42

Da Bernhard so fleißig sehr interessante Uhren vorstellt möchte ich mich da auch etwas beteiligen und mal kurz unsere jüngste Neuerwerbung vorstellen.
Das besondere an der Uhr ist hier die Datumsanzeige die ich in dieser Form bisher nur selten gesehen habe. Aber hier erst mal die Uhr selbst:
Uhr gesamt.jpg
Es handelt sich um eine stimmige Dachluhr im klassischen Gehäuse. Der obere Gehäusekopf lässt sich nach vorne abziehen und die vordere Abdeckung wird in Führungsschlitzen gehalten. Die Pendelstange ist aus Stahl.
Gehäuse mit Pendel.jpg
Die Datumsanzeige in der Pendellinse wird durch eine feine Schnur weiter geschaltet die neben der Pendelstange vom Werk nach unten läuft:
Pendel im geschlossenen Gehäuse groß.jpg
An der Rückseite des Werks sieht man den Hebel der vom ersten Beisatzrad (zwischen Antriebsrad und Minutenrad) einmal alle 24 Stunden weiter geschaltet wird:
Werk Rückseite.jpg
Hier mal das Werk von der Seite, sogar mit Gegengesperr:
Werk seitlich.jpg
Auch noch ein recht interessantes Detail ist die Schneidenaufhängung des Pendels:
Schneidenaufhängung.jpg
Eine interessante Frage ist natürlich auch noch wieviel bzw welche Teile von der Uhr tatsächlich aus dem Biedermeier stammen. Ich war da Anfangs nicht sehr optimistisch aber mittlerweile doch sehr überrascht. Uns ist bis jetzt noch nichts aufgefallen was offensichtlich neu wäre oder technisch nicht aus der Zeit stammen könnte. Das Glas ist dünn, alt und schon recht schlierig. Das verwendete Furnier ist sehr dick, so wie es damals verwendet wurde und Beschläge stammen auch von damals. Das einzige was mir aufgefallen ist sind die Zeiger und das Zifferblatt, da sind mir die Zeiger etwas zu grob und das Zifferblatt etwas zu perfekt für das alter, die Lünette wiederum ist genau passend.
Zifferblatt.jpg
LG Christian
Du hast keine ausreichende Berechtigung, um die Dateianhänge dieses Beitrags anzusehen.
.
Fragen, Korrekturen und Ergänzungen zu meinen Beiträgen sind ausdrücklich erbeten und gewünscht!

Benutzeravatar
Bernhard J
Beiträge: 216
Registriert: Do 6. Okt 2022, 16:20

Re: Dachluhr Monatsläufer mit Datumsanzeige in der Pendellinse

Beitrag von Bernhard J » Mo 10. Jul 2023, 10:03

Hi Christian,

die ist ja schön und auch technisch besonders! Diese Art der Datumsanzeige und -Steuerung habe ich noch nie gesehen, das ist ja mehr als originell. Vermutlich muss die Weiterschaltung in der Pendellinse sehr leichtgängig sein? Bzw. wie lange dauert denn die Weiterschaltung? Springend oder "schleichend"?

Beim Ziffernblatt ist ein perfekter Zustand sicherlich kein Indiz dafür, dass es einmal ersetzt wurde. Wenn die Lunette perfekt passt, dann würde ich für "original" plädieren. Bei den Zeigern habe ich allerdings ebenfalls Bedenken. Allerdings gibt es bezüglich der "Regeln" zu Zeigerlängen natürlich auch immer Ausnahmen.

Beste Grüße, Bernhard

steffl62
Beiträge: 968
Registriert: Sa 21. Aug 2010, 09:47
Wohnort: Wien

Re: Dachluhr Monatsläufer mit Datumsanzeige in der Pendellinse

Beitrag von steffl62 » Mo 10. Jul 2023, 10:50

Hallo Bernhard,
die Datumsweiterschaltung erfolgt springend. Der Hebel auf der Rückseite des Werks wird von einem Stift am Beisatzrad langsam angehoben und damit die dünne Schnur gespannt und das Schaltgestänge angehoben. Irgendwann läuft der Stift dann unter dem Hebel durch und der Hebel fällt schlagartig wieder in deine Ausgangsposition. Dadurch fällt auch das an der Schnur angebrachte Schaltgestänge nach unten und der Datumszeiger springt um einen Tag weiter.
Weiterschaltung Datum.jpg
Das ganze ist natürlich sehr leichtgängig und funktioniert nur mit dem Eigengewicht des herunterfallenden Schaltgestänges. Wenn ich die Uhr später mal reinige mach ich noch ein paar Fotos vom zerlegten Pendel.

Das das Zifferblatt noch original ist kann natürlich sein aber vor allem der Stundenzeiger ist mir einfach zu dick. Da kenne ich feineres aus der Zeit:
20230710_104054.jpg
20230710_104045.jpg
Mal schauen ob ich vielleicht mal einen finde der besser passt. ;)

LG Christian
Du hast keine ausreichende Berechtigung, um die Dateianhänge dieses Beitrags anzusehen.
.
Fragen, Korrekturen und Ergänzungen zu meinen Beiträgen sind ausdrücklich erbeten und gewünscht!

Benutzeravatar
Bernhard J
Beiträge: 216
Registriert: Do 6. Okt 2022, 16:20

Re: Dachluhr Monatsläufer mit Datumsanzeige in der Pendellinse

Beitrag von Bernhard J » Mo 10. Jul 2023, 13:10

"... die Datumsweiterschaltung erfolgt springend. Der Hebel auf der Rückseite des Werks wird von einem Stift am Beisatzrad langsam angehoben und damit die dünne Schnur gespannt und das Schaltgestänge angehoben. Irgendwann läuft der Stift dann unter dem Hebel durch und der Hebel fällt schlagartig wieder in deine Ausgangsposition. Dadurch fällt auch das an der Schnur angebrachte Schaltgestänge nach unten und der Datumszeiger springt um einen Tag weiter."

Interessante Konstruktion, so wird der Gang wohl nur in jenem Pendeltakt beeinflußt, in dem die Umschaltung stattfindet, also einmal in 24 h. Beim "Aufladen" durch das Beisatzrad ist keine nennenswerte Beeinfussung zu erwarten. Recht empfindlich ist vermutlich die Einstellung der Länge der Schnur wenn die Uhr aufgebaut bzw. eingerichtet wird. Aber das wird ja von der längenverstellbaren Vorrichtung unter an der Linse recht einfach gemacht, man brauch die richtige Länge der Schnur nur in etwa zu treffen.

Aber: Wird der Schwerpunkt des Pendels nicht eigentlich (minimalst) dadurch verschoben, dass der Hebel in der Linse beim "Schalten" heruntergefallen ist (und auf einem Anschlag in der Linse ruht) während der Hebel beim "Aufladen" weniger zum Gewicht der Linse beiträgt, weil er successive angehoben wird und sich nach Minuten der Stunden von dem Anschlag wieder löst?

Die Frage ist natürlich für den normalen Betrieb wohl ziemlich irrelevant, weil die Ganggenauigkeit allenfalls in Bruchteilen von Sekunden beeinflussend :D .

Beste Grüße, Bernhard

steffl62
Beiträge: 968
Registriert: Sa 21. Aug 2010, 09:47
Wohnort: Wien

Re: Dachluhr Monatsläufer mit Datumsanzeige in der Pendellinse

Beitrag von steffl62 » Mo 10. Jul 2023, 16:02

Hallo Bernhard,
stimmt natürlich. Der Schwerpunkt des Pendels wandert einmal in 24 Stunden minimal nach oben. Allerdings ist die Bewegte Masse des Schaltgestänges im Vergleich zur restlichen Pendelmasse eigentlich vernachlässigbar. Und ja, die richtige Länge ein zu stellen ist etwas knifflig und muss jedes mal wenn man die Pendellänge nachjustiert auch wieder nachgestellt werden.

LG Christian
.
Fragen, Korrekturen und Ergänzungen zu meinen Beiträgen sind ausdrücklich erbeten und gewünscht!

Benutzeravatar
Bernhard J
Beiträge: 216
Registriert: Do 6. Okt 2022, 16:20

Re: Dachluhr Monatsläufer mit Datumsanzeige in der Pendellinse

Beitrag von Bernhard J » Mo 10. Jul 2023, 16:26

Hi Christian,

ist eigentlich an der unteren Kante der Linse noch eine Reguliermutter? Das erkennt man in den Fotos nicht.

Ich denke nicht, dass das Verschieben der Linse an der Pendelstange ausschließlich mit der Rändelschrauben oben an der Linse in dem Langloch der Pendelstange eingestellt werden kann. Das wäre dann ja eher etwas für Feinmotoriker, die nicht unbedingt immer in den Käuferkreisen vertreten sind. Und wenn man die Rändelschraube oben nicht hinreichend fest anzieht, dann würde die Linse ja herunter plumpsen. Das dient wohl eher lediglich der "wackelfreien" Fixierung der Linse an der Pendelstange.

Beste Grüße, Bernhard

P.S.: Sehe ich das richtig, dass die Pendelstange aus Stahl ist? Jedenfalls ist sie aerodynamisch günstig im Querschnitt geformt.

steffl62
Beiträge: 968
Registriert: Sa 21. Aug 2010, 09:47
Wohnort: Wien

Re: Dachluhr Monatsläufer mit Datumsanzeige in der Pendellinse

Beitrag von steffl62 » Mo 10. Jul 2023, 17:37

Hallo Bernhard,
ja die Pendelstange ist aus Stahl und mit linsenförmigen Querschnitt. Das war zur Biedermeierzeit das Standardmaterial für Pendelstangen. Später, so um 1850 herum wechselt das dann zu lackiertem Fichtenholz. Wenn es Temperatur kompensiert sein sollte wurden oft Rostpendel verwendet da gab es aber auch schon andere Methoden.
Unten an der Pendellinse ist eine Reguliermutter zum Einstellen des Ganges. Die Rändelschraube dient dann nur zum fixieren sobald man mit dem verstellen fertig ist:
20230710_171342.jpg
20230710_173301.jpg
LG Christian
Du hast keine ausreichende Berechtigung, um die Dateianhänge dieses Beitrags anzusehen.
.
Fragen, Korrekturen und Ergänzungen zu meinen Beiträgen sind ausdrücklich erbeten und gewünscht!

Antworten