wofür diente dieses einzigartige Zifferblatt

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JoH
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Re: wofür diente dieses einzigartige Zifferblatt

Beitrag von JoH » Mi 13. Nov 2024, 11:55

Inzwischen habe ich herausgefunden, dass das Teil „Taktmesser“ heißt. Für weitere Recherchen ist es wichtig, die damalige Bezeichnung zu kennen.

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Joseph Schmid aus Wien war offensichtlich ein Hauptlieferant.

In einem Beitrag in der DUZ von 1915 wird von Uhren mit einem „im Kreis herumspringenden Zeiger, die es seit Jahrzehnten gibt, die jedoch nur eine unveränderliche Schrittzahl anzeigen, gesprochen. Das veranlaßte den ungarischen Leutnant Mary eine Uhr mit sechs Takträdern für wechselnde Tempi zu entwickeln. Ein Muster wurde vom Uhrmacher Emil Froelich (Berlin) gebaut, die Uhr dann von Le Phare in Le Locle produziert und von Zenith vertrieben.

Tb.jpg
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JoH
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Re: wofür diente dieses einzigartige Zifferblatt

Beitrag von JoH » Mi 13. Nov 2024, 11:59

In KlassikUhren 2/1998 wird ein Bericht der DUZ aus den 1920er Jahren übernommen, der einen Taktmesser von Breguet vorstellt.
(Bilder aus KlassikUhren 2/1998)

Tc.jpg
Td.jpg
Te.jpg

Der Mechanismus wird im Beitrag erläutert und entspricht in seiner Komplexität dem Meister.

Es gilt nun herauszufinden, wie in meinem Taktmesser der Tempowechsel realisiert wurde. Ich arbeite daran.

Joachim
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friedrichsthaler
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Re: wofür diente dieses einzigartige Zifferblatt

Beitrag von friedrichsthaler » Sa 16. Nov 2024, 19:30

Große Klasse, eine spitzen Recherche.

Peter,.... als Du Landrock erwähnt hast musste ich an eine Abschnitt aus dem Buch seines Vaters und eifrigen Sammlers Horst denken. Im Buch Uhren der Sammlung Landrock erklärt er auf Seite 47-48 die Umstände zur Entstehung der ersten Marschtempo Spezialuhr durch einen leider nicht genannten Berliner Uhrmacher wie folgt:

Der "alte Dessauer", General unter dem gestrengen Preußenkönig Wilhelm I. -den man auch Soldatenkönig nannte-, Vater des bekannteren Friedrich II., führte den Gleichschritt im preußischen Heere ein. Neben den rein praktischen Erwägungen --daß keiner aus der Reihe tanzt, wenn es gegen den Feind geht--. hatte die Angelegenheit auch psychologische Beweggründe, die auf Disziplin abgestimmt waren. Diese "Erfindung" machte weltweit Schule, und es gibt heute kaum ein Heer unseres Planeten, in dem die Rekrutenausbildung nicht mit dem Erlernen des Gleichschritts beginnt.
Bei Paraden kam in Preußen bald die "verfeinerte Form" des Gleichschritts , der Paradeschritt dazu.
Ende des 19.Jahrhunderts fand anlässlich des Staatsbesuches eines ausländischen Potentaten zu dessen Ehren eine Millitärparade statt. Sie wurde zum Fiasko. Der Pauker des Kaiserlichen Garderegiments hatte ein falsches Schrittmaß gepaukt, und so geriet die Marschkolonne außer Takt. Der Regimentspauker entging mit knapper Not dem Karzer. Seine Vorgesetzten hielten ihm eine deftige Standpauke. Der sonst untadelige Mann schwor, dass sich ähnliches nie wieder ereignen werde solange er die Pauke schlagen würde. Grundlage dafür, daß der Gleichschritt eingehalten wird ist das "Marschtempo 14", um die kürzeren Schritte der kleineren und die längeren der großen Marschierer auf einen Nenner zu bringen. Bei Tempo 13 oder 15 klappt die Sache nicht mehr. In seiner Bedrängniss kam dem Regimentspauker eine glänzende Erleuchtung. Er suchte einen Berliner Uhrmacher auf der ihm eine Spezialuhr anfertigte. Abgestimmt auf das erforderliche Marschtempo, gab nun das Schlagwerk einer Taschenuhr den Takt an, der aus der oberen Brusttasche des Soldatenrocks des Regimentspaukers ertönte-einem Metronom in seiner Arbeitsweise vergleichbar. Ein Uhrmacher aus Berlin rettete auf diese etwas ungewöhnliche Weise preußische Paraden. Der Regimentspauker der Kaiserlichen Garde schlug fortan den richtigen Takt.
Was der Regimentspauker mit Landrocks Sammlung zu tun hat? Eines Tages kam ein betagter Herr zu Landrock, der Neffe des besagten Regimentspaukers. Er hatte keine Erben undwünschte daß Landrock dieses kuriose Exemplar in seine Sammlung aufnehme, damit es nicht in unkundige Hände gelange.

Soweit Landrocks Ausführungen, der begeisterte Uhrensammler Horst hat seine Sammlung an seinen Sohn Dieter vererbt. Leider sind beide verstorben und ihre Sammlung wurde an verschiedene Auktionshäuser und Abnehmer größerer Posten verkauft. 2 Spindeltaschenuhrwerke, eins von Rabert und eins von Ravene sowie zwei Miniaturgehäuse für Taschenuhrwerke habe ich durch Zufall aus dieser Sammlung erworben, als ich bemerkte woher die Werke Ihren Ursprung hatten habe ich Landrock Bücher zur weiteren Recherche gekauft und so auch von der Regimentspauker Uhr erfahren. Leider konnte ich bei mir bekannten Quellen keinen Hinweis über den Verbleib der Regimentspauker Uhr in Erfahrung bringen. In den Büchern gibt es leider keine Abbildung von der Uhr.....

Uhrige Grüße, Thomas

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