Wie alt ist diese Pfeilkreuz-Standuhr?

[lasser]

Hallo!

Ich bin neu hier, also erstmal ein freundliches 'Hallo!'

Kurz zu mir: Ich bin ein 45-jähriger nichtrauchender echter Fischkopp mit Familie und Sinn fürs Grobe und Feine bei Holz.

Zu Euch führt mich die Erfüllung eines sehr lange gehegten Wunsches, nämlich eine schöne Boden-Standuhr mit Gewichten. Ich habe sie über ebay gekauft, mit einigen Widrigkeiten nach Hause geschafft und wunderbar zum Klingen (Bim Bam) und Laufen gebracht.

Es ist eine Pfeilkreuz mit Rechenwerk. Serien-Nr.(? Katalog-Nr.?) laut Rückwandaufdruck No.5755, Uhrwerk-Nr. laut Punze P112. Mich interessiert jetzt wie alt diese Uhr nun ist. Ich weiß, dass Pfeilkreuz 1930 in Junghans aufgegangen ist, ihr Alter ist also schonmal > 83 Jahre.

Der Aufkleber "Gong-Kontrolle" ist mit 1930 gestempelt. Wurde diese Kontrolle noch im Werk gemacht oder war das eine Leistung eines Uhrmachers nach x Jahren?

Ich würd mich freuen, wenn Ihr mich vielleicht genauer aufklären könntet, und auch noch ein paar Kommentare zum Zustand gebt.

Bilder und genauere Beschreibung unter
http://lassowski.dyndns.org/BierderLOG/?e=77

Wenn Ihr noch mehr Informationen braucht versuch ich die natürlich zu liefern.

Vielen Dank und schöne Grüße

[petsch]

Hallo Lasser und willkommen im Forum,

es wäre schön, wenn Du die Fotos bei uns als Anhang in den Beitrag einfügst, dann habe spätere Leser auch noch etwas davon.

Vom Aussehen der Standuhr würde ich sie nicht für viel älter sondern fast für noch jünger halten als 1930. Ich weiß aber jetzt nicht, ob und wie lange noch Junghans die Uhren unter dem Namen Pfeilkreuz verkauft hat.

Die Nummer auf dem Werk P112 ist keine Seriennummer sondern bezieht sich hier wahrscheinlich auf die Pendellänge.

Gruß
Peter

[lasser]

Hallo Lasser und willkommen im Forum,

Danke!

es wäre schön, wenn Du die Fotos bei uns als Anhang in den Beitrag einfügst

Klar kann ich das, obwohl meine Seite eher noch 'ne Weile onlne sein wird Leider kann ich meinen Beitrag nicht mehr ändern, daher die Fotos jetzt in diesem.

Vom Aussehen der Standuhr würde ich sie nicht für viel älter sondern fast für noch jünger halten als 1930

Hm, spricht da nicht der Kontroll-Aufkleber gegen?

Die Nummer auf dem Werk P112 ist keine Seriennummer sondern bezieht sich hier wahrscheinlich auf die Pendellänge.

Wie wird denn die Pendellänge gemessen? Drehpunkt bis Schwerpunkt des Pendels (also etwas über Linsenmitte) oder Drehpunkt bis Unterkante der Stellschraube unter der Pendellinse?

Grüße

[soaringjoy]

Hallo Lasser und willkommen!

Deine Uhr ist ein typisches Pfeilkreuz/Junghans "Mischprodukt" aus der Zeit.
Das Zifferblatt ist eins der am häufigsten von Junghans verwendeten Designs.
Das Uhrwerk ist eine Variation des HAU Werktyps 45, welches 1912 eingeführt
und bis in die 1930er Jahre gebaut wurde. Es dürfte demnach eines der ziemlich
letzten Uhrwerke sein, die noch tatsächlich bei der HAU gebaut wurden.
Die 5755 dürfte die Modellnummer der Uhr sein. Das Gehäuse selbst ist ein Beispiel
für die neuen "sachlichen" Stile, die just 1929/1930 eingeführt worden sind.

Jürgen

[KleineSekunde]

Hallo Lasser,

auch von mir ein herzliches Willkommen im Forum und viel Spaß hier!

Die Nummer auf dem Werk P112 ist keine Seriennummer sondern bezieht sich hier wahrscheinlich auf die Pendellänge.

Da würde ich zustimmen.

Das Werk macht zunächst einen recht guten Eindruck. Aber im dauerhaft Spaß an der Uhr zu haben, könnte es eventuell sinnvoll sein, das Werk zu reinigen und neu zu ölen.

Viel Spaß mit der Uhr!

Schöne Grüße

Guido / KleineSekunde

[errata]

Andere Hersteller haben um diese Zeit ähnliche Gehäuse verwendet. Als Beispiel hier meine 1927er DUFA Standuhr.

IMG_0337.JPG

[lasser]

Moin!
Vielen Dank nochmal für das herzliche Willkommen! Und für die Hinweise, die ja für ein Baujahr der Uhr Ende der 1920er sprechen. Schön, so eine Uhr zu haben, um die herum so einiges geschehen sein dürfte...

Zum Uhrwerk: Ich habe den Abfall ziemlich genau hinbekommen, glaube ich. Ich kann zwar nicht nachmessen, aber ich habe ich ein ausgesprochenes gutes Taktgefühl und mich stören schon kleinste Uregelmäßigkeiten. Sie kommt nach 24 Stunden auf die Sekunde da an, wo sie soll. Und ein Reinigen trau ich mir nicht zu, ich habe noch nie ein Uhrwerk wieder zusammenbekommen

Vielleicht weiß ja noch jemand was über das Uhrengeschäft oder den Uhrmacher Jachasch/Jachesch/Jachosch aus Dresden, Leipziger Str. 147 was? Die Namen tauchen zwar mehr oder minder häufig im Netz auf, aber da 'jachasch' hebräisch ist schwant mir da böses...

Seid gegrüßt

[Junghans]

Hallo!

Bei der Pendellänge ist es so, dass hier mit dem P112 sowohl die Pendellänge als auch das "Kaliber" des Werks bezeichnet werden. Für die Änderung der Pendellänge sind andere Übersetzungen nötig, also auch eine andere Bauweise untereinander, sodass man es durchaus auch als Kaliber bezeichnen kann.

Für die Pendellänge gibt es die meist übliche Regel von Zeigerwerk bis Pendelspitze ODER Zeigerwerk bis Masseschwerpunkt des Pendels. Dieser müsste sich - je nachdem wie schwer die Pendelstange ist - im unteren Drittel der Pendelscheibe befinden. Das Pendel müsste dann von Aufhängung bis Masseschwerpunkt eine Länge von 994mm haben, denn das ist die exakte Länge eines "Sekundenpendels" mit 2 Sekunden Länge für eine komplette Vollschwingung.

In diesem Fall müsste also die Regel Zeigerwerk bis Pendelspitze gelten - einfach mal nachmessen

Für Recherchen zu solchen alten Handwerksbetrieben oder gar Wiederverkäufern wie Möbelgeschäfte oder dergl. kann auch eine Anfrage beim zuständigen Stadtarchiv helfen (Werbung aus der Zeit..).

Der Möbelstil lässt sich dem Art Déco bzw. der daraus resultierenden "Neuen Sachlichkeit" zuordnen, beide ausgehend von der Éxposition des Arts décoratifs 1925 in Paris. Diese Stile hielten sich bis weit in die 30er Jahre hinein.

Viele Grüße, Junghans

[lasser]

Moin!

Für die Pendellänge gibt es die meist übliche Regel von Zeigerwerk bis Pendelspitze ODER Zeigerwerk bis Masseschwerpunkt des Pendels. ... In diesem Fall müsste also die Regel Zeigerwerk bis Pendelspitze gelten - einfach mal nachmessen

112cm von der Pendelaufhängung bis Unterkante Verstellschraube des Pendels.

Für Recherchen zu solchen alten Handwerksbetrieben oder gar Wiederverkäufern wie Möbelgeschäfte oder dergl. kann auch eine Anfrage beim zuständigen Stadtarchiv helfen (Werbung aus der Zeit..).

Ah, ok. Ich habe die Handwerkskammer in Dresden kontaktiert, aber die schweigen bisher. Und auf die Idee, dass "Jachasch" ein Möbelgeschäft gewesen sein könnte bin ich nun gar nicht gekommen. Vllt. hat das Stadtarchiv ja was.

Der Möbelstil lässt sich dem Art Déco bzw. der daraus resultierenden "Neuen Sachlichkeit" zuordnen, beide ausgehend von der Éxposition des Arts décoratifs 1925 in Paris. Diese Stile hielten sich bis weit in die 30er Jahre hinein.

Super, dann weiß ich jetzt woran ich bin mit der Uhr. Das absolut genaue Baujahr wird sich wohl nicht ergründen lassen, aber die Eingrenzung auf 1925-1930 ist mir genau genug.

Vielen Dank Euch allen für die Tipps und Hinweise. Sollte ich noch tatsächlich noch was über den Uhrmacher/das Geschäft herausfinden, dann werde ich das hier posten.

Seid gegrüßt!