Foliot Uhr

[wega49]

Hallo zusammen,
An der Uhrenbörse in Furtwagen habe ich auf dem Flohmarkt diese Kopie von einer Foliot Uhr, für 50 Euro gekauft. So wie ich vermute wurde diese Uhr im Schwarzwald hergestellt, wann und wo weiss ich natürlich nicht. Wer kann mir näheres berichten über solche Kopien von dieser Art Uhren. Und werden diese Uhren heute noch hergestellt ?
Im voraus vielen Dank.
Gruss Peter.

[derTeichfloh]

Hallo,

- genau genommen, ist das eine Holzzahnrad-Waagbalken-Uhr mit Spindelhemmung
- hergestellt in neuerer Zeit, so ca. 1960 - 1990; Orginal gibt es kaum noch, die hängen in den Museen (Furtwangen); Herstellung war Deutschland z.B.: Schwarzwald; unterhalb von Berlin...; Niederösterreich...; Schweiz; .........
- aus einem Bausatz, die es heute noch zu kaufen gibt, allerdings mit einfacheren Zifferblättern
- Herstellerhinweis oft hinten drauf, dort, wo das HolzKreuz ist
- hergestellt werden sie heute weltweit, auch in Deutschland auf CNC-Maschinen, dann oft roh als Bausatz (Schwarzwald/Trieberg; SELVA), leider auch künstlich gealtert bei eBay
- das Zifferblatt gab es in zig Ausführungen, ich habe so ca. 25 schon gesehen

schau meine Bilder...

Z_DSCN6742.jpg

Z_Waagbalkenuhren.jpg

Z_DSCN6796.jpg

Gruß,
derTeichfloh

[wega49]

Hallo Teichfloh,
Du hast dir aber schon eine grosse Sammlung von Holzzahnraduhren angelegt, ganz toll ! Das ist übrigens meine erste Holzzahnraduhr in meiner Uhrensammlung, habe damit sehr viele Freude. Erfahrung habe ich damit aber überhaupt keine !
Zu diesen Uhren hätte ich noch ein paar fragen über die Pflege und Betrieb der Holzzahnraduhren. Als erstes sind diese Uhren überhaupt für den Dauerbetrieb geeignet oder wurden diese Uhren früher nur in der Nacht oder nach Laune sporadisch in Betrieb genommen. Die Laufzeiten sind bei diesen Uhren ja kurz, gerade mal 15 Std. . Das heisst 2x am Tag aufziehen, bitte nicht vergessen !!! Kann mir vorstellen, dass die Holzzahnraduhren auch nicht so widerstandsfähig sind wie Metalluhren und dadurch keinen Dauerbetrieb aushalten können. Und was macht man mit dem Staub der sich relativ schnell auf den Holzrädern absetzt ? In meiner Uhrensammlung gibt es nur Uhren mit einem geschlossenen Gehäuse, wo Staub weniger Probleme bereitet.
Vielen Dank schon im voraus.
Gruss Peter.

[derTeichfloh]

Hallo,

nun, die Holzzahnraduhren sind sehr robust und eigentlich nur gegen Wasser empfindlich. Sie sind für den Dauerbetrieb geeignet. Allerdings heißt hier Dauerbetrieb nur tagsüber. Staub stecken sie klaglos weg, aber es schadet nichts, sie ab und zu zu reinigen/abzupinseln. Wichtig ist, dass die Spindellappen geölt werden. Auch die Achsen vertragen etwas Öl, bitte nur wenig. Das Holz darf/sollte nicht mit Öl in Kontakt kommen.

Diese Uhren wurden morgends aufgezogen und nach der nahen/fernen Kirchturmuhr gestellt. Bis zum Abend liefen sie, die Nacht über ruhten sie. Die normale Laufzeit ist 12 Stunden. Aber mit der Seillänge und/oder einer losen Rolle läßt sich die Laufzeit auf 24/28 Stunden verlängern.

Erst später kamen solchen Uhren auch mit Weckwerk dazu.
Nachgebaut wurden diese Uhren schon immer. Es gab und gibt richtige Wellen, dieses Jahr ist ein solches Jahr. Bei SELVA und in anderen Lädcen gibt es diese Uhren und auch Bausätze wieder zu kaufen - die Preise sind leider jenseits von Gut und Böse.
Von besserer Qualität sind die älteren Uhren, meiner Erfahrung nach bis 1970. Danach ist die Qualität und Haltbarkeit deutlich schlechter.

Literatur: empfehlen kann ich das Buch "Holzräderuhren" von Schaaf

Gruß,
derTeichfloh

[walter der jüngere]

Hallo,

man kann die Wellen und Räder sowie das Gestell dieser Uhren mit Paraffin-Wachs behandeln. Dies schützt in gewissem Maß vor der Wirkung von Luftfeuchtigkeit.
Insbesondere das gründliche Wachsen des Waagbalkens (Foliot) bringt in Sachen Ganggenauigkeit einige Fortschritte.

Ansonsten sind diese Uhren in der Tat weitgehend unanfällig und robust konstruiert.
Kunststoffteile bzw. Werke mit Kunststoffteilen unterliegen einem gewissen Verschleiß, insbesondere, wenn die Hebnägel des Gangrades aus Kunststoff gefertigt wurden. Dies lässt sich jedoch mit etwas Geschick ändern, Metallstifte an dieser Stelle unterliegen so gut wie keinem Verschleiß, die Spindellappen hingegen schon.
So dort der Verschleiß zu stark vorangekommen ist, kann man die Spindel etwas in der Höhe verstellen, so daß ein unverbrauchter Bereich der Spindellappen in Benutzung kommt, so daß dem weiteren Gebrauch so einer Uhr auch dann noch für sehr lange Zeit i.d.R. wenig entgegensteht.

Walter d. J.

[Gnomus]

Kunststoffteile bzw. Werke mit Kunststoffteilen unterliegen einem gewissen Verschleiß, insbesondere, wenn die Hebnägel des Gangrades aus Kunststoff gefertigt wurden. Dies lässt sich jedoch mit etwas Geschick ändern, Metallstifte an dieser Stelle unterliegen so gut wie keinem Verschleiß, die Spindellappen hingegen schon.

Sind in diesen Uhren wirklich Kunststoffteile drin? Das würde ich schon als einen Affront auffassen.

[derTeichfloh]

Hallo @Gnomus,

ja, bei einigen Nachbauten ab den 1960zigern wurde Kunststoff verwendet.
Vorteil: wie immer - billiger
Nachteil: Haltbarkeit

Z_6554.jpg

hier: die Spindellappen sind aus Plaste

Gruß,
derTeichfloh

[wega49]

Hallo zusammen,
Vielen Dank für die Hilfe ! Also bei meiner Uhr wurden keine Plastikteile verbaut. Die Holzplatinen sind mit Messinghülsen versehen, wie es üblich ist bei Holzplatinenwerke von Schwarzwalduhren.
Gruss Wega49 Peter.

[derTeichfloh]

Hallo Peter,

na dann sei mal froh.
- eine kleine Ergänzung dazu: normalerweise ist es bei ALLEN HolzplatinenWerken üblich, Messinghülsen zu verwenden. Also nicht nur bei Schwarzwalduhren.
Plastehülsen ist bekanntlich eine Erfindung der neueren Zeit.
Aber Versuche, etwas anderes zu nehmen, gab es reichlich. So wurden Hülsen in Form von kleinen Blöcken aus einen afrikanischem Holz mit selbstschmierenden Eigenschaften verwendet. Oder aus sehr hartem Holz (Eisenholz)...
Selbst kleine Kugellager kamen zum Einsatz, insbesondere dort, war die größten Kräfte angreifen.
der Erfolg? stark wechselnd. Die Uhr mit dem Kugellager ist unbrauchbar, sie wurde mit einen Gewicht von 5kg angetrieben. Was allem anderem den Rest gab...

Gruß,
derTeichfloh