Ganggenauigkeit der Mechanica M1

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Willy
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Re: Ganggenauigkeit der Mechanica M1 während der MESZ 2010

Beitrag von Willy » Mo 4. Apr 2011, 20:00

Dieter Schlagheck hat geschrieben:... Gibt es denn eine eindeutige Definition für "PPU" ? ...
Das habe ich mich auch schon gefragt, doch eine ähnliche Definition wie das COSC-Zertifikat für Armbanduhren habe ich für Pendeluhren im Web nicht gefunden. Sattler scheint die PPU-Anforderung bei ca. 4 s pro Monat zu sehen (ab etwa diesem Wert werden die Uhren als PPU's gelistet). Angesichts der Invar-Problematik (sprungweise Längenänderungen über Jahre hinweg) würde ich aber dazu tendieren, die Zeitspanne drastisch zu erhöhen und z.B. 1 min pro Jahr zu fordern, wobei zusätzlich eine maximale Bandbreite nicht überschritten werden dürfte. Aber ich fürchte, das wird jetzt zu theoretisch ... :mrgreen:

LG, Willy

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Uhrmacher 19
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Re: Ganggenauigkeit der Mechanica M1 während der MESZ 2010

Beitrag von Uhrmacher 19 » Mo 4. Apr 2011, 22:51

Ist es denn nicht so, dass es bei der Gangenauigkeit mehr oder weniger um das technisch Machbare geht ???
Wer die genau gemessene Zeit haben möchte, der muss nach der Atomuhr schauen.
Wer diese genaue Zeitmessung zuhause haben möchte, der muss sich eine Funkuhr anschaffen.
Eine mechanische Uhr kann diese Genauigkeit niemals erreichen.
Womit ich wieder bei meinem ersten Satz bin ... es geht um das Machbare ...

Aber die im Beitrag genannten Genauigkeiten, die hier z.T. auch mit selbst hergestellten Uhren angegeben werden, sind schon wirklich beeindruckend !!!

Respekt !!!

Gruß,
Jörg

winne
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Re: Ganggenauigkeit der Mechanica M1 während der MESZ 2010

Beitrag von winne » Di 5. Apr 2011, 11:59

Hallo

Noch zur Dieters Frage: Gibt es eine eindeutige Definition für eine PPU.

Seit dem 17.Jahrhundert war in der messenden Astronomie die Ganggenauigkeit bereits kleiner als 10 Sekunden pro Tag.
Als Astronomische Pendeluhren bezeichnete man die Pendeluhren, deren Ganggenauigkeit innerhalb dieser astronomischen Messtoleranz lagen.
Es mussten Pendeluhren sein die eine Wandbefestigung und Gewichtsantrieb hatten, sie sollten möglichst wenig Räder oder Teile besitzen, die den Gang dieser Uhren schädlich beeinträchtigen konnten.
Der Begriff - Astronomische Pendeluhr - verschwand in unserem Jahrhundert, da die obengenannten astronomischen Messtoleranzen weit unterboten wurden.
Und 1937 wurden durch Beschlüsse der Deutschen Gesellschaft für Zeitmesskunde und Uhrentechnik, gleichfalls auf der Internationalen Tagung für Zeitmesskunde in Paris, der
Begriff der Präzisions-Pendeluhr geprägt.
Und nur solche wurden so bezeichnet die - astronomischen, geodätischen, physikalischen oder anderen gleichwertigen Zwecken der Zeitmessung dienten - !
Deshalb werden diese Pendeluhrtypen als Präzisions-Pendeluhren (PPU) bezeichnet.



Gruß Winne

winne
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Re: Ganggenauigkeit der Mechanica M1 während der MESZ 2010

Beitrag von winne » Fr 8. Apr 2011, 10:16

@ Ursus


Hallo Ursus
Du schreibst die Abweichungen deiner PPU sind Negertiv die Uhr geht nach.
Hast Du schon mal eine Unterkompensation deines Pendels in Erwägung gezogen ?


Gruß Winne

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Willy
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Re: Ganggenauigkeit der Mechanica M1 während der MESZ 2010

Beitrag von Willy » Fr 8. Apr 2011, 22:12

Ich tippe eher auf Invar-Längenänderungen. In dem Artikel http://www.springerlink.com/content/x78858ut41287q88/, den ich mir mittlerweile vollständig besorgt habe, untersucht Hoffrogge 2 Schuler-Uhren (frei schwingende Pendel im luftdichten Tank bei 100 mm Hg Wasserstoffdruck, konstante Temperatur [+/-0,1 °C] im Pendelraum, Uhraufhängung an Betonsäulen 80x80x360 cm^3, die 2 m tief im Erdreich gegründet sind und keinen Kontakt mit dem Gebäudefundament haben).

Ein Ergebnis der Untersuchungen ist, dass das schlechtere der beiden Pendel (SII) permanente Invar-Sprünge aufweist, die im Mittel zu einer Längenänderung von einigen µ und einer daraus resultierenden Gangabweichung von rund 1 ms/d führen. Nach 1/2 Jahr beträgt die Gangabweichung also 182 ms/d oder absolut rund 17 s. Nach einem Jahr erreicht die Gangabweichung entsprechend rund 365 ms/d bzw. 67 s absolut. Das bessere der beiden Pendel kommt auf "nur" 0,3 ms/d permanente Gangänderung (16 ms in 50 Tagen Untersuchungszeitraum).

Die Ergebnisse von Hoffrogge und Ursus passen qualitativ sehr gut zusammen: Eine im Mittel gleichmäßige Längenänderung von Invar kann die zunehmend schlechteren Gangergebnisse von Ursus erklären (muß sie aber nicht - bevor hier wieder lauthals über eine >These< geschimpft wird :D ).

LG, Willy

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Re: Ganggenauigkeit der Mechanica M1 während der MESZ 2010

Beitrag von winne » Sa 9. Apr 2011, 01:04

Hallo Willi

Es ist richtig was Du sagst.
Man sollte schon so offen sein und keine Erkenntnisse zu Invar Stäben ausschließen.
Nur so erhält man ein gutes Pendel.
Auch Riefler hat für jeden einzelnen Pendelstab so die richtige Kompensation ermittelt.

http://articles.adsabs.harvard.edu/full ... .257..111N

http://articles.adsabs.harvard.edu//ful ... 6.000.html


Gruß Winne

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Re: Ganggenauigkeit der Mechanica M1 während der MESZ 2010

Beitrag von Willy » Sa 5. Nov 2011, 17:44

Hallo Ursus,

mit Spannung warte ich auf die aktuellen Werte :)

LG, Willy

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Re: Ganggenauigkeit der Mechanica M1 während der MESZ 2010

Beitrag von winne » Sa 5. Nov 2011, 19:41

Hallo
Könnte da Freude aufkommen ?

Gruß Winne

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Re: Ganggenauigkeit der Mechanica M1 während der MESZ 2010

Beitrag von kj.balzer » Sa 5. Nov 2011, 20:55

Hallo Ursus,
ich kann Deine Angaben so ungefähr bestätigen. Meine M1 läuft z.Zt. bei 4-wöchentlichem Aufzug zwischen - 3 und + 3 Sec. pro Woche. Wenn das Gewicht die Pendelscheibe erreicht geht das gute Stück schneller. Man könnte also den Gang deutlich verbessern, wenn man z.B. alle 3 oder 2 Wochen aufzieht! Wie hälst Du das mit dem Aufzug?
Grüße
KJ

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Gnomus
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Re: Ganggenauigkeit der Mechanica M1 während der MESZ 2010

Beitrag von Gnomus » Sa 5. Nov 2011, 21:14

Ich weiß ja nicht, was die Gewichte für eine Fallhöhe haben. Gehen sie denn noch an der Pendellinse vorbei? Wenn ja, würde mich da mal interessieren, ob die Uhr dann noch schneller geht, oder wieder langsamer.
Gruß
Micha

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