DUFA Standuhr -- mit Herausforderungen

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standuhrfan
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DUFA Standuhr -- mit Herausforderungen

Beitrag von standuhrfan » So 20. Dez 2015, 17:46

Hallo, ich bin durch Zufall auf Euer Forum gestoßen und bin beeindruckt. Habe kürzlich eine DUFA-Standuhr über eine Kollegin bekommen und mir damit einen lange gehegten Traum (kurz vor Weihnachten) erfüllen können. Wie vielleicht zu erwarten, funktioniert nicht mehr alles, die Uhr stand wohl viele Jahre auf dem Dachboden und sollte -- ich trau mich kaum, es zu schreiben: zerhackt werden ...

Durch verschiedene Beiträge habe ich nun schon herausgefunden, dass der Gong eine Repetierfunktion hat (und wozu das gut ist) -- sowas kannte ich noch gar nicht, hatte mich anfangs nur über die kleine zusätzliche Strippe gewundert ...

Das erste Problem der Demontage ließ sich nach einer Weile probieren lösen. Das zweite war, dass die Läutemechanik nicht mehr so ganz wollte.
Hier
Laeutemechanik.JPG
ist ein "Nockenrad" (so hätte ich's genannt) hinter den Zahnrädern mit großer Schraube befestigt (hier leider kaum zu sehen); dieses aktivierte zwar kurz vor der vollen Stunde die Läuterei, ging aber dann nicht mehr von alleine in seine Ausgangsstellung zurück, so dass die Sperre obenblieb. Dies ließ sich durch Ausbau, Reinigung des Lagers und ein kleinen bisschen Silikon-Modellbaufett (ich hoffe, das ist geeignet) beheben.

Ein weiteres Problem ist nun, dass das Pendel, was dabei war, offensichtlich nicht an die Aufhängung (siehe im Bild "Rueckansicht") passt.
Am Pendel selbst war das hier gezeigte Teil angeschraubt:
Pendelbefestigung.JPG
.
Hat jemand eventuell eine Idee, ob da nur noch ein kleines Teil dazwischen fehlt? Man könnte es ja auch mit Draht befestigen, aber das ist ja sicher nicht so gedacht ...

Hier noch ein paar Bilder:
Frontansicht.JPG
Rueckansicht.JPG
Der Uhrenkasten ist aus dunklem Holz und für meinen Geschmack auch ganz schick, nicht kitschig ... Ein Bild kann ich bei Bedarf demnächst noch liefern.

Eingestaubt war das Werk eigentlich fast gar nicht. Soweit ich es bisher verstanden habe, wird dennoch meist empfohlen, das Werk auseinanderzunehmen, zu reinigen und wieder zusammenzusetzen. Hmm, bin zwar schon eher ein Bastler, aber eher mit Elektroniksachen vertraut. An Mechanik -- und noch dazu so schöne alte -- habe ich mich bisher noch nicht so recht 'rangetraut. Auseinanderbauen mag ja noch gehen, aber ob ich dann alles wieder richtig zusammen und vor allem justiert kriege ..
Könnte man auch das Werk im Ganzen z.B. mit Waschbenzin spülen? Oder im Ultraschallbad? Werde mich bestimmt noch öfter hier im Forum melden müssen -- wie gut, dass es sowas gibt! Danke dafür alleine schonmal.

Viele Grüße!
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Gnomus
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Re: DUFA Standuhr -- mit Herausforderungen

Beitrag von Gnomus » Di 22. Dez 2015, 23:46

Hallo Standuhrfan,
willkommen hier im Forum und Glückwunsch zu der Standuhr!
Was die Pendelaufhängung betrifft: Ich glaube, da fehlt von den Teilen her nix, die passen nur nicht zusammen. Am besten, Du baust Dir z.B. aus Messingblech eine neue Pendelbefestigung. Den unteren Teil kannst Du so machen wie auf dem Foto, oben biegst Du 2 Haken, die in die Pendelverlängerung (letztes Bild, das Teil, was nach unten raus ragt) eingreifen. Falls ich mich nicht klar genug ausgedrückt haben sollte, mache ich Dir auch gerne eine kleine Skizze.
BTW, Waschbenzin ist OK. Ob beim Schlagwerk das Silikon-Modellbaufett geeignet ist, kann ich Dir nicht sagen. Rein gefühlsmäßig würde ich zu einem relativ dünnflüssigem Öl tendieren, denn beim Schlagwerk gibt es einige Hebel, die trotz ihres geringen Gewichts leicht und schnell nach unten fallen müssen. Fette würden auf Grund ihrer Zähigkeit eher bremsen, bzw den Fall verlangsamen. Möglicherweise gibt es da aber andere Lehrmeinungen.
Kurz zur Begriffserklärung:
Mit dem "Nockenrad" meinst Du sicher den "Schöpfer". Das ist die Nockenscheibe, die auf der Schöpfradwelle aufgepreßt ist. Der Schöpfer hat einen Stift, mit dem er bei jedem Schlag den Rechen um einen Zahn anhebt, also nach oben "schöpft". Der Rechen ist auf Deinem 1. Foto gut zu sehen, das ist der Hebel mit dem Zahnradsegment oben. Vom Rechen geht noch ein Hebel ab, der beim Fallen des Rechens (kurz vor der Auslösung des Schlagwerks) auf die sog. Stundenstaffel fällt. Die Staffel ist auch eine Art Nockenscheibe und ist auf dem Stundenrohr befestigt. Das Stundenrohr ist die Hohlwelle, die sich um die Minutenwelle dreht. Je nach Stunde hat die Stundenstaffel ein bestimmtes Höhenniveau, auf den dann der Hebel des Rechens fällt. Dannn wird der Rechen so oft "geschöpft", bis der Einfallhebel (auf Deinem Foto links oben) hinter den Rechen fällt und den Schöpfer blockiert.
standuhrfan hat geschrieben: und sollte -- ich trau mich kaum, es zu schreiben: zerhackt werden ...
Ganz im Gegenteil! Du mußt Dich nicht schämen, das zu schreiben. Sei stolz, wenn Du die Uhr retten konntest! Meine Eltern hatten 2 Regulatoren. Einen konnte ich retten. Der andere wurde schon zu meiner frühen Kindheit auseinander genommen. Eine Platine wurde in der Mitte durchgebrochen, die beiden Messingteile wurden dann z.B. dem Fleischwolf untergelegt, damit die Küchentischplatte geschont wurde. Zum Glück konnte ich die andere Platine retten, so will ich demnächst versuchen, die Uhr zu bestimmen.
Gruß
Micha

standuhrfan
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Re: DUFA Standuhr -- mit Herausforderungen

Beitrag von standuhrfan » Mi 23. Dez 2015, 18:13

Hallo Gnomus,
vielen Dank für die Erklärungen. Dann kann man sich wenigstens mal vernünftig ausdrücken ...
Mit dem"Nockenrad" meinte ich allerdings noch ein anderes Teil, hab's im Bild mal mit einem (etwas krakligen) Pfeil versehen:
Laeutemechanik2.JPG
Inzwischen habe ich das Pendel mit etwas Kupferdraht provisorisch befestigt und die tierisch schweren Gewichte angehängt. Sie steht zwar noch nicht richtig gerade, aber das Pendel hört leider nach ein paar Minuten auf zu ticken. Nun wird die Uhr morgen bei der Bescherung (sie wird ein Geschenk für die ganze Familie, aber natürlich war sie vor allem mein eigener Wunsch) ihren richtigen ganz aufrechten Platz bekommen, da werde ich es nochmal probieren.

Allerdings sind vom Gong, der eigentlich fünf Stäbe hat (die Halterung ist mit "Largo Gong V" beschriftet) zwei Stäbe aus ihren Halterungen herausgebrochen. Kriegt man sowas nachgekauft? Ich hatte schon gelesen, dass diese eingelötet sind, wenn man die Bruchstücke aus- und dei Stabreste stattdessen einlöten würde, dürfte ja eher Katzenjammer 'rauskommen ...

Und nochmal zur Reinigung: Meinst Du, dass ich das ganze Werk für eine Weile in Waschbenzin legen könnte? Oder besser damit auspinseln? Ich hoffe ja, dass danach wieder tickt ...

Auf der Rückseite habe ich übrigens noch dieses Etikett gefunden:
Etikett.jpg
Also 5113 / 37074 dann 399/8 213 ...
Kann man aus den Angaben irgendwas ableiten? Sie ist wohl von DUFA aus Leipzig und aus der ersten oder zweiten Dekade des letzten Jahrhunderts, also zw. 1910 und 1920 gekauft worden.

Nun bin ich mal vor allem gespannt, was meine Leute morgen dazu sagen werden!
Viele Grüße!

Hier nochmal ein Bild im Ganzen:
DieUhr.jpg
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Gnomus
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Re: DUFA Standuhr -- mit Herausforderungen

Beitrag von Gnomus » Mi 23. Dez 2015, 22:15

hallo Standuhrfan,
habe heute leider nicht viel Zeit und Muse, aber 9ch versuche trotzdem, Dir auf die Schnelle ein paar Antworten zu geben.
standuhrfan hat geschrieben:Sie steht zwar noch nicht richtig gerade, aber das Pendel hört leider nach ein paar Minuten auf zu ticken.
Kann sein daß der "Abfall" nicht gleichmäßig ist. Macht die Uhr ordentlich "tick..tack..tick..tack" oder eher "ticktack....ticktack"? Selbst wenn die Uhr "ordentlich im Wasser steht", wie manche Handwerker sagen (gemeint ist damit, daß das Teil ordentlich mit der Wasserwaage ausgerichtet wurde), bedeutet das noch lange nicht, daß die Uhr betreffs senkrecht und waagerecht auch der gleichen Meinung ist. Nun kann man es der Uhr durch Unterlegen von Pappe recht machen, oder man macht einen kleinen Eingriff ins Uhrwerk. Aber da warte ich erstmal Deine Antwort ab.
standuhrfan hat geschrieben:Allerdings sind vom Gong, der eigentlich fünf Stäbe hat (die Halterung ist mit "Largo Gong V" beschriftet) zwei Stäbe aus ihren Halterungen herausgebrochen. Kriegt man sowas nachgekauft?"
Ich kann mal nachgucken, ob das noch bei SELVA bestellbar ist. Vielleicht wissen andere User noch was günstigeres.
standuhrfan hat geschrieben: Und nochmal zur Reinigung: Meinst Du, dass ich das ganze Werk für eine Weile in Waschbenzin legen könnte? Oder besser damit auspinseln? Ich hoffe ja, dass danach wieder tickt ...
Einlegen! Und dann ausspülen. Dan am besten mit einem Fön trocknen. Das alles ist aber eigentlich mehr für den groben Dreck gut. Es gibt ja Leute, die ihre Uhren mit Salatöl geölt haben (schon mehrfach erlebt). Den Mist kriegt man nicht mal mit Spiritus raus, da muß dann schon Benzin ran. Und danach muß das Werk auf jeden Fall geölt werden. Wenn es trocken läuft, nutzen sich die Lager schnell ab. Am besten wäre eine vollständige Demontage des Werks. Dann mit Putzhölzchen (es gehen auch angespitzte Streichhölzer, Zahnstocher sind evtl. zu hart., oder dünne Fichten- oder Kiefernholzspäne) die Lager sauber reiben. Nicht zu überschätzen ist aber die Montage des Schlagwerks, hier ist sehr wichtig, daß alle Räder, die irgendwelche Stifte oder Nocken haben, im richtigen Eingriff zueinander stehen. Vielleicht kannst Du die zusammengehörigen Zähne irgendwie markieren, z.B. mit Faserstift.
So, und nun mach Dich ans Werk. Aber wenn die Uhr zu Heiligabend erstmal ein paar Takte ticken soll, dann mach Deinen Leuten die Freude, mit dem Versprechen, die Uhr danach ordentlich zu überholen. Und dazu werden Dir sicher auch noch andere Leute aus dem Forum weiter helfen.

Achja, dann muß ich noch dazu sagen, daß ich auch nur ein Laie bin ("Pfuscher"), es kann durchaus sein, daß einige Fachleute zu bestimmten Punkten anderer Meinung sind. (Und ich bin immer dankbar, wenn ich was dazu lernen kann.)
Gruß
Micha

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