Ausbildungsstück Waagbalkenuhr

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droba
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Ausbildungsstück Waagbalkenuhr

Beitrag von droba » Di 25. Dez 2012, 23:13

Hallo Uhrenfreunde,

ich will Euch heute die Nachbildung einer Waagbalkenuhr zeigen, die von Auszubildenden im ersten Lehrjahr (!) zum Mechatroniker auf CNC-Maschinen hergestellt wurde. Natürlich fehlt dieser Uhr der Reiz und die Schönheit einer historischen Uhr, aber sie ist mit einer Präzision gefertigt, von der man früher nur träumen konnte.

Bild

Wieviel mehr mussten sich da unsere Vorfahren quälen und die Räder von Hand vorsägen, drehen, die Zähne einfeilen und, und, und...


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Gnomus
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Re: Ausbildungsstück Waagbalkenuhr

Beitrag von Gnomus » Mi 26. Dez 2012, 12:26

Find ich sehr gut, daß sowas gelehrt wird. Auch wenn sie nicht so genau geht, aber es ist eine richtig selbst gebaute Uhr, nicht sowas wie Quarzwerk in ein selbst gemachtes Gehäuse stecken. Und man bekommt Einblick in ganz alte Uhrentechnik.
Nur eins stört mich: Haben Einzeiger-Uhren nicht einer Viertel-Teilung zwischen den Stunden? Eine 5er-Teilung hat ja nur bei einem Minutenzeiger Sinn.
Gruß
Micha

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wahli76
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Re: Ausbildungsstück Waagbalkenuhr

Beitrag von wahli76 » Mi 26. Dez 2012, 14:04

Hallo Gnomus,

stimmt, die Einzeigeruhren hatten oft eine Viererteilung, und in der Regel innen am Zahlenreif, siehe z.B. englische "Lantern-Clocks".

Ansonsten ist die Uhr gut gelungen; für den angehenden Mechatroniker vielleicht der Einstieg in ein schönes Hobby!

Viele Grüße

Kurt

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Gnomus
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Re: Ausbildungsstück Waagbalkenuhr

Beitrag von Gnomus » Mi 26. Dez 2012, 21:56

wahli76 hat geschrieben:für den angehenden Mechatroniker vielleicht der Einstieg in ein schönes Hobby!
Würde ich ihm auch wünschen!
Gruß
Micha

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droba
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Re: Ausbildungsstück Waagbalkenuhr

Beitrag von droba » Mi 26. Dez 2012, 22:06

Hallo Gnomus,

Du weißt ja gar nicht, wie Du mir aus der Seele sprichst- die Uhr hat nämlich mein Sohn im Rahmen seiner Ausbildung gemacht. Er ist heute Ingenieur, aber bis jetzt hat er bei Uhren noch nicht angebissen.

Ich habe jetzt die Uhr mal aufgehängt und ihr in unserer Wohnung einen Platz zugewiesen, damit sie zu Ehren kommt. Ich habe den Eindruck, das hat meinen Sohn jetzt doch gefreut. Mal abwarten...


droba

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Gnomus
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Re: Ausbildungsstück Waagbalkenuhr

Beitrag von Gnomus » Mi 26. Dez 2012, 22:30

Dann wünsche ich umso mehr, daß er doch noch Gefallen an mechanischen Uhrwerken findet!
Meine Töchter hatten im Werkunterricht je eine Uhr für mich gebastelt, natürlich ein Quarzwerk in ein selbstgebasteltes Holzwerk. Hatte mich aber sehr darüber gefreut, allerdings hat meine Ex eine davon okkupiert, was ich sehr ungerecht finde.
Ich wollte ja meiner großen eine Uhrmacherausbildung schmackhaft machen, aber sie kann wegen Rücken nicht so lange sitzen und hat auch Angst um ihre Augen. Schade! Die Geschicklichkeit und das technische Einfühlungsvermögen hätte sie schon gehabt, in Mathe ist sie auch sehr gut. Aber sie muß ihren eigenen Weg gehen.
Gruß
Micha

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droba
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Re: Ausbildungsstück Waagbalkenuhr

Beitrag von droba » Mi 26. Dez 2012, 23:03

So isses!

Freundlicher Gruß!

droba

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Re: Ausbildungsstück Waagbalkenuhr

Beitrag von droba » So 6. Jan 2013, 17:53

Hallo Uhrenfreunde,

diese Waagbalkenuhr hat mich in den letzten Tagen weiter beschäftigt: Ich beschloss, die Genauigkeit der Spindelhemmung auszutesten. Aber natürlich erwartete ich keine sonderliche Genauigkeit, da Waagbalkenuhren als sehr ungenaue Zeitmesser gelten.

Beim ersten Probelauf ging die Uhr auch in 7 Stunden Laufzeit etwa eine Stunde vor (!!): Es war klar, dass die Einstellung vollkommen daneben ist.

Als Erstes erhielten die Spindellappen mehr Eingriff, was sich sofort positiv bemerkbar machte. Die Waag schwingt dadurch weiter aus und die Uhr geht langsamer.

Die Spindellappen wurden nun solange verstellt, bis die Uhr in 24 Stunden bei einer Genauigkeit von etwa 8 Minuten war. (Das Zifferblatt lässt sich trotz der Einzeigerfunktion recht genau ablesen: Bei den vollen Stunden sowieso und durch die Fünfer-Teilung entspricht ein Teilstrich immer 12 Minuten.)

Mit der Genauigkeit von war ich schon recht zufrieden und ich erwartete keine wesentliche Verbesserung der Ganeauigkeit über das Verschieben der Gewichte auf dem Waagbalken mehr.

Ich wurde positiv überrascht!

Als ich die Gewichte der Waag behutsam verschob, steigerte sich die Genauigkeit weiter und nun liegt die Uhr schon zwei Tage bei einer Genauigkeit von etwa 2 Minuten in 24 Stunden.

Damit dürfte das Maximum der Genauigkeit für eine Waagbalkenuhr erreicht sein.

droba

walter der jüngere

Re: Ausbildungsstück Waagbalkenuhr

Beitrag von walter der jüngere » So 6. Jan 2013, 18:34

Hallo,

@droba:

Solche Ergebnisse sind prinzipiell schön und erfreuen das Gemüt - meist (nach meiner Erfahrung leider ziemlich oft) aber nicht lange.
Denn: Der Gang, die Gangabweichung, anders ausgedrückt, variiert. Und zwar je nach Temperatur, Zustand und Menge des gerade aktiven Öles - und natürlich der Umgebung, in der diese Uhr sich befindet.
Gut, man mag einwenden, es wird Silikon- oder anderes synthetisches Öl verwendet und die Temperatur / das Raumklima sei auch immer genau gleich.
Das verbessert die Sache zwar, aber auch nur etwas.
Je länger die Uhr (vor allem absolut unkorrigiert) läuft, also pausenlos und ununterbrochen arbeitet, umso so stärker treten spezielle Gangveränderungen auf.
Wird etwa die Waag angehoben (um z.B. die Uhr "schnell mal" zu stellen, weil der Zeiger zu fest sitzt) oder angehalten, oder die Uhr steht, weil vergessen wurde, sie aufzuziehen - all das schlägt sich bei solchen Uhren nur allzu oft in den jeweils (daraufhin) veränderten Gangergebnissen (u.a. bedingt durch die Wanderung der Schmiermittel) nieder.
Es war eine zeitlang ein Projekt von mir, genau dies zu beobachten und zu vergleichen.
Daher diese Anmerkungen.

Mein Fazit: Da an diesen Uhren i.d.R. oft genug nachjustiert bzw. auf andere Weise der Gang manipuliert wird, lässt sich die eigentlich gegebene (Langzeit-) Ungenauigkeit in der gelebten Praxis umso leichter ertragen.

In gewisser Weise lassen sich übrigens diese Erkenntnisse auch auf Spindeluhren bzw. von Spindeluhren auf diese Uhren übertragen. Die Hemmung ist ja mehr als ähnlich, auch wenn manche Parameter doch anders sind.
Die Frage der Schmierungs- und Schmiermittelveränderung bleibt davon jedoch einigermaßen unberührt, und damit vergleichbar.

Walter d. J.

winne
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Re: Ausbildungsstück Waagbalkenuhr

Beitrag von winne » So 6. Jan 2013, 19:16

Hallo

Droba ich bin überrascht ein außergewöhnlich schönes Ergebnis für eine - Waagbalkenuhr-
Da kommt zu recht Freude auf!
Spricht aber wohl auch für die gute Verzahnung der Uhr was bei den Antiken Uhren wohl
Nicht so möglich war.
Denkt man an die ersten Pendeluhren von Christian Huygens mit Gangergebnissen von
1 bis 3 Sekunden am Tag was selbst nach heutigen Maßstäben als gut zu bezeichnen ist.
Wie revolutionierend dieses Ergebnis im Zeitalter der Waagbalkenuhren war kann man
Nur erahnen.
Das die Uhr so gut läuft spricht auch für die gute Arbeit ihres Erbauer!
Ob sie das Ergebnis lange hält bleib abzuwarten aber warum nicht.

Gruß Winne

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